• Gesundheitsgefährdung besteht zu keiner Zeit

     

    Heute Nacht (6.1.2011) erwachte ich vom schaurigen Klang der Sirenen. War Krieg ausgebrochen, fielen die ersten Bomben? Hatte die neuerliche Verfügbarkeit von Streusalz zu einer plötzlichen Schmelze der Schneeberge am Straßenrand und dadurch zu einer städtischen Hochwasserkatastrophe geführt? Und wie genau lauteten die Signaltöne für diese Fälle?  Ich kenne nur dreimal kurz für Feueralarm, habe auch noch nie ein anderes Signal gehört, zum Glück. Auch diesmal blieb es beim dreimaligen Aufheulen. Da ich im unverdunkelten Zimmer schlafe, reichte ein Blick in Richtung Fenster, um ein Flammenmeer vor dem Haus auszuschließen, auch sonst drang kein Brandgeruch an meine Nase, und sowieso hatte ich weder gekocht noch gekokelt.  Also umgedreht und weitergeschlafen.
    Neugierig war ich aber doch, also schaute ich im BBV nach, und siehe, heute Nacht brannte es in einem Reifenlager an der Franzstraße., Ecke Königsmühle. Luftlinie ist das nicht weit weg von hier, aber man riecht nichts. Nur werden bei Bränden erhebliche Mengen an Dioxin freigesetzt, was ja nicht so doll sein soll für die Gesundheit. Aber nein, es ist mal wieder gut gegangen: "Die Feuerwehr alarmierte über Sirenen weitere Mitarbeiter ...  Wie Dekker sagte, hätten nicht all zu viele Reifen Feuer gefangen, so dass sich kein giftiger Rauch entwickelte. Eine Gesundheitsgefährdung habe nicht bestanden."
    Das beantwortet auch die Frage, die ich mir im Halbschlaf noch stellte, nämlich die nach dem Zweck des Sirenengeheuls bei Feueralarm.  Es soll wohl nur die Feuerwehrleute wecken.
    Feuer gab es gestern auch in den Niederlanden  beim Großbrand in einem Chemieunternehmen in Moerdijk, etwas weiter entfernt, aber spätestens seit Eyjafjallajökull weiß man, dass sich Asche und Gifte grenzüberschreitend ausbreiten. So wie Dioxin. Wie ich auf google maps feststellen konnte, liegt der Brandort ziemlich genau zwischen Douai und Bocholt. Nun hängt es wohl vom Wind ab, wer die toxische Ladung abkriegt, oder?
    Aber nein, Entwarnung ist angesagt: "Ein Polizeisprecher sagte dem niederländischen Fernsehen nach dem Ausbruch des Brandes, die auf dem Gelände gelagerten Chemieprodukte seien "giftig, ätzend und brennbar", doch hätten alle 50 Angestellten der Firma unverletzt in Sicherheit gebracht werden können. Die Stadtverwaltung evakuierte angrenzende Firmen und wies die Bewohner Moerdijks an, Türen und Fenster geschlossen zu halten. Später gab sie jedoch Entwarnung: Es seien keine Giftstoffe freigesetzt worden."
    Also Fenster auf und frische Luft reinlassen!

    Dioxin ist ja in den letzten Tage ein bisschen in Verruf geraten, manche Verbraucher mögen keine Eier mehr essen. Das erinnert mich an den Frühling 1986, als man plötzlich auch nach der letzten Vorlesung noch frische Milch kaufen konnte in der Kaufhalle, was sonst völlig ausgeschlossen war. Damals gab es auch in der DDR außergewöhnlich viel Gemüse aus dem Westen im Angebot. Mal sehen, wer jetzt unsere Eier und Hähnchen bekommt. Ein paar Eier wurden zur Weiterverarbeitung in die Niederlande geliefert, da sind sie jetzt vermutlich in pannekoeken und fritessaus zu finden.  Na ja, da muss man sich als Gourmet in der Grenzregion ein bisschen zurückhalten.
    Aber eigentlich ist es mal wieder halb so schlimm: "Für die Verbraucher sieht der Bauernverband zunächst keine neue Bedrohungslage. "Die ersten Ergebnisse zeigen, dass sie, mit Ausnahme einiger Betriebe in NRW, weit unter dem zulässigen Grenzwert liegen", sagte Born."

    13.1.2011: Heute ist die Schifffahrt (das wollte ich immer schon mal schreiben) auf dem Rhein gesperrt, weil die Loreley sich als jüngstes Opfer einen Kahn mit Schwefelsäure ausgesucht hat. Bis auf die ertrunkenen Seeleute ist aber niemand in Gefahr, auch nicht der Rhein. War ja klar.
    Andererseits steht in der gleichen Zeitung ein langer Artikel zu unseren verrotteten Sirenen und unzureichenden Alarmsystemen, die die Bevölkerung nicht sinnvoll über Chemieunfälle benachrichtigen könnten.
    Rühmliche Ausnahme soll die Chemieindustrie entlang der Rheinschiene sein. Das muss an der Loreley liegen, vor der sie solche Angst haben.
    Wie kommt es, dass sich gerade jetzt unsere Politiker mit der Sirenenfrage beschäftigen? Ist die Loreley nicht überhaupt auch eine Sirene ?
    Und wie sinnig sind Warnsysteme mit Autohupen und Feuermeldern? In unserer Schule kommt ab und zu die Feuerwehr, gern auch Freitags, wo kaum jemand an der Übung teilnimmt, dann findet sie immer wieder neue fiktive Sicherheitslücken, die sie mit realen Sicherheitsproblemen stopft. Zum Beispiel dürfen im 1. Stock alle Fenster im Gang nicht mehr zu öffnen sein, was im Sommer eine echte Qual ist. Auf der Hofseite in den Klassen sind sie jedoch zu öffnen, schließlich sind Fenster ja Notausgänge. Rausfallen kann aus den Gangfenstern ohnehin keiner, dafür liegen sie zu hoch und sind zu klein. Aber im Notfall würde ich lieber ins Gebüsch unter den Gangfenstern als auf den Asphalt unter den Klassenfenstern springen. Witzigerweise sind die Fenster im 2. Stock nicht verriegelt, obwohl der Fall dort tiefer wäre. Dort mussten wir auch in einer Klasse einen Wanddurchbruch zur Nachbarschule machen, um einen neuen Notausgang zu schaffen. Die Tür darf nicht verschlossen werden, also kann von dort  jemand eindringen mit allen Konsequenzen. Es ist übrigens die einzige Klasse mit zwei Türen. Als ich bei solch einer Begehung mal einen Feuerwehrmann fragte, warum er sich nicht daran störte, dass wir keine Rauchmelder hätten, antwortete er mir, das sei nicht Vorschrift. Das ist es also, Vorschriften müssen erfüllt sein, dann kann im Ernstfall die Verantwortung abgeschoben werden, aber um reale Gefahrenabwendung geht es nicht. Ich finde es wenig beruhigend, dass ich ggf. vorschriftsmäßig ersticke oder verbrenne. Und noch absurder finde ich die Maßnahmen für einen Fall von Amoklauf, aber die sind geheim.


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  • Commentaires

    1
    Jeudi 6 Janvier 2011 à 16:16

    Der Wind  steht günstig, er treibt die regenwolken aus der bretagne rüber und damit bleibt das Dioxin in den niederlanden 

    2
    Jeudi 6 Janvier 2011 à 16:16

    Sind denn nicht bei euch so viele Vögel vom Himmel gefallen?

     

    3
    Jeudi 6 Janvier 2011 à 21:09

    ich habe ein reines Gewissen, denn zu Silvester haben wir nicht geknallert, wenn es denn die Ursache des Vogelsterbens war ..

    Im Augenblick geht mir nur die dakar-Rallye auf den geist, durch Argentinien durch ... so ein Quatsch und überhaupt ... so ein Schwachsinn!

    Allen eine Gute Nacht, ohne Sirenengeheul !

    4
    Rhein in Flammen
    Vendredi 7 Janvier 2011 à 07:34

    das ist noch garn nichts, seht euch mal an, was die Aachener so alles in ihrer Neujahrsfreude abfackeln! (Heißa, und da leuchten die Reflektorstreifen auf der Feuerwehrmannsuniformen!) Aber keine Sorge, alles halb so wild. Das Geballer kann nächstes Jahr weitergehen. Darauf ein Ei vom Niederrhein.... Begrabt mich in einer Sodermüll-Deponie.

    5
    Eierbär
    Vendredi 7 Janvier 2011 à 08:11

    Laut dieser webseite sind holländische Eier mit 1-NL-Nummer , die ich mir grade weichkoche, völlig unbelastet.

    6
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Vendredi 7 Janvier 2011 à 12:38

    Liebe Dioxina, du hast offensichtlich einen alten Atlas, auf dem nur die Meere, Berge und Wüsten eingeziechnet sind. Heute braucht man aber einen, in dem auch alle Terroristennester stehen. Und da gäbe es einige zwischen Paris und Dakkar, besonders den Algeriern ist da nicht zu trauen. Tja, irgendwie den ganzen alten Kolonien nicht mehr, also wechselt man den Kontinent. Aber wenn die Südamerikaner auch nicht mehr begeistert sind von den stinkenden Karren, die ihre Landschaften verwüsten, wird man sich des europäischen Kontinents entsinnen und eine Ralley Paris-Berlin daraus machen. Die führt dann über die dioxinverseuchten Höfe NRWs und Niedersachsens, rumpelt durch die Innensatdt von Osnabrück und hinterlässt dort ihre Öl- und Reifenspuren sowie größere Gebäudeschäden.

    7
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Vendredi 7 Janvier 2011 à 12:51

    @Dioxina: Lieben Dank für deine SMS, aber ich hatte mich schon hingelegt, weil ich tierische Kopfschmerzen hatte.

    8
    Vendredi 7 Janvier 2011 à 17:59

    "Daniel Pagenstecher ist kein Theoriekonstrukt, sondern eine Figur aus Fleisch und Blut... Daniel Pagenstecher war über viele Jahre der wichtigste Gesprächspartner Arno Schmidts. Während Schmidt ihn erfand, usurpierte er die Persönlichkeit und die Schriftstellerexistenz Schmidts. So waren sie am Ende sicherlich nicht identisch. Aber Brüder im Geiste.”

    9
    Papa :D
    Jeudi 13 Janvier 2011 à 18:41

    "einen Kahn mit Schwefelsäure" - hat den Bayern auch nicht geschadet...

    10
    Rheingoldnixen
    Vendredi 14 Janvier 2011 à 07:16

    Die alte Unke tönt - du solltest keine Unglücke prophezeien! Mit der Loreley ist nicht zu spaßen.

    11
    Rauchmelder
    Vendredi 14 Janvier 2011 à 07:42

    Seit wann kümmert es die Feuerwehr, ob Leute aus Fenstern fallen, die nach außen zu öffnen sind? Die hat doch sonst immer ein Sprungtuch dabei? Wahrscheinlich wollen sie bei Rettungsmaßnehmen das Fenster von Außen einschlagen, was dramaturgisch effektvoller aussieht.

    12
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Vendredi 14 Janvier 2011 à 08:12

    Wir haben doch ein altes Gebäude, die Fenster sind nach innen zu öffnen, aber es sind halt auch keine modernen Fensterfronten, sondern relativ kleine Fenster in Brusthöhe. Da kann man nicht rausfallen. Aber wir haben gestern wieder einen Notfallplanentwurf bekommen, der an Absurdität kaum zu überbieten war. Fazit einer Kollegin: Bitten Sie den Amokläufer, zu den Öffnungszeiten des Sekretariats wiederzukommen, im Moment können wir nichts für ihn tun, nicht mal 110 anrufen.

    13
    Vendredi 14 Janvier 2011 à 09:46

    ...der Vortragskünstler, der unter meinem Namen verlinkt ist, hat im Mai jedenfalls was zu erzählen!

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