• Spieglein, Spieglein an der Wand

    Oh wir, die Zierde und Zahlstelle Europas, Fußballweltmeister der Herzen, die wir die schönsten und schnellsten Autos bauen, die klügste und keuscheste Kanzlerin aller Zeiten und Welten haben und sogar den ESC 2010 gewannen, warum werden wir so gedemütigt?
    War es nicht genug, uns jahrelang mit Allemagne zéro points zu zeigen, dass niemand unsere Musik mag? Reichte es nicht, unsere überforderten Schüler durch die PISA-Hölle gehen zu lasssen und vor der Welt zu blamieren? Kann Europa nicht still mit uns trauern über die Opfer des mutierten EHEC-Bakteriums, ohne uns arrogant eine Unterstützung von Experten anzudienen, weil wir die Ursachen immer noch nicht gefunden haben und alle paar Stunden eine andere Wirtschaftssparte durch Mutmaßungen ruinieren? Können die Spanier ihre Gurken und Tomaten nicht einfach selbst essen und sich freuen, dass wir ihre langweilige mallige Mittelmeerinsel mit prallem deutschen Leben erfüllen?
    Nein, es reichte nicht, nun mussten auch unsere besten Freunde im Geiste Adenauers und de Gaulles eine Studie veröffentlichen, nach der wir kein bisschen mehr oder produktiver arbeiten als die ausgewiesensten Faulpelze in Südeuropa.
    Hat sich je ein Volk stärker mit seiner Arbeit identifiziert als wir? Mehr darüber philosophiert und ideologisiert? Wir, die Helden der Arbeit, am Ende doch nur mittelmäßig fleißig und relativ unprofessionell? Und ziemlich arbeitslos.

    "Denn die Marxisten wollen die Arbeit nur anders verteilen;
    Es kommt aber darauf an, sie abzuschaffen."
    (Hans Konrad Zander: Ode an die Geschirrspülmaschine.
    In: Von der Religiosität der Katzen, Münster 1990.)


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