• Fahr'n fahr'n fahr'n auf der Autobahn

     

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeIhr Lieben, ich bin seit gestern wieder zu Hause und muss heute schon ab 14.30 Uhr arbeiten. Macht aber nichts, da es draußen ohnehin trübetümpelig ist und ich mich auch freue, die Kollegen wiederzusehen und Urlaubsgeschichten zu hören. Eigentlich wollten wir heute Abend nach allen Prüfungen und Besprechungen auf dem Schulhof ein Lehrergrillen veranstalten, aber die himmlische Feuerwehr wird das wohl verhindern. Das Festkomitee hat in seiner Weisheit eine Alternative geplant. Ich weiß nicht, wer den Begriff "Lehrergrillen" geprägt hat, aber in seiner Zweideutigkeit sorgt er immer wieder für gute Laune.

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeMir geht es wie Nikolaus, ich habe auf der Reise in die Normandie so viele Eindrücke gewonnen, dass ich eine ganze Weile brauchen werde, sie hier im Blog zu präsentieren und mich dabei wieder an meiner Tour de France zu erfreuen. Außerdem habe ich mir überlegt, für die Studierenden einen Frankreich-Blog anzulegen, ähnlich wie Hildegard für ihre Deutschkurse.Amies et Amis - Freundinnen und Freunde

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeAmies et Amis - Freundinnen und FreundeIch fange mal mit der frischesten Erinnerung an, nämlich der gestrigen Rückreise. Einerseits impliziert das Wort Rückreise für mich schon den negativen Aspekt, zurück aus dem gelobten Land in den Alltag. Andererseits freue ich mich, dass alles so gut geklappt hat, 2120 Kilometer dank meines braven Autos ohne irgendwelche Probleme und Pannen, und dank Navi diesmal auch weitgehend ohne ungeplante Umwege. Ich denke, das Auto hat es verdient, an ein paar schönen Orten fotografiert zu werden.

     Amies et Amis - Freundinnen und FreundeDer Hit aber war die Rückfahrt selbst. Gestern Morgen in Le Tréport bin ich noch mal zu Auchan gegenüber vom Etap-Hotel gefahren, habe frisches Baguette und meine geliebten roulés au fromage gekauft, den Wagen bis obenhin mit günstigem französischen Sprit gefüllt, das Navi auf "Nach Hause" eingestellt und bin losgefahren mit der festen Absicht, in einem Rutsch durchzufahren.

    Und ich habe es geschafft, keine Pause wegen Müdigkeit, Verspannungen oder Harndrang! Was auf meiner Hitliste der Toiletten, die ich nur in extremen Notfallsituationen aufsuche, ganz oben steht, sind nämlich Dixiklos auf Parkplätzen, davor stehen nur noch Plumpsklos in Wäldern, dahinter kommen leider schon ziemlich bald unsere Schultoiletten. Ich bin also im Training, stundenlang nicht aufs Klo zu gehen. (Liebste Hildegard, du wunderst dich, dass ich über Discountläden schreibe, aber ich komme mühelos auch noch unter dieses Niveau, ich habe nämlich vor, über Toiletten zu schreiben, natürlich mit Fotodokumentation.)

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeDie erste Etappe meiner Heimreise, d. h. die Fahrt durch Frankreich, war auch ziemlich angenehm, ich fahre wirklich gern in Frankreich, weil die meisten Fahrer entspannt und rücksichtsvoll sind und der Verkehr einfach fließt, ein Land hat weitgehend die Ampeln abgeschafft und setzt statt dessen auf Kreisverkehr. Ich sehe Hildegard jetzt laut lachen, denn da gab es mal einen Kreisverkehr in Douai, den ich glatt übersehen habe, weil mein Stadtplan noch eine Vorfahrtsstraße vorsah und ich zu spät dieses Vorfahrtsschild bemerkte. Seitdem weiß ich, dass im direkten Vergleich zwischen VW und Renault auch bei niedriger Geschwindigkeit ein VW Golf einen größeren Renault übel zurichten kann und dabei selbst noch fahrtüchtig bleibt. Mein einziger Unfall bisher (mein einziger selbstverschuldeter, letztes Jahr hat mich jemand kurz vor Weihnachten vor dem Borkener Kreisverkehr angefahren) und ich bin echt nicht stolz auf mich, aber zum Glück ist keinem etwas passiert und ich habe seitdem keinen Kreisverkehr mehr ignoriert, außerdem kündigt mein Navi sie mir auch immer an. Die französische Autobahn ist auch genial, schön leer, weil man bezahlen muss, aber bis zur Grenze hat mich der Spaß ganze 5,70 € gekostet. Und 130 km/h ist eine gute Geschwindigkeit, die man auch mal ein bisschen überschreiten kann, die Franzosen fahren nicht so verbissen.

     Amies et Amis - Freundinnen und FreundeDann kommt die Grenze und für mich die Autofahrerhölle, 1. Teil. Belgien ist echt nicht mein Lieblingsland, obwohl ich da auch schon ein paar schöne Tage verbracht habe, aber im Großen und Ganzen ist es heruntergekommen, schmuddelig, kaputt und pleite. (Wenn mir nach dem Toilettenartikel nichts mehr einfällt, schreibe ich über Belgien.) Auf der belgischen Autobahn ist die Geschwindigkeit auf 120 km/h begrenzt, was nicht wirklich stört, da auch die Belgier nicht verbissen fahren und man auch schon mal mit 125 mitschwimmen kann. Aber die Straßen sind marode, ob die Schlaglöcher bei Nacht immer noch gut beleuchtet sind, weiß ich nicht, das hat mich in jungen Jahren immer total beeindruckt. Nur die Belgier sind schlechte und rücksichtslose Autofahrer, natürlich nicht alle, aber es fällt mir auf. Unmotivierte und unangekündigte Spurwechsel, sowohl bei voller Fahrt als auch im Stau, Drängeln und Anhupen sind ganz normal. Und dann mein Lieblingsstau vor dem Kennedytunnel in Antwerpen. Die einzige Maßnahme besteht darin, auf großen Leuchttafeln anzukündigen, wie lange man stehen wird. Auf der Hinfahrt stand da 49 Minuten, und so lange hat es auch mindestens gedauert. Nur war es so, dass im Tunnel urplötzlich der Verkehr rollte und hinter dem Tunnel die Straße völlig frei war. Der Stau vor dem Tunnel war also ein Mysterium, das die anwesenden Belgier gebührend feierten, indem sie kreuz und quer im Stau die Spur wechselten. Ich vermute, ganz Belgien ist ein Langzeit-Experiment der Chaosforschung. Auf der Rückfahrt hatte ich nur 11 Minuten Stau in Antwerpen, das war echt nicht schlecht. Nur erlitt mein Navi, das mich in Frankreich auch in den kleinsten Käffern noch getreulich durch die winzigsten Kreisel geleitet hatte, plötzlich mitten auf gerader Strecke einer Autobahn eine Art Hirnschlag. Es tillte völlig aus, konnte sich nicht mehr orientieren, begann immer wieder neue Berechnungen und zeigte auf der Karte absurde Bilder meines Standorts bzw. der durchfahrenen Orte. Mehrfach überquerte mein Auto theoretisch auch größere Wasserflächen. Nach vielen Kilometern und mehreren Neustarts fand es die Orientierung wieder, mir ist aber rätselhaft, wieso es die Satellitenverbindung verlieren konnte. Da es Belgien war, kam mir natürlich der Verdacht, dass das Land gar keine Satellitenverbindung besitzt und ich mich in einem Loch zwischen Frankreich und den Niederlanden befand. Die Theorie muss aber falsch sein, wie sich später herausstellte.

    Besonders übel ist der Gestank in Belgien. Es riecht fast überall nach Rauch, um Antwerpen herum fand ich es auf der Hinfahrt besonders ekelig, da brannte eindeutig Müll. Kann es sein, dass die Jungs ihren Müll direkt auf der Deponie verbrennen? Dass man so flächendeckend ganze Landstriche beduften kann, ist mir nicht anders erklärbar.

    Nach diesen Erfahrungen freute ich mich direkt auf die Autofahrerhölle, 2. Teil, obwohl ich es ja besser weiß. In den Niederlanden muss man auch 120 km/h fahren, aber im Gegensatz zu den Belgiern sind die Holländer ziemlich verbissene Autofahrer, und zwar alle! Es muss an der Angst vor den hohen Bußgeldern liegen, denn niemand fährt tatsächlich 120, alle schleichen deutlich langsamer über die Autobahn, die Radarwarnung meines Navis kommt kaum zur Ruhe und von Verkehrsfluss kann keine Rede sein. Tempomat auf 120 kann da auch nicht helfen, denn man muss ja dauernd langsamer werden, sehr anstrengend, und ich mache diese Erfahrung bei jeder Fahrt durch die NL. Wenigstens sind die sedierten Niederländer nicht so rücksichtslos und undiszipliniert wie die Belgier, aber für gute Autofahrer halte ich sie auch nicht. Es gab mal das Gerücht, dass man früher in den Niederlanden überhaupt keinen Führerschein brauchte. Ich glaube das sofort. außerdem frage ich mich, warum sich die niederländischen Autofahrer so von ihrer Regierung knechten lassen. Hohe Bußgelder, niedrige Geschwindigkeiten, radikaler Einsatz von Parkkrallen, wenig Parkmöglichkeiten, extreme Benzinpreise und Totalüberwachung. Kein Wunder, dass sie sich mal frei bewegen wollen auf deutschen Autobahnen. Übrigens habe ich meine Zweifel, ob die geplante Steuer durch konstante GPS-Überwachung aller Autofahrer funktionieren wird, denn auch in Holland verlor mein Navi zeitweise die Satellitenverbindung, was mir jeweils auf dem Bildschirm angekündigt wurde. Nun weiß ich, woran es lag, aber den Grund konnte ich nicht mal ergoogeln.

    Die vierte Etappe meiner Heimreise begann in Elten auf der A3, so dass ich noch ein bisschen Zeit hatte, mich von Hölle 1 und Hölle 2 zu erholen. Ich will ja gar nicht rasen auf der Autobahn, aber ich will auch nicht die ganze Zeit meinen Tacho überwachen und einen Krampf im rechten Fuß bekommen.

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeWarum nur führt mein Weg ins gelobte Land jedes Mal durch die Hölle? Vielen Dank jedenfalls an meine treuen Weggefährten, mein Auto und mein Navi, sollte ich euch jemals Namen geben, werde ich euch Moses und Aaron nennen. Oder vielleicht Mirjam, denn mein Navi spricht mit einer Frauenstimme zu mir.

     

     

     


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  • Commentaires

    1
    Petit Larousse Profil de Petit Larousse
    Samedi 28 Août 2010 à 14:36

    Das Meerbild ist besonders schön: wie perlmutt. Hast du den Sonnenkönig beim levée erwischt? (oder beim Gegenteil...?)

    2
    Petit Larousse Profil de Petit Larousse
    Samedi 28 Août 2010 à 14:37

    soll heißen, beim lever.

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    3
    hdorn
    Samedi 28 Août 2010 à 19:57

    schön, dass du wieder da bist und alles so gut geklappt hat;

    j'impatiente de lire ton reportage sur les petits coins!

    4
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 29 Août 2010 à 11:25

    Oh ja, Meer mit Sonnenkönig ist für mich auch der Gipfel der Fotografie, ich werde mal in eine richtig gute Kamera investieren und dann eine Tour des Mers machen. Beim Lever erwischt man seine Majestät eher an der Ostsee, in Frankreich fast immer beim Coucher wegen Westen, da ist die Sonne eigen. Ich finde den Sonennuntergang aber auch schöner wegen des Nachglühens. Beim Sonnenaufgang wird es einfach hell, das war's dann. Leider störten in der Normandie dauernd die Wolken das Himmelsspektakel.

    5
    Kornelia
    Dimanche 29 Août 2010 à 11:51

    Gerne habe ich Deinen Fahrtbericht gelesen und mich an den Schilderungen gefreut. Ich selbst fahre nicht so gerne so lange Strecken. Aber wie ich verstanden habe hattest Du eine kompetente Frauenstimme zur Begleitung

    6
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 29 Août 2010 à 12:00

    Hallo Kornelia, mir geht es eigentlich auch so, ich fahre lange Strecken lieber mit der Bahn. Aber ich bin ja meist kurze Strecken gefahren, habe mir etwas angesehen und bin dann erst weitergefahren. Bloß die Heimreise wollte ich in einem Rutsch erledigen, die Strecke in Belgien und Holland ist immer so unangenehm. Ich vermute, das ist auch deutlich geworden.


    Und hattest du einen kompetenten Chauffeur zur Seite, oder bist du auch selbst gefahren?

    7
    Marclouisélie
    Dimanche 29 Août 2010 à 22:11

    Chère amie, si la bonne nouvelle du jour est l'excellente tenue de certains muscles de votre intimité; j'en ai une nouvelle pour vos voyages futurs: dans l'émission Top Gear ils ont présenté un ustensile ergonomque féminin pour les petits besoins de l'automobiliste. Ainsi de longues années encore votre célèbre break parcourera l'Europe sans contingences triviales!

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