• Seit einer Woche sind Ferien und eigentlich sollte ich schon längst unterwegs sein. Problem: Ich weiß gar nicht, was ich eigentlich will oder wohin ich will. Na ja, ich weiß schon, wohin ich will, aber das sollte ich besser lassen. Die meisten Menschen haben Traumziele, zum Beispiel kenne ich jemanden, der unbedingt mal die antikenMaroc Monumente des Irak sehen will. Ja, Babylon würde ich auch gern sehen. Mein Traumziel Nummer 1 ist der Jemen, die Architektur der alten Häuser von Sanaa ist atemberaubend, hoffentlich bleibt davon noch was übrig nach dem Krieg mit Saudi Arabien.
    Auch nach Algerien möchte ich mal reisen, was inzwischen vielleicht nicht mehr so gefährlich ist. Ein guter Ersatz wäre Marokko, aber da ist es gerade heiß. Ich glaube, das Schema wird klar. 

    Früher habe ich Insel-Hopping in Griechenland gemacht, man kommt irgendwo mit der Fähre an und am Hafen stehen Leute, die Zimmer vermieten. Das war toll, aber gibt es das noch? Sind die heute vielleicht alle auf Booking?

    Italien mag ich auch sehr, da war ich aber letztes Jahr, man sollte doch keine Routine aufkommen lassen. Oh ja, Frankreich, mehr Routine geht fast nicht.

    Vielleicht sollte ich mal Osteuropa vertiefen oder die Erdhalbkugel wechseln.
    Meine Besta will mich nach Afrika verfrachten, aber eigentlich interessiere ich mich nur für Nordafrika. Asien interessiert mich auch nicht übermäßig, dafür aber Mittel- und Südamerika. Nächstes Jahr habe ich dafür mehr Zeit.

    Wie ich mich kenne, lande ich in Frankreich, aber vielleicht niste ich mich auch einfach in Nütterden ein und kümmere mich da um den Garten.

    Ideen verzweifelt gesucht!


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  • Auf der Suche nach Alliterationen werde ich doch immer wieder fündig. Und der Buchstabe K liegt mir besonders am Herzen, obwohl auch durchaus unangenehme Phänomene wie Krieg, Krise, Kernkraft und Klimakatastrophe mit K beginnen. Aber eben auch schöne Dinge wie Kultur, Kunst und Kartoffelbrei.

    Nur finde ich, dass Kunst und Kartoffelbrei nicht kompatibel sind, besonders, wenn die Kunst mit Kartoffelbrei beworfen wird wie am Sonntag im Museum Barberini in Potsdam. Wie genau hilft das dem Klima? Und warum trifft es ausgerechnet die Impressionisten, im weitesten Sinne, und warum ausgerechnet Lebensmittel?Es geht auch ohne KlebstoffSonntag war es Monet, kürzlich wurde ein Van Gogh mit Tomatensuppe begossen. Möglicherweise liegt es an den Eingangskontrollen, mit Farbbeuteln käme man wohl überhaupt nicht rein. Aber Lebensmittel kann man sich im Museumsrestaurant beschaffen. Ich weiß nicht, ob es so war, aber ich erinnere mich an meinen Besuch im Louvre Lens in den Herbstferien, wo wir am Eingang unsere Taschen öffnen mussten und dann zuerst einmal Kaffee getrunken haben. Danach hat sich niemand mehr um die Taschen gekümmert. Es wird sein wie beim Fliegen, die paar Terroristen machen für alle entspannte Reisen oder Museumsbesuche schwierig.

    Zum Glück waren beide Bilder mit Glasscheiben geschützt, nur die Rahmen wurden beschädigt. Die Kunstbanausen der Letzten Generation klebten sich im Anschluss noch an der Wand fest. Das ist überhaupt der ganz heiße Scheiß, sich irgendwo festzukleben. Ich hätte da ja schon Angst, dass mich erboste Autofahrer oder Museumsbesucher einfach mit Gewalt von der Stelle schaffen, unter Zurücklassung meiner Haut. Intelligenterweise sollte man auch ein Lösungsmittel in der Tasche haben, oder einen Müsliriegel, wenn es mal länger dauert.

    Das hatten ein paar Möchtegern-Wissenschaftler nicht recht durchdacht, die sich im Tod am BodenPorsche-Pavillion bei VW am Boden festklebten. Sie wurden wohl gebeten zu gehen, aber sie hatten ja eine Mission. Nur haben die Mitarbeiter von VW bei Feierabend Licht und Heizung ausgemacht, man tut für den Klimaschutz halt, was man kann. Ein Herr Grimalda beschwert sich, man habe ihnen keine Töpfe für ihre Exkremente gegeben und auch keine Speisenauswahl, sie mussten essen, was VW ihnen vorsetzte. Ich bezweifle, dass man bei VW Nachttöpfe vorhält oder Lust hat, welche zu besorgen für Leute, die nicht aufs Klo gehen wollen, weil sie lieber am Boden kleben. Und ich wundere mich, dass man ihnen überhaupt etwas zu essen gab. Letztlich hat die Polizei nach 42 Stunden alle vom Boden gelöst und festgenommen. Da war Herr Grimalda aber schon weg, weil er seine medizinische Situation mit den angeklebten Händen für lebensbedrohlich hielt. Sollte er auch unbedingt sagen, damit seine Kumpel nicht denken, er hätte bloß keinen Bock mehr gehabt, in seiner eigenen Pisse auf dem kalten Betonboden zu sitzen. Vermutlich muss Herr Grimalda auch auf seine Hände achten, er spielt nämlich Klavier, wie man seinem Lebenslauf entnehmen kann, den er unbedarft ins Netz geladen hat, inklusive seiner Privatadresse.

    Hört sich das nach Häme an? Kann wohl sein. Ich habe großen Respekt für Wissenschaftler, die allen Idioten und Leugnern zum Trotz ihre Erkenntnisse verbreiten und zu sinnvollem Handeln aufrufen, selbst wenn sie bedroht werden, wie es leider oft geschieht. Auch für die Fridays for Future-Bewegung hege ich große Sympathie, desgleichen für Menschen, die in ihrem Rahmen versuchen, klimaschonend zu leben und zu handeln. Und das sollen sie ruhig auch der Welt kundtun, aber nicht durch sinnlose Symbolhandlungen. Und bei der Kunst hört der Spaß sowieso auf. Deshalb, ja, ich würde auch alle kleben lassen, die sich selbst irgendwo hinkleben.


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  • Immer noch nicht habe ich meinen Eintrag über das Bahnreisen geschrieben, zu viel hätte ich dazu zu sagen. Aber nun ist mein geniales Interrail-Ticket endgültig ausgelaufen und ich bin vorher noch auf Reisen gegangen. Allerdings habe ich mich für eine Kombination aus Auto und Zug entschieden, weil die französische Bahn kurz vor meiner Abreise gestreikt hatte. Diese Ängste hatte ich bereits mit der italienischen Bahn, die just zu dem Zeitpunkt streiken wollte, als ich nach Italien fuhr. Ich sah mich bereits mit meinem Koffer über die Alpen rollen, zum Glück kam es nicht dazu, mein Zug fuhr planmäßig durch nach Como.

    Also bin ich mit dem Auto nach Nordfrankreich gefahren, wo ich meine Besta treffen wollte. Mein Bahnticket konnte ich dann nutzen für Fahrten zm Beispiel nach Amiens und Paris, es hatte sich ja sowieso längst amortisiert. 

    Was mich aber dann kalt erwischte, war die französische Benzinknappheit, mehr noch die Dieselknappheit. Als ich losfuhr, war mein Tank noch für 700 km gefüllt, also kein Problem, und in Frankreich ist der Sprit zur Zeit viel (viel!!) billiger als in Deutschland. Natürlich habe ich nicht getankt, wollte mir in Frankreich den billigen Stoff kaufen. Die französische Regierung legt zur Zeit 30 Cent auf den Weltmarktpreis drauf, also kostet ein Liter Diesel um die 1,70 €. Das führt natürlich zu Tanktourismus, der hier in der Grenzregion ein übliches Phänomen ist und außer kleineren Staus vor Tankstellen in Kranenburg kein besonderes Problem darstellt. In Frankreich kommt aber noch dazu, dass die einheimische Firma Total von sich aus den Preis um weitere 20 Cent reduziert hat. Mir ist schleierhaft, warum sie das tat, auf jeden Fall führte es dazu, dass sie letztlich alle Tankstellen schließen musste, weil kein Sprit mehr nachkam, da derweil in den Raffinerien von Total gestreikt wurde. Die 20 Cent hätten sie vielleicht besser ihren Arbeitern bezahlen sollen. 

    Kennt ihr das, dass man im Urlaub nicht so genau mitkriegt, was in der Welt passiert? Jedenfalls hatte ich keine Ahnung, dass die Tankstellen von Total leer waren und den anderen inzwischen auch der Stoff ausging. Als ich also volltanken wollte, war vor der Tankstelle von Auchan in der Nähre des Hauses meiner Besta ein enormer Stau. Also beschlossen wir, einfach an eine Tankstelle zu fahren, die vielleicht ein bisschen teurer war. Zu unserem Entsetzen waren einige Tankstellen vollständig geschlossen und andere hatten noch Benzin, aber keinen Diesel. Mein Auto will aber durchaus nur mit Diesel fahren. Ich gestehe, dass uns die Problematik in dem Moment noch nicht vollständig bewusst war, meine Freundin musste ich tatsächlich dazu drängen, ihren eigenen Wagen mit E10 vollzutanken, als wir später bei einem Ausflug an einer Tankstelle vorbeikamen, an der die Schlange ziemlich kurz war. Zum Glück hat sie auf mich gehört, was nicht immer der Fall ist.

    Mit einer App konnte ich dann die gesamte Tragweite des Problems erkennen. Die meisten Tankstellen waren geschlossen oder hatten keinen Diesel, sogar auf der Autobahn. Und ich konnte nicht herausfinden, ob das Problem sich auch auf Belgien erstreckte, denn dorthin hätte ich es mühelos geschafft, mir blieben noch für 150 km Sprit im Tank. Aber in die Niederlande oder nach Deutschland wäre ich nicht mehr gekommen. Meine Freundin bot mir für den Notfall ihren vollgetankten Wagen an, sie ist halt einfach die Beste. Das zeigte sich dann auch am Abend, als sie ganz lieb und geduldig mit mir vor besagter Tankstelle von Auchan anstand, weil meine und eine andere App ihres Sohnes sagte, dass es dort noch Diesel gäbe. Ich will hier nicht das Wechselbad der Gefühle beschreiben, dass wir während der anderthalb Stunden in der Warteschlange erlebten, denn am Schluss konnte ich volltanken und fühlte mich enorm erleichtert. 

    Im Nachgang erfuhr ich aus den Nachrichten, dass viele Franzosen zum Tanken nach Belgien fuhren, wo der Sprit deutlich teurer, aber verfügbar war.
    Übrigens habe ich dann sogar noch einen Zug verpasst, weil auf der Straße zum Bahnhof eine Tankstelle lag und sich dort wieder lange Schlangen bildeten. Ich habe also das Auto abgestellt und bin gelaufen, bekam aber erst den nächsten Zug. Gar nicht schlimm, ich habe mit meiner lieben Freundin am Bahnhof Kaffee getrunken und mich darüber gefreut, dass mein Tank voll war und ich den Zug nicht einmal bezahlen musste.

    Die Moral von der Geschicht? Nach meinen ersten Überlegungen würde ich sagen, dass Regierungen sich einfach raushalten sollten. Die Franzosen würden mit Freuden mehr bezahlen, wenn sie dafür Sprit bekämen, in Deutschland haben die Energieunternehmen sich einen guten Teil der staatlichen Unterstützung, also unseres Steuergeldes, in die Taschen gesteckt. Wenn der Sprit durch staatliche Subventionen billiger wird, müssen wir ihn dann doch auf anderem Wege bezahlen. Also lasst laufen, wenn die Brühe zu teuer wird, nehmen wir endlich die Bahn oder fahren mit dem Rad. Und zu Hause ist es doch auch schön.


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  • Am 8. September ist die Queen gestorben und seitdem herrscht medialer Ausnahmezustand. Das war zu erwarten, schließlich saß sie 70 Jahre lang auf dem britischen Thron und produzierte ein Leben lang bunte Bilder und Geschichten. Die Royals sind teuer für Großbritannien, aber sie sollen dem Land ein Sechsfaches an Einnahmen einbringen.
    Long to reign over us?Ich verstehe, dass man in Großbritannien und speziell in England eine längere Staatstrauer einhält, was ich nicht verstehe, ist die Tatsache, dass auch in Deutschland heute beim Tag der Beerdigung die Flaggen auf Halbmast wehen müssen. Vorige Woche war das bereits in NRW der Fall und an unserer Schule war die Beflaggung aufgezogen. Uns hat das so sehr befremdet, dass wir recherchiert haben, ob es tatsächlich wegen der Queen war. Ich finde diese Symbolik absurd, wo ist das Kriterium? Schließlich war sie nicht unser Head of State. Warum dann eigentlich keine Flaggen für Gorbatschow? Immerhin hatten wir heute nicht schulfrei, um die Trauerfeier zu sehen. Sicher steht sie nachher in allen Mediatheken. Als Adenauer starb, war ich in der Grundschule und wir wurden tatsächlich nach Hause geschickt mit der Auflage, uns die Beerdigung im Fernsehen anzusehen.

    Was ich persönlich auch nicht verstehe, ist diese kilometerlange Warteschlange in London, wo Menschen zum Teil 30 Stunden anstanden, um einmal am geschlossenen Sarg vorbeizugehen. Nicht mal ein Selfie war drin, in der Schlange wurden den Leuten die Klappstühle abgenommen und so manche fielen um nach stundenlangem Stehen. Wie genau das organisiert war, weiß ich nicht, habe aber gelesen, dass Ebay den Verkauf von Wartebändchen ausgesetzt hat. Wer zahlt denn Unsummen für einen Warteplatz, um am geschlossenen Sarg einer Person vorbeizulaufen, die man nicht einmal persönlich kannte?

    Ich muss heute nicht arbeiten und habe deshalb den Fernseher angemacht, um die Trauershow anzusehen. Die Inszenierung ist bombastisch, aber dann kann ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass der ganze Pomp für eine einzige Person betrieben wird, die das alles ja nicht einmal sehen kann. Sie wusste natürlich lange vorher, was genau geschehen würde und hätte sich nochmal die Bilder von Dianas Trauerfeier ansehen können, aber letztlich gab es doch keine Generalprobe in dem Ausmaß.

    Ich finde den Gedanken auch etwas gruselig, dass Elisabeth den Ablauf seit Jahrzehnten kannte und genau wusste, dass man sie zur Konservierung mit einer chemischen Lösung vollpumpen und in einen Bleisarg legen würde. Will man das, so als lebloses Ding eingemauert werden und vermutlich nie verrotten?

    Außer den Untertanen sind nun auch offizielle Vertreter aus Staaten der ganzen Welt anwesend. So viele, dass sie sich in Bussen zur Kirche bringen lassen mussten, was so einigen gar nicht passte. Aber es gab nur drei Ausnahmen, der amerikanische Präsident, der israelische Premierminister und der Kaiser von Japan. Hier sitzt also wegen einer alten Frau ohne politische Macht die politische Elite der Welt auf einem Haufen, der feuchte Traum eines jeden Terroristen. Vielleicht erfährt man im Nachhinein, welche Sicherheitsmaßnamen ergriffen wurden.

    Die Kameras haben übrigens nur ausgewählte Staatsoberhäupter gezeigt, darunter mehrfach Emanuel Macron mit seiner Frau. Beide mit Grabesmiene, was bei dem Anlass nicht so sehr auffällt, aber die anderen Paare in den Kirchenbänken haben sich unterhalten oder beim Einzug Händchen gehalten. Nicht so die Macrons. Ob da eine Ehekrise im Busch ist?*

    Ich habe meine Besta gefragt, ob heute in Frankreich auch geflaggt wird, sie wusste es nicht, aber es war darüber gesprochen worden. Die Franzosen haben ja seit Louis XVI und Marie Antoinette ein anderes Verhältnis zur Monarchie als die Briten. Dennoch wurde darauf hingewiesen, dass nicht die Queen, sondern Louis XIV, der Sonnenkönig, die längste Amtszeit als Monarch hatte.

    Ich hatte ja gehofft, dass am Schluss zum letzten Mal noch "God save the Queen" gesungen würde, so als Abschiedsgruß und frommer Wunsch für die Ewigkeit, aber nein, God save the King. Man muss sich wohl daran gewöhnen.

    * Vielleicht ist Macron auch nur angefressen, weil Westminster Abbey so groß und prächtig ist, während Notre Dame abgebrannt und geschlossen ist. Oder er will seinem laizistischen und republikanischen Volk zeigen, dass er hier nur widerwillig und aus Pflichterfüllung anwesend ist. Aber ich tippe auf Ehekrise.

     ___________________________________________________________________

    Am Nachmittag habe ich nochmal den Fernseher angemacht und sehe, dass das Programm immer noch das gleiche ist, die Leiche wird weiterhin durch die Gegend getragen und gefahren. 
    Ich habe das erste Programm angeschaltet, wahrscheinlich läuft das Programm mit unterschiedlichen Kommentaren auf allen Kanälen. In der ARD wird erfreulich wenig dummes Zeug gequatscht, allerdings können sie es nicht lassen, selbsternannte AdelsexpertInnen und verhinderte Adelige zu engagieren, in diesem Fall Leontine von Schmettow, von Beruf Königshaus-Expertin. Leontine ist aber gut erträglich, daneben haben sie noch eine Dame, die nun so gar nicht an ein Mikrophon gehört. Eine Stimme wie ein Reibeisen, wenn die Moderatorin nicht ab und zu ihren Namen gesagt hätte, wäre ich mir sicher, dass ein alter Mann spricht. Vielleicht Corona, vielleicht zuviel geraucht, jedenfalls hustet sie die ganze Zeit und kriegt es nicht mit, dass alles am Mikro zu hören ist. So flüstert und röchelt sie im Glauben, nicht gehört zu werden, lässt Wasser sprudeln und versucht ab und zu etwas zu sagen, was aber dann aus sinnlosen und überwiegend kurzen Bemerkungen besteht. Als die Moderatorin sie fragt, welche anderen königlichen Personen sie erkannt hätte, stottert sie rum, kennt keine Namen und sagt dann sowas wie "die Belgier und die Schweden sowieso". Ich glaube, inzwischen hat man ihr das Mikro weggenommen oder sie aus dem Studio getragen. 


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  • Ich weiß, mein Blog handelt viel zu oft vom Einkaufen, wenn man bedenkt, wie ungern ich das im Grunde mache und wie eingeschränkt mein Einkaufsradius ist. Aber vielleicht genau deshalb, jeder Einkauf ist ein neuer Aufreger.

    Viel eher sollte ich jetzt Einträge über die Eisenbahn verfassen, habe ich doch meine Ferien genau mit diesem wunderbaren Verkehrsmittel gestaltet. Das kommt noch, bestimmt, aber man muss auch in die Zukunft blicken und an weitere Bahnreisen denken. Das 9-Euro-Ticket läuft langsam aus, die FDP sträubt sich gegen einen Nachfolger, aber die Bahn hat ein Ticket für den Fernverkehr in Umlauf gebracht, das man bei Edeka, Trinkgut und anderen, mir unbekannten, Läden kaufen kann. 

    Soweit, so einfach, es gab ja schon Bahnfahrkarten bei Penny und Aldi, aber dieses ist nicht auf Tage und Uhrzeiten beschränkt und kostet 39,90 €. Nur der Kauf war bei den Discountern einfacher, finde ich. Wieviele Edeka-Läden mag es in Bocholt geben? Ich kenne vier, war auch schon in zwei davon. Der eine, vermutlich kleinste  Edeka ist bei mir um die Ecke, hat eine Poststelle, einen Getränkeladen, eine Fleischtheke und eine Bäckerei im Gepäck, beziehungsweise: hatte. Bäckerei und Metzgerei sind schon geschlossen, bald wird der ganze Laden schließen. Nun tut es mir leid, dass ich öfter über ihn gelästert habe, aber trotzdem, einmal muss ich noch.

    Die Chancen, günstige Bahntickets in Supermärkten zu kaufen, stehen in Bocholt generell besser als in richtigen Städten wie Köln oder Osnabrück. Das mag daran liegen, dass Bocholter ohnehin lieber in Bocholt bleiben und generell schlecht informiert sind. So stellte sich die Situation auch dar, als ich kürzlich in meinem Edeka Tickets kaufen wollte und begeistert feststellte, dass am Ständer mit allerlei Karten für Handys und Gutscheine mindestens zehn Karten für Bahntickets hingen. Beim Einscannen jedoch hatte die Kassiererin ein großes Warndreieck auf dem Bildschirm und wusste nicht weiter. Eine rasch einberaumte Konferenz von drei Verkäuferinnen der Filiale kam zu dem stillschweigenden Ergebnis, dass man sich mit solcherlei Sonderwünschen nicht weiter beschäftigen wollte, und lautstark verkündeten sie sich gegenseitig, dass diese Karten nicht "von oben freigeschaltet" seien und schleunigst aus dem Verkaufsraum entfernt werden müssten. Die Kassiererin drückte mir halbherzig ihr Bedauern aus und ich drohte, dass ich wiederkäme, was ich heute tat. Allerdings war die entsprechende Stelle im Ständer leer und wird es bestimmt auch bleiben. Ob man mit einer Tiefkühlpizza für 1,79 € im Angebot vielleicht doch mehr Gewinn macht als mit einer Pappkarte für 40 €?

    Wie auch immer, auf meinem Weg bzw. Umweg zur Schule gibt es einen anderen Edeka, den ich eher meide wegen der Parkplatzsituation. Aber dort hatte ich vor einiger Zeit bereits zwei Tickets kaufen können, allerdings hängen die dort nicht aus, sondern werden an der Kasse versteckt. Der Verkauf hingegen verläuft reibungslos, wenn man Gnade vor den Augen der Kassiererin gefunden hat.

    Dann gibt es noch einen Edeka an der Stadtgrenze Richtung Niederlande in der Nähe von Schule und Aldi, den ich meide wie der Teufel das Weihwasser. Unsere Studierenden holen sich dort manchmal ihre Pausensnacks, was nicht immer ohne Verkehrsunfälle auf dem Parkplatz abgeht. Aber heute Abend wollte ich das Schicksal herausfordern, fuhr auf den Parkplatz, auf dem es keinen Hinweis auf eine vorgeschriebene Fahrtrichtung gibt, und ja, sofort verursachte ich einen Stau, weil die Parkplätze schräg eingezeichnet sind und man schlecht mit zwei Autos um die enge Kurve mit diversen Ständern für Einkaufswagen, Fahrrädern, Grill- und Gartenartikeln kommt. Es geht, aber das Gegenüber muss auch wollen. Falsch auf die Autobahn gefahren? Peanuts!

    Eine gestandene Bocholterin klopfte an mein Fenster und gab mir kluge Ratschläge. Obwohl ich in solchen Situationen normalerweise eher stur reagiere, tat ich, wie mir geraten, während sie den Verkehr regelte. Es war einfach zu schön, so ganz umsonst einem absurden Theaterstück beizuwohnen und sogar mitspielen zu dürfen. Nett auch der Schlussdialog:
    - Hier steht doch nirgendwo etwas von einer Einbahnregelung.
    - Die brauchen hier kein Schild, das machen alle so.
    - Ich bin zum ersten Mal hier.
    Verzeihendes, wenn auch leicht verständnisloses Nicken, schließlich habe ich ein altes Bocholter Nummernschild.

    Derart bereits auf Krawall gebürstet, betrat ich den mir unbekannten und tatsächlich großzügig dimensionierten Laden, fand zu meinem Entzücken die Karten der Deutschen Bahn am Ständer und holte dann noch ein Tiefkühlprodukt, Milch und Katzenfutter. Ich hielt das für taktisch klug, damit man mich nicht so einfach aus dem Laden verscheuchen konnte. 

    Aldi-Kassiererinnen würden bei Edeka vermutlich ins Koma fallen, so wie deutsche Autofahrer auf fremden Autobahnen auch Qualen erleiden. Vor mir eine junge Dame mit einer einzelnen Weinflasche und soviel Abstand zum Vordermann, dass bei Aldi bestimmt jemand mit seinem Wagen zwischen uns gegrätscht wäre. Hinter mir allerdings eine ältere Dame, die von Abstandsregeln noch nie gehört hatte und mir beim Auflegen der Ware quasi in den Nacken atmete. Dann schob sie ihre Waren noch ein bisschen hin und her, weil die eine Weinflasche vor mir mit Würde und ohne Eile behandelt wurde. Ich aber feierte bereits ein inneres Fest, weil ich wusste, dass sie gleich Zeit hätte, die Joghurtbecher nach Geschmacksrichtungen zu sortieren. Warum bringt Einkaufen immer die schlimmsten Seiten meines Charakters ans Licht?

    Ich sollte Recht behalten. Die Karte der DB löste sofort Ratlosigkeit aus, ich weiß gar nicht, ob die Kassiererin sie überhaupt eingescannt hatte. Jedenfalls fragte sie ihre Kollegin an der Nebenkasse direkt, ob sie "die schon mal gehabt" hätte. Das war nicht der Fall, also erhob sie sich und verließ den Ort, um an höherer Stelle nachzufragen. Die Frau hinter mir war außerordentlich verblüfft, schaute mich an, da ich ja dieses Teufelzeug aufs Band gelegt hatte, und fragte mich, wo die Kassiererin denn hin wäre. Ich erwiderte relativ wahrheitsgemäß und schulterzuckend: "Keine Ahnung". Darauf, dass auch sie mit diesen komischen Karten nichts anfangen konnte, konnte ich mich verlassen. 

    Aber mein absurdes Theaterstück hatte letzlich ein glückliches Ende und ich die Tickets. Wenn man nur lang genug auf Godot wartet, kommt er auch.

     


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  • Heute vor 200 Jahren ist E.T.A. Hoffmann gestorben. Aber was heißt schon gestorben, wer schreibt, der bleibt. Vermutlich gilt das nur für Bücher und nicht für Blogs. Und dann muss man auch noch eine derart ausufernde Phantasie wie Hoffmann haben, damit man zuweilen ins Zentralabitur kommt. Vor einiger Zeit hatten wir den Sandmann als Pflichtlektüre, gute Wahl!

    Hoffmann wurde in Königsberg geboren, daraus lässt sich aber so museal nichts machen im Moment, weil es jetzt Kaliningrad heißt und sogar für Russen schwer zugänglich ist. Deswegen gibt es andere Orte, die sein Andenken pflegen, zum Beispiel Bamberg.
    Genau, ich schreibe das, weil ich Ende Juli nach Bamberg fahre und mich unter anderem durch eine Ausstellung über Hoffmann in der Staatsbibliothek Bamberg führen lasse. Die hat nach eigener Aussage neben (und damit vermutlich nach) der Staatsbibliothek Berlin die weltweit größte Hoffmann-Sammlung. Hoffmann starb übrigens in Berlin.
    Hoffmann ging 1808 nach Bamberg und wurde dort Musikdirektor am Theater. Das heißt natürlich heute E.T.A.-Hoffmann-Theater. Klar gibt es auch ein E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium, ein Denkmal für E.T.A. Hoffmann, eine E.T.A.-Hoffmann-Gesellschaft und das E.T.A.-Hoffmann-Haus, in dem er wohnte. Das steht allerdings am Schillerplatz.


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  • Seit Franz Josef Degenhardts Sonntagstrauma hat sich doch vieles geändert, welcher Mann zieht heute noch den Hut, welche Frau trägt Hütchen, Schühchen, Täschchen passend, wer geht am Sonntag Morgen überhaupt noch in die Kirche und nach einem Mittagessen mit dicker Bratensoße und gekochtem Pudding zum Sonntagsspaziergang? Dass der Kaplan gar nichts von den koketten Jungfrauen wollte, sondern schon eher von den Messdienern, das kann inzwischen nicht einmal die Kirche verheimlichen. Auch der Besuch der Schlachtfeldstätten ist aus der Mode gekommen, nicht aber die Schießerei.

    Und so hatte ich in den letzten Tagen das Vergnügen, mich an der Erzählungen meiner eingeborenen Kolleginnen und Kollegen über den Dorf- und Kleinstadtmief in Bocholt und Umgebung zu ergötzen. Es ist Schützenfest-Zeit, und natürlich nicht nur hier. Gibt es überhaupt eine Ecke in Deutschland, wo es kein Schützenfest gibt?

    Ich war noch nie bei einem Königsschießen, meine Kopfbilder sind da offensichtlich auch weitaus prächtiger als der echte Vogel, der abgeschossen wird, aber ich habe schon so einige Schützen-Paraden gesehen. Für mich gehören Schützenfest und Kirmes zusammen, das ist aber wohl in Bocholt nicht so. Warum nur zu einer Gelegenheit trinken, wenn man auch zwei haben kann?

    Als Kind mochte ich den letzten Tag der Nütterdener Kirmes, weil dann der Schützenkönig mit seinem Anhang zum Festzelt anrollte, und zwar in einer Pferdekutsche. Nur war mir der König herzlich egal, ich wollte die Königin und ihre Damen sehen. Auf dem Dorf gab es nicht viele Gelegenheiten, Abendkleider zu bestaunen. Heute schießen ja auch Frauen, was ziehen die denn an, wenn sie Schützenkönigin werden? Federhut und Uniform oder doch Glitzerkleid?

    Danach habe ich diese Tradition viele Jahre lang gemieden, bis ich dann wiederholt die große Schützenparade in Düsseldorf gesehen habe, natürlich mit anschließendem Kirmesbesuch. Man muss halt nur Düsseldorfer Eingeborene kennen, dann darf man auch ins Zelt und Altbier trinken.

    Am Sonntag nun hörte ich laute Marschiergeräusche und Trommeln dazu, man denkt ja sofort, die Russen kämen, aber es waren dann doch die Schützen. Gibt es einen Stenerner Schützenverein? Bestimmt. Als dann auch noch Musik einsetzte, hörte es sich an, als käme die Prozession direkt in meine kleine Straße, also ging ich auf die Terrasse, um mir das Schauspiel anzusehen. Im Nachbargarten stand auf einem Stuhl der ukrainische Junge, der dort seit einiger Zeit mit seiner Mutter und Schwester wohnt, während mein Nachbar, ihr Cousin, zu seiner Freundin gezogen ist. Bestimmt dachte der Junge auch, die Russen kämen, aber die Federhüte und kleinen Mädchen in lustigen Kleidern werden ihn beruhigt haben. Und in seinem Alter hätte ich genau das gemacht, was er dann tat. Er trieb seine Schwester zur Eile an und sie fuhren mit den Rädern hinterher, um sich das eigenartige Schauspiel aus der Nähe anzusehen. Ich dagegen habe keine Ahnung, wo sich die Festivitäten abspielten, vielleicht in der Schrebergartensiedlung im Stadtwald?


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