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50 Jahre Zweisamkeit, oder: L'enfer, c'est les autres
Am Donnerstag war ich zu einer lange angekündigten Goldhochzeit eingeladen. Wie viele andere Menschen in der Familie arbeite auch ich am Donnerstag und wohne nicht in Kleve, aber für mich war es dann doch leichter als für die Süd- und Norddeutschen, zur Feier zu fahren. Ich habe schon an Hochzeiten und Silberhochzeiten teilgenommen, nicht aber an Goldhochzeiten. Nun weiß ich, dass es dort keinen Tanz gibt, weil manche Gäste und Jubilare sich nur mit ihrem Rollator drehen könnten. Dafür gibt es Essen, Kaffee und Kuchen sowie Lobesreden und hochrangige Gratulanten. Ich hatte also das Vergnügen, mit dem Pastor von Materborn am Tisch zu sitzen, dem Bürgermeister von Kleve die Hand zu schütteln und dem Shantychor Materborn zu lauschen.
Der sang übrigens gar nicht so schlecht und schön laut. Nur den Texten, die Materborn an der Nordsee ansiedelten oder die kleine Kleverin besangen, konnte ich nichts abgewinnen. Der Reim des Tages ist für mich "Warum bist du traurig, kleine Kleverin, mit Tränen in den Augen drin?". Weinte die kleine Kleverin vielleicht, weil sie auf drin gereimt wurde? Ich weiß es nicht, denn ein großer Teil des Liedes war auf Platt. Auch der Bürgermeister benutze einmal ein plattes Wort, um Renates beste Charaktereigenscheft zu benennen. Zum Glück (!) saß Walter neben mir und konnte übersetzen, dass es neugierig hieß. Auch die Telefonitis thematisierte Theo Brauer offen und ein bisschen bösartig, ganz spontan wurde der Bürgermeister mir sympathisch und ich spiele mit dem Gedanken, doch mal CDU zu wählen. Keine Angst, ich spiele nur.
Noch ein Wort zur Location. Das Restaurant Bresserberg liegt in bester Wohnlage in der Nähe des Tennisclubs und wirkt sehr gediegen. Dennoch machte jeder eingesessene Altklever einen Witz darüber, dass es ja in Wirklichkeit Puppa Schmitz hieße und sowas wie der Swingerclub braver Klever Bürger sei. Ich vermute noch mehr Abgründe in der Schwanenstadt. Obwohl inzwischen wohl auch nur noch mit Rollator geswingt wird. Beziehungsweise, wie die RP schreibt: "Dass man dem "Haus Bresserberg", das oberhalb von den Plätzen der Klever Tennisvereinigung Rot-Weiß liegt, sehr lange seine Verbundenheit ausdrücken kann, dafür sorgt ein Angebot, das seit einigen Jahren immer besser angenommen wird: Der Beerdigungskaffee wird gern mit einem Blick übers Klever Land eingenommen."Übrigens konnte ich meine Onkel, Tanten und Kusinen noch problemlos erkennen, aber bei deren Nachkommenschaft musste ich schon intensiv nachfragen. Willi sieht insgesamt ziemlich erschöpft aus, aber 50 Jahre Renate gehen an niemandem spurlos vorüber.
Tags : goldhochzeit, kleve
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Commentaires
Da trennt sich die Spreu vom Futtermais. Du bist eben ein wahrer Poet, während der gemeine Klever sich schon freut, mit "drin" ein halbwegs hochdeutsches Wort gefunden zu haben.
oder z. B.: "Wieso trinkst du Orangensaft, kleine Kleverin, von einem Schnäps'chen ist nicht die ganze Leber hin!"
4philippsmamaMercredi 25 Janvier 2012 à 10:015Barbara LierenfeldMercredi 25 Janvier 2012 à 11:12da hattest du ja eine schöne " Mittagspause" mit Musik und vielen guten und schlechten Reden. Manchmal ist es ganz schön im hohen Norden zu wohnen.
Hoher Norden ist super, besonders wenn man ein Meer vor der Tür hat. Aber ich mache nächste Woche eine Kursfahrt nach Nizza, da bekomme ich auch mein Meer. Leider hat Renate keinen leuchtenden Jesus bekommen, der Pastor hat ihn sich sofort gekrallt. Man muss was tun, damit die Leute wieder in die Kirche gehen. Ich schlage vor, dass man Jesus mit Elvis-Gitarre ausstattet.
7Jesus_Vendredi 27 Janvier 2012 à 22:25
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Ich finde den Reim auch sehr unvollkommen. Vielleicht klappt's mit Fremdsprachen? "Kleverin / Rèverien"? oder "never been? "Why are you crying, little Kleverin, in Bresser mountain, where I've never been..."