• Da ich in den letzten Tage überwiegend damit beschäftigt war, Haus und Keller für eine Wassersanierung vorzubereiten, ist mir zunächst entgangen, dass mal wieder das Abendland oder zumindest unser vortreffliches Vaterland in Gefahr war. Kryptische Nachrichtenfetzen über eine geriatrische Umweltsau überhörte ich solange, bis sie sich mehrten und offensichtlich doch von einer nationalen Katastrophe zeugten. Deshalb googelte ich das böse Kinderlied, bevor es tatsächlich aus allen Kanälen verschwand, und siehe da: Ein lustiger Mädchenchor Meine Oma häkelt Tücherverballhornt mit sichtlich viel Spaß den Text eines ohnehin schon immer absurden Kinderliedes. Die absonderlichen Eigenschaften der besungenen Oma sind auf eine zeitgemäße und, wie auch vorher schon, übertriebene Ebene gehoben worden. Das war's dann auch schon. Die Oma hat nun nicht mehr nur ein Motorrad, sondern auch einen SUV, isst Billigfleisch und macht Kreuzfahrten. Das gibt es alles tatsächlich, man muss nur mal bei Aldi auf den Parkplatz und in die Einkaufswagen bzw. auf die attraktiven Häfen dieser Welt schauen. Und jeder weiß, dass es eine Umweltsauerei ist, aber wer dazu Lust hat, macht es eben. Daran wird auch niemand gehindert, nur sollte sich auch niemand daran stören, dass man es laut ausspricht bzw. singt.

    Aber es ist wie immer, seit die Leute ein Internet haben, wiegeln sie sich und andere wegen jeder Kleinigkeit auf. Nee, jetzt nicht wegen der Kreuzfahrtschiffe, die die Luft verpesten und so schöne Städte wie Venedig in den Meeresgrund rammen, sondern wegen der singenden Kinder. Ernsthaft, das Lied wurde vom WDR zensiert, der Intendant entschuldigte sich vom Krankenbett seines alten Vaters aus, obwohl ihm genau in dem Moment doch bewusst sein musste, dass es Prioritäten gibt und er einfach hätte sagen können: "Kriegt euch wieder ein." Ein veritabler Ministerpräsident, von dem man sonst nichts, echt gar nichts hört, mischte sich in den Mimimi-Chor ein und ein Haufen Rechter, die sich sonst beschweren, dass unsere Sprache politisch korrekter würde und man Leute nicht einfach beschimpfen und diskriminieren dürfe, was man übrigens laut Gerichtsurteil eben doch darf, wenn man eine Meinung hat, demonstrierte vor dem WDR. Ach ja, die Bildzeitung schlug ebenfalls Schaum, bis er allen vorm Mund stand.

    Ich vermute, jeder regte sich gezielt über ein bestimmtes Wort auf. Die Ü60er über das Wort Oma, denn hier wird ja diese wunderbare Generation in Bausch und Bogen verunglimpft. Die Rechten über das Wort Umwelt, denn das ist die Quintessenz einer links-grün-versifften Mentalität. Alle anderen Sensibelchen stören sich wohl an dem Wort Sau, obwohl Kinder heute doch noch ein ganz anderes Repertoire an Schimpfwörtern haben. Wie sagte schon Mephisto?  Meine Oma trinkt gern Rotwein

    Denn eben wo Begriffe fehlen,
    Da stellt ein Wort zur rechten Zeit sich ein.
    Mit Worten lässt sich trefflich streiten,
    Mit Worten ein System bereiten,
    An Worte lässt sich trefflich glauben,
    Von einem Wort lässt sich kein Jota rauben.

    So beenden wir das Jahr 2019 dann doch noch als Volk der Dichter und Denker.

     

     


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  • WinterwarmWie ich feststellen konnte, leide nicht nur ich unter Weihnachten bzw. dem Vorweihnachtswahnsinn. Ein Freundin, die in dieser Woche Geburtstag hat, feiert am 21.12., weil dann Wochenende ist. Kommentar einer anderen Freundin, die aus großer Entfernung auch zur Feier kommt: "Ich bin so froh, dass vor Weihnachten wenigstens noch Ruths Geburtstagsfeier ist." So viel dazu, welche Feiern man gern feiert und welche man feiern muss.

    Gerade telefonierte ich mit meiner Nichte, die auch gerade ihren Geburtstag gefeiert hat inmitten von Weihnachtsdeko, weil besonders ihre kleine Tochter total auf Blingbling steht. Während des Telefonats kräht diese Tochter mit einer wichtigen Nachricht dazwischen. Was ist los? "Mama, bald ist Weihnachten."
    Trockene Antwort meiner Nichte: "Ja, dieses Problem ist mir bekannt."

    Trotzdem werden wir heute zusammen auf den Weihnachtsmarkt von Schloss Moyland gehen, wenn der Wind sich nicht zum Hurrikan entwickelt. Da stehen viele Bäume, die man ungern auf dem Kopf oder Autodach hätte. Aber so ein Schloss in voller Beleuchtung und Dekoration mit Spielzeugeinkaufsmöglichkeiten drumherum ist doch das richtige Ambiente für eine Prinzessin aus Leidenschaft.

     


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  • Noblesse oblige
    Freitag der 13. ist ja meiner Meinung nach überhaupt kein Unglückstag, dagegen würde ich diesen Donnerstag 12.12.19 definitiv zum Unglückstag erklären. Aus einem geplant entspannten Tag mit Korrekturen, Habe nun ach ...Weihnachtseinkäufen, Kartenschreiben und künstlerischem Ausklang wurde ein übel hektischer mit Wasserschaden, Kampf um den Klempner und Telefonaten mit der Versicherung. Und so musste ich am Freitag wieder nach Kleve, wo der Sich den Tod schöntrinkenSchaden begutachtet wurde und weitere Aufräumarbeiten anstanden. Ich bin ja ohnehin kein Fan des Dezembers, aber das beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit. Soll man mich ruhig als Grinch bezeichnen, ich freue mich jetzt schon auf die Nachweihnachtszeit.

    Um dann doch noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenk zu kaufen, begab ich mich am Ende des Tages zum E-Center. Aber war ja klar, genau zur Weihnachtszeit musste Michelbrink sich neue Öffnungszeiten ausdenken und den Laden schon um 19 Uhr schließen. Im Gegensatz Verschnitt?zum riesigen Edeka, der bis 22 Uhr geöffnet bleibt. Nur dort finde ich ja keine Weihnachtsgeschenke, zumal die Preise jeder Apotheke Ehre machen würden. Dennoch konnte just dieser Edeka meine Laune wieder bessern, weil er eine riesige Weinabteilung besitzt und offensichtlich einen Witzbold oder Kleinkünstler als Einkäufer für rebenbasierte Produkte eingestellt hat. Meine Lieblingssorte war natürlich Mephisto.

     

    Wein ist ein ganz besondrer Saft    Wie hältst du's mit der Religion?


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  • Für ein paar Dinge ist Amazon wirklich gut, zum Beispiel für Kindle, Audible und Filme auf Prime. Bücher kaufe ich nur in meiner Buchhandlung, aber die Angaben von Amazon zur ISBN sind recht nützlich, so geht das Bestellen bei der Buchhändlerin schneller.

    Manchmal bestelle ich auch Dinge bei Amazon, an die ich hier nicht so einfach rankomme. Aber bei den letzten Bestellungen habe ich mich über die Art bzw. Abart der Lieferung derart geärgert, dass ich eigentlich überhaupt nicht mehr dort einkaufen wollte. Denn Amazon ist dazu übergegangen, nicht mehr mit DHL zu versenden, was bei mir zuverlässig ankommt, sondern seinen eigenen Logistikdienst zu verwenden.

    Die Sendungsnachverfolgung ist dann konstant bei der Aussage "Zustellung bis 21 Uhr". Das haben sie heute tatsächlich geschafft, um 20.15 Uhr klingelte ein Amazonwortkarger, erbarmungswürdig magerer Mensch an meiner Tür und drückte mir eine Tüte in die Hand. Ich habe dann von der Terrasse aus noch gesehen, dass er in einen weißen Lieferwagen ohne jegliche Beschriftung, jedoch mit einer dicken Beule in der hinteren Tür einstieg. Ich kann mich diesmal ja nicht beklagen, die Sendung kam vor 21 Uhr, war unbeschädigt und der Fahrer hat geklingelt. Und dennoch habe ich ein ganz übles Gefühl, ich will nicht bis in den späten Abend auf eine Lieferung warten, zumal ich da ja selbst häufig arbeite. Und der Fahrer tat mir auch leid, immerhin hat er sich über das Trinkgeld gefreut.

    Im Ernst, wieso liefern die so spät aus? Beliefert dieser eine Mensch die ganze Region oder muss er über Tag arbeiten und kann erst abends? Im Internet habe ich einen Artikel über Amazons Lieferdienst gefunden, der sich im Wesentlichen auf das Wunschdenken von Amazon stützt. Die Kommentare darunter geben dann die Realität wieder. So wie diese Kommentatoren werde ich es in Zukunft auch machen. Wenn bei der Bestellung nicht DHL angegeben wird, storniere ich direkt wieder. Es ist so wie in manchen Läden, wo man sich seine Waren zusammensucht und dann doch einfach ohne Einkauf rausgeht, weil die Schlange an der Kasse so lang ist.


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