• BerlinEs ist Karneval und sogar in Berlin und Bayern gehen die Narren auf die Straße mit lustigen Sprüchen wie "Karl-Theodor zu Guttenberg soll bleiben". "KT wir glauben an Dich", "Ein Guttenberg tritt nicht zurück, er nimmt nur eine Auszeit", aber auch ernsten Anliegen wie "KTG - der Erlöser", "Guttenberg muss Kaiser werden", "Wir sind dein Volk", "Du hast die Haare schön" und "Monarchie: Jetzt oder nie". Statt Bützchen wurden selbstgedruckte Doktortitel verteilt. (1)
    BerlinKarneval in Berlin ist der Hit, wie ich aus eigener Anschauung eines Rosenmontagszuges weiß. Ein paar Wagen fuhren hin und her, spielten immer wieder "Viva Colonia" und warfen Kamellen, die von notdürftig kostümierten Passanten aufgefangen wurden. Das ganze wurde überwacht von einem beeindruckenden Aufgebot an Sicherheitskräften, zwei Polizei- und einem Krankenwagen. Die kamen aber nicht zum Einsatz, denn getrunken hat niemand, die Versammlung löste sich nach kurzer Zeit wieder auf.

    AdventskalenderPolizeiÄhnlich ist es auch diesmal mit den Umzügen, die sich Guttenberg zum Motto erwählt haben. Lediglich in Bayern treten außerdem noch ein paar Büttenredner auf, die wahlweise von Menschjagd und Hexenjagd reden. So ein begnadeter Komiker. der sich Georg Enoch Robert Prosper Philipp Franz Karl Theodor Maria Heinrich Johannes Luitpold Hartmann Gundeloh Freiherr von und zu Guttenberg nennt, wohl um den beliebten Exminister zu karikieren. Enoch zu Guttenberg behauptet, solch eine Häme und Selbstgerechtigkeit habe er seit 1945 nicht mehr erlebt. Zum Verständnis der Pointe: Enoch wurde am 29. Juli 1946 in Guttenberg geboren. BerlinVerheiratet ist der begnadete Komiker übrigens mit der Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg, Tochter einer Bulgarin und eines italienischen Kommunisten, die nachts im Traum mit dem Papst spricht und sich für ihren Stiefsohn Karl-Theodor freut, dass er "eine seinem Intellekt entsprechende Beschäftigung" gefunden habe. (2)

    Vor dem politischen Aschermittwoch kommt der Fasching, und nun hat auch der oberste bayrische Büttenredner im obersten deutschen Witzblatt nochmal lustig nachgelegt. Neben dem bekannten christlichen Motto "Du sollst einer anderen Krähe kein Auge aushacken" hat er launig auch noch das prophezeit, was er selbst am wenigsten will: "Er ist einer von uns, er bleibt einer von uns, und er wird eines Tages in der deutschen Politik wieder eine Rolle spielen. Wir wollen ihn wiederhaben, und er hat das Zeug dazu." (3) Ich will hier nicht in Redeanalysen abschweifen, aber besonders die Begriffe "eines Tages" und "dazu" zeigen mir, dass man in München die Luftschlangen mit heißer Luft ausbläst. Tätä tätä tätä!


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  • Heute schon mehrfach gelesen:

    "Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht." (Karl-Theodor zu Guttenberg)

     "Ich war immer bereit zu kämpfen, aber ich habe die Grenzen meiner Kräfte erreicht." (Star Trek II - Der Zorn des Khan)

    Das ist doch schwarzer Humor, entweder des Zitat-Erfinders oder des jetzt arbeitslosen Redenschreibers in Guttenbergs Berliner Büro.


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  •  Textbausteine – Ein Fortsetzungsdrama mit ungewissem Ausgang©

    8. Akt

     Faust I

    Studierzimmer

    Guttenberg. Merkel.

     

    Guttenberg: Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?

    Merkel: Ich bin's.

    Guttenberg: Herein! Wir werden, hoff ich, uns vertragen.

    Merkel: Herr Doktor, das ist schön von Euch,
    Daß Ihr uns heute nicht verschmäht,
    Und unter dieses Volksgedräng,
    Als ein so Hochgelahrter, geht.
    So nehmet auch den schönsten Krug,
    Den wir mit frischem Trunk gefüllt,
    Ich bring ihn zu und wünsche laut,
    Daß er nicht nur den Durst Euch stillt:
    Die Zahl der Tropfen, die er hegt,
    Sei Euren Tagen zugelegt.

    Guttenberg: Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
    Gelassen da und möchten gern erstaunen.
    Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
    Doch so verlegen bin ich nie gewesen.

    Merkel: Es irrt der Mensch so lang er strebt.

    Guttenberg: Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon
    Ganz nah gedünkt dem Spiegel ew'ger Wahrheit,
    Sein selbst genoß in Himmelsglanz und Klarheit,
    Und abgestreift den Erdensohn;
    Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
    Schon durch die Adern der Natur zu fließen
    Und, schaffend, Götterleben zu genießen
    Sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich's büßen!
    Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft.

    Merkel: Der Worte sind genug gewechselt,
    Laßt mich auch endlich Taten sehn!

    Faust IIGuttenberg geht die Treppe hinunter und tritt vor die wartenden Journalisten.

    Guttenberg: Ihr guten Herrn, ihr schönen Frauen,
    So wohlgeputzt und backenrot,
    Belieb es euch, mich anzuschauen,
    Und seht und mildert meine Not!
    Laßt hier mich nicht vergebens leiern!
    Habe nun, ach! Juristerei
    Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
    Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug als wie zuvor;
    Heiße Magister, heiße Doktor gar
    Und ziehe schon an die zehen Jahr
    Herauf, herab und quer und krumm
    alle an der Nase herum.
    Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
    Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel.
    Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
    Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
    Wenn hinten, weit, in der Türkei,
    Die Völker aufeinander schlagen.
    Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
    Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
    Dann kehrt man abends froh nach Haus,
    Und segnet Fried und Friedenszeiten.

    Journalist FAZ: O glücklich, wer noch hoffen kann,
    Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!

    Journalist NZZ: Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur
    Von einem Geist, und alles ist Dressur.

    Guttenberg: Wir gehen eben fort.
    Was ist das für ein Marterort?
    Was heißt das für ein Leben führen,
    Sich und die Jungens ennuyieren?
    Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn,
    Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
    Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben.
    Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut;
    Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere.
    Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut;
    Sieh her, das ist das Wappen, das ich führe!
    Will keiner trinken? keiner lachen?
    Ich will euch lehren Gesichter machen!
    Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
    Und brennt sonst immer lichterloh.
    Heut, seh ich, will mir nichts gelingen;
    Doch eine Reise nehm ich immer mit
    Und hoffe noch vor meinem letzten Schritt
    Die Teufel und die Dichter zu bezwingen.

    Journalisten: Juchhe! Juchhe!
    Juchheisa! Heisa! He!
    Geschrei und Fiedelbogen.

    Vorhersehbares Ende der Tragödie 1. Teil

    Vielen Dank an Aristoteles, K.T. zu Guttenberg und J.W. von Goethe.


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