• Textbausteine - 8. Akt

     Textbausteine – Ein Fortsetzungsdrama mit ungewissem Ausgang©

    8. Akt

     Faust I

    Studierzimmer

    Guttenberg. Merkel.

     

    Guttenberg: Es klopft? Herein! Wer will mich wieder plagen?

    Merkel: Ich bin's.

    Guttenberg: Herein! Wir werden, hoff ich, uns vertragen.

    Merkel: Herr Doktor, das ist schön von Euch,
    Daß Ihr uns heute nicht verschmäht,
    Und unter dieses Volksgedräng,
    Als ein so Hochgelahrter, geht.
    So nehmet auch den schönsten Krug,
    Den wir mit frischem Trunk gefüllt,
    Ich bring ihn zu und wünsche laut,
    Daß er nicht nur den Durst Euch stillt:
    Die Zahl der Tropfen, die er hegt,
    Sei Euren Tagen zugelegt.

    Guttenberg: Sie sitzen schon mit hohen Augenbraunen
    Gelassen da und möchten gern erstaunen.
    Ich weiß, wie man den Geist des Volks versöhnt;
    Doch so verlegen bin ich nie gewesen.

    Merkel: Es irrt der Mensch so lang er strebt.

    Guttenberg: Ich, Ebenbild der Gottheit, das sich schon
    Ganz nah gedünkt dem Spiegel ew'ger Wahrheit,
    Sein selbst genoß in Himmelsglanz und Klarheit,
    Und abgestreift den Erdensohn;
    Ich, mehr als Cherub, dessen freie Kraft
    Schon durch die Adern der Natur zu fließen
    Und, schaffend, Götterleben zu genießen
    Sich ahnungsvoll vermaß, wie muß ich's büßen!
    Ein Donnerwort hat mich hinweggerafft.

    Merkel: Der Worte sind genug gewechselt,
    Laßt mich auch endlich Taten sehn!

    Faust IIGuttenberg geht die Treppe hinunter und tritt vor die wartenden Journalisten.

    Guttenberg: Ihr guten Herrn, ihr schönen Frauen,
    So wohlgeputzt und backenrot,
    Belieb es euch, mich anzuschauen,
    Und seht und mildert meine Not!
    Laßt hier mich nicht vergebens leiern!
    Habe nun, ach! Juristerei
    Durchaus studiert, mit heißem Bemühn.
    Da steh ich nun, ich armer Tor!
    Und bin so klug als wie zuvor;
    Heiße Magister, heiße Doktor gar
    Und ziehe schon an die zehen Jahr
    Herauf, herab und quer und krumm
    alle an der Nase herum.
    Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,
    Fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel.
    Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
    Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
    Wenn hinten, weit, in der Türkei,
    Die Völker aufeinander schlagen.
    Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
    Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
    Dann kehrt man abends froh nach Haus,
    Und segnet Fried und Friedenszeiten.

    Journalist FAZ: O glücklich, wer noch hoffen kann,
    Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen!

    Journalist NZZ: Du hast wohl recht; ich finde nicht die Spur
    Von einem Geist, und alles ist Dressur.

    Guttenberg: Wir gehen eben fort.
    Was ist das für ein Marterort?
    Was heißt das für ein Leben führen,
    Sich und die Jungens ennuyieren?
    Ich halt es wenigstens für reichlichen Gewinn,
    Daß ich nicht Kaiser oder Kanzler bin.
    Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben.
    Du nennst mich Herr Baron, so ist die Sache gut;
    Ich bin ein Kavalier, wie andre Kavaliere.
    Du zweifelst nicht an meinem edlen Blut;
    Sieh her, das ist das Wappen, das ich führe!
    Will keiner trinken? keiner lachen?
    Ich will euch lehren Gesichter machen!
    Ihr seid ja heut wie nasses Stroh,
    Und brennt sonst immer lichterloh.
    Heut, seh ich, will mir nichts gelingen;
    Doch eine Reise nehm ich immer mit
    Und hoffe noch vor meinem letzten Schritt
    Die Teufel und die Dichter zu bezwingen.

    Journalisten: Juchhe! Juchhe!
    Juchheisa! Heisa! He!
    Geschrei und Fiedelbogen.

    Vorhersehbares Ende der Tragödie 1. Teil

    Vielen Dank an Aristoteles, K.T. zu Guttenberg und J.W. von Goethe.


    Tags Tags : , ,
  • Commentaires

    1
    Karl Marx
    Mardi 1er Mars 2011 à 18:27

    "Hegel bemerkte irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen, hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce."

    Hier noch ein schönes Faustzitat,a us der Szene "Kaiserliche Pfalz"

    Gemurmel: Das ist ein Schalk. - Der's wohl versteht -

    Er lügt sich ein - So lang' es geht -

    Ich weiß schon - Was dahintersteckt -

    Und was denn weiter? - Ein Projekt -

    • Nom / Pseudo :

      E-mail (facultatif) :

      Site Web (facultatif) :

      Commentaire :


    2
    Mardi 1er Mars 2011 à 19:27

    kt köstlich tramatisch gutt , ich habe wirklich gelacht und bin doch eher außenstehend und nicht immer auf dem laufenden ...

    und ich mag auch deine  ß!

    Dans le monde , je correspondant disait: 83 % des lecteurs de la SZ s'exprimaient par internet  pour la démission de KTG, 87 % des lecteurs de la Bild  par téléphone pour qu'il ne démissonne pas

     

    3
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Mercredi 2 Mars 2011 à 17:47

    @karl marx: unser vorausschauender dichterfürst hat ja auch sehr schön beschrieben, wie jemand sich am klang der schaufeln erfreut, die sein eigenes grab schaufeln. goethe war eben auch jurist und minister.

    4
    Mercredi 2 Mars 2011 à 18:24

    Großer Zapfenstreich im kleinen Kreis.

    5
    Philipp'sMama
    Mercredi 2 Mars 2011 à 18:32

    Jetzt wo Guttenberg seinen Hut genommen hat, stelle ich mir die Frage ob ich nicht unter Plagiatverdacht gerate. Schließlich habe ich in den Jahrgangsstufen 7-10 regelmäßig abgeschrieben und meinen Banknachbarn nie als Quelle in einer Fußnote erwähnt!! Hätte ich meine Note damit vielleicht durch meine Kreativität steigern können???

    6
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Mercredi 2 Mars 2011 à 18:44

    Nein, davon ist abzuraten. Außerdem war es doch eher ein Geben und Nehmen, denke ich.

    7
    Philipp'sMama
    Mercredi 2 Mars 2011 à 18:49

    Aber das blöde Gesicht beim korrigieren hätte ich zu gerne gesehen!! ;)

    8
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Mercredi 2 Mars 2011 à 23:01

    Komm mal hier vorbei, wenn ich korrigiere, da mache ich auch oft ein blödes Gesicht.

    9
    Mercredi 2 Mars 2011 à 23:05

    @ hdor: So sieht es aus, wenn man selbst nur so gerade lesen und schreiben kann. Dann ist einem der Wert einer wissenschaftlichen Arbeit vollkommen schleierhaft. Ich bin nur ziemlich verwundert, wie ungeschoren Doktorvater und Zweitgutachter davon kommen, immerhin haben sie ihm ein summa cum laude verpasst und ganz am Schluss der Affaire auch noch eine dicke Lippe riskiert. Solche Speichellecker braucht die Wissenschaft auch nicht.
    Das "ß" ist übrigens nicht von mir, wie ja auch die schönen Verse im letzten Akt. Ich habe alles mit copy und paste aus dem Projekt Gutenberg zusammengefügt. Diese letzte Ehre wollte ich Guttenberg zuteil werden lassen.


     

    Suivre le flux RSS des commentaires


    Ajouter un commentaire

    Nom / Pseudo :

    E-mail (facultatif) :

    Site Web (facultatif) :

    Commentaire :