Im Mai 2021 war es dann langsam soweit, dass nicht nur Senioren geimpft wurden, allerdings brauchte man anfangs noch einen triftigen Grund, zum Beispiel Beruf, Vorerkrankung oder Pflege von Senioren. Da es pro Landkreis nur ein Impfzentrum gab, konnte das auch zu touristischen Ausflügen führen. Im Kreis Kleve war das Impfzentrum im verhinderten Kernkraftwerk Kalkar, was Menschen aus dem Süden des Kreises ärgerte, im Kreis Borken fuhr man zum Bauhof in Velen, wo man sich dann neben großen Landmaschinen die Spritze abholte.

Ich war beim ersten Termin dort in Begleitung von Ildikoo, weil wir danach noch zu den Flamingos im Zwillbrocker Venn wollten. Die Flamingos sind vielleicht mal aus einem Zoo entkommen und brüten jetzt seit den 80er Jahren auf einer Insel im Lachmöwensee. Die Nahrungsbedingungen sind wohl günstig, weil die Möwen mit ihrem Kot die Krebse und andere Kleintiere ernähren, die wiederum den Flamingos Nahrung und Farbstoff liefern. Ihre Brut ist auf der Insel auch vor Menschen und Füchsen geschützt, es sei denn, durch eine Dürreperiode ist der Wasserstand des Sees zu niedrig. Man kann die Flamingo-Insel von Beobachtungshütten aus betrachten, sogar Ferngläser sind dort vorhanden. Die Fotos werden wegen der Entfernung mit der Handykamera leider nicht scharf. Sehenswert ist auch die Zwillbrocker Barockkirche von 1651. Hier ist man direkt an der niederländischen Grenze, aber wegen der Corona-Einschränkungen mochte ich nicht rüberfahren, das halte ich nun schon seit mehr als zwei Jahren so.

Im Mai waren also meine weitesten Reisen nach Velen und Zwillbrock sowie an den Niederrhein. Wegen Bauarbeiten in Nütterden fuhr ich öfter nach Wissel, dann nach Kranenburg und zum Spazierengehen nach Kalkar und Grieth. Der Parkplatz in Grieth wurde zu einem Refugium für Urlaubsbedürftige, die wegen des Beherbergungsverbots nirgendwo unterkamen und nun ihre Wohnwagen auf dem Parkplatz am Rhein aufstellten.

Die Kirche in Nütterden bot Messen im Freien an und auch die Schulen durften wieder in Präsenz arbeiten. Zum Ende des Ramadans brachten ein paar Schüler meiner Klasse orientalisches Gebäck mit, genau mein Geschmack. Der arabische Supermarkt in Ahaus steht auch noch auf meiner To-Do-Liste.

April 2021: April ist dieser komische Monat zwischen dem hoffnungsfrohen März und dem lieblichen Mai. Wie wir früher auf der Grundschule sagten: "April macht was er will." Oder auch gern: "April, April!" Jedenfalls war in diesem April mal wieder alles möglich, innerhalb von zwei Tagen wechselte das Wetter von sommerlichen Temperaturen zu leichtem Schneefall, Mensch und Tier waren verwirrt.

Verwirrt waren auch die niederländischen Nachbarn, die sich testen mussten, wollten sie nach Deutschland fahren. In Kranenburg gab es Schlangen vor den Tankstellen am Tag vor der neuen Bestimmung und dann vor dem Testzentrum. Die deutschen Corona-Bestimmungen kamen jedenfalls nicht gut an bei den Nachbarn. Dafür freuen Sie sich im Moment um so mehr, weil in den Niederlanden die Öffnungen von Geschäften und Gastronomie stark begrenzt sind, nicht aber in Deutschland. Das Bitten der Lokalpolitiker beiderseits der Grenze interessiert da niemanden.

März 2021: Der März liegt mir aus ersichtlichen Gründen besonders am Herzen, mal abgesehen vom Frühlingserwachen, das mich immer ganz optimistisch stimmt.

Außerdem gibt es Ferien, leider aber immer noch auch Corona, so dass in Deutschland ein Beherbergungsverbot herrscht und man nicht wegfahren kann. Andere Länder sind auch out, entweder im Lockdown, Hochrisikogebiete oder sie haben strenge Einreisebedingungen, besonders im Bahn- und Flugverkehr. Also brauche ich eine Strategie, ein Urlaubsziel, das ich im Auto erreichen kann, in dem Hotels geöffnet sind und wo man mir nicht bei Ankunft ein Stäbchen in den Hals steckt oder mich in Quarantäne sperrt. Im März 2021 praktisch unmöglich. Unmöglich? Nein, ein kleines Land im Westen fliegt unter dem Radar, ist trotz seriöser Sicherheitsmaßnahmen ziemlich entspannt und bietet zudem noch ein paar Annehmlichkeiten wie kostenlosen Nahverkehr. Und das Beste: On parle français.

Ich spreche von Luxemburg, dort war ich bisher nur einmal und fand es sehr schön. Ein weiterer Vorteil ist die Nähe zu Trier, wohin ich schon länger fahren wollte, die Porta Nigra hatte ich erst einmal im Regen gesehen, im Marx-Haus war ich noch nie. Also war sogar trotz Beherbergungsverbot noch ein Besuch in Trier möglich. In Rheinland-Pfalz konnte man erstaunlicherweise in der Gastronomie draußen sitzen, essen und trinken, wenn man sich vorher teuer testen ließ, in NRW undenkbar. Und tatsächlich war das Wetter so, dass man einige Leute auf den Terrassen der Cafés sah. Der Besuch im Marx-Haus musste telefonisch angemeldet werden, auch ganz einfach, trotzdem war ich dort ziemlich allein unterwegs.

Insgesamt also ein erfreulicher Monat, auch Zweitimpfungen für Senioren waren drin, traurig fand ich nur, dass an der Kirche in Nütterden eine der alten Rotbuchen gefällt wurde.

Januar 2021: Arbeiten im Home-Office und Reisen nach Werth, ein wahrhaft trauriger Januar.

Februar 2021: Wie soll man nur sein Fernweh stillen, wenn man nicht verreisen kann, weil alle Hotels geschlossen sind und zum Beispiel in Frankreich sogar eine Art Hausarrest gilt? Nun gut, die Tochterpflichten führen mich an den linken Niederrhein, wo es auch schön ist und man kleine Phantasiereisen machen kann. Außerdem gibt es die ersten Impftermine, zunächst nur für alte Leute und mit viel Zeit und Geduld am Computer.

Wenn die stille Zeit vorbei ist, wird es auch wieder ruhiger. So ähnlich soll ein Zitat von Karl Valentin lauten, und ich kann das durchaus bestätigen. Im Dezember mag ich die letzten Tage ganz besonders, obwohl ja traditionell eigentlich eine Steuererklärung ansteht. Aber noch ist Zeit, heute konnte ich erstmal ausschlafen, dann das Zeitzeichen auf WDR 5 hören, das mir so richtig ans Herz ging.

Denn heute vor 135 Jahren wurde am 28.12.1886 die erste Spülmaschine zum Patent angemeldet, und zwar von der Amerikanerin Josephine Cochrane. Meine Heldin. Die erste deutsche Spülmaschine baute übrigens Miele, und ein Bonner Professor sprach mir aus der Seele, als er von ein paar verbreiteten Unarten abriet. Man soll sein Geschirr nicht vorspülen, das ist sinnlos und eine Verschwendung von Wasser. Außerdem soll man auch kleine Mengen Geschirr lieber mit der Maschine spülen, weil das sauberer und umweltverträglicher ist als Spülen mit der Hand. Schließlich soll man nicht permanent mit niedrigen Temperaturen spülen, weil sich sonst irgendwo Fettklumpen in den Abflüssen ansammeln.

Meine Spülmaschine ist ein bisschen wie mein Auto, Oldie but Goldie, zuverlässig und unkaputtbar, wobei die Spülmaschine noch nie in die Werkstatt musste, obwohl sie älter ist. Ich hoffe, beide halten noch ein bisschen durch.

Das ging doch schnell. Auf allen möglichen Kanälen wird nun Hendrik Wüst als neuer Ministerpräsident von NRW gehandelt.

Eine liebe Freundin, die eigentlich nie CDU wählen würde, hatte mir vor Jahren mal erzählt, dass sie dennoch Hendrik Wüst wählen würde, weil sie ihn in Bocholt als sehr kompetent erlebt hätte. Ihr Wort in Gottes Ohr. Der Mann ist Verkehrsminister und in Rhede geboren, hat am Euregio-Gymnasium in Bocholt Abitur gemacht. Deshalb möchte ich ihn persönlich verantwortlich machen für so manche Chaos-Kreuzung in Bocholt. Das wäre auch mal einen Blog-Eintrag wert. Leute, baut die riesigen Kreisverkehre doch dahin, wo es sich staut wegen der bescheuerten Ampelschaltungen und Straßenführungen, nicht dorthin, wo kein Auto fährt.

Die Ergebnisse der Wahl sind nicht sonderlich überraschend, na ja, vielleicht doch, dass die SPD überall als Siegerin hervorging, wo ein Land- oder Bundestag gewählt wurde. Berlin? Wassisslos mit dir?

Überraschend fand ich allerdings, dass Armin Laschet sich nach den ersten Prognosen und Hochrechnungen aufplusterte und meinte, er könnte jetzt Kanzler werden. War doch klar, dass er hinter verschlossenen Türen eins auf die Nase bekäme und sich heute auch keiner aus der eigenen Partei mehr den Mund verbieten ließe. Was ist los mit dem Mann? Lust am Schmerz oder verzweifelter Versuch, irgendwie an irgendeiner Macht zu bleiben? So schlecht kann die Pension doch nicht sein, also nimm sie und genieß den Ruhestand. Wer spricht heute noch von Hannelore Kraft? Hannelore Wer? Eben!

Eigentlich ist die nächste Regierung doch kein Hexenwerk, SPD - Grüne - FDP. Was sonst? Ach so, ja, FDP. Das könnte sich ziehen. Beliebteste Partei bei den Erstwählern. Die sind noch so jung und naiv, das legt sich dann später.

Ich hätte auch wieder eine Prognose, wer welches Ministerium bekommt, aber das ist zu einfach.

Die Welt beobachtet Deutschland:

Pour cause de soirée électorale, les Allemands ont été privés, dimanche 26 septembre, de leur habituel Tatort. Ils n’ont pas perdu au change. En matière de dramaturgie, le spectacle politique auquel ils ont assisté valait bien leur feuilleton policier dominical. Avec même une dose de suspense en plus : alors qu’à la fin d’un Tatort, on connaît le meurtrier,  l’Allemagne s’est couchée, dimanche, sans savoir qui sera son futur chancelier. Le Monde

Ja sorry, alle vier Jahre muss man halt mal auf den Tatort verzichten. Joe Biden hat sich wohlwollend zu Olaf Scholz geäußert, andere haben ihm gratuliert, einige, z.B. Russland, haben ein Problem mit den Grünen. Aber insgesamt haben sich wohl alle damit abgefunden, dass Angela Merkel nicht mehr zu Besuch kommt.