• Aldi in Kranenburg

    Bei meinem wöchentlichen Großeinkauf im Raum Kranenburg ist der Aldi in der "Einkaufsarena" meine erste Adresse, weil man von dort auch noch mal eben zu dm und Deichmann rübergehen kann, und wenn was fehlt, ist Penny nur eine Einfahrt weiter. Die Einkaufsarena ist Kranenburgs erfolgreicher Versuch, holländische Kunden auf dem Weg nach Kleve abzufangen. Über diesen besonderen Aldi habe ich mich hier schon mehrfach ausgelassen, aber die kuriosen Ereignisse nehmen kein Ende. Das liegt am Zusammentreffen von Marktwirtschaft mit niederrheinischer Bauern- und Kleinbürgermentalität und niederländischer Geiz-ist-geil-Mentalität. Statiegeld op ArtikelenDer Marktwirtschaft sind die langen Öffnungszeiten bis 21 Uhr geschuldet, für Aldi sehr ungewöhnlich, andererseits schafft man es auch nach jahrelanger Erfahrung mit holländischen Kunden nicht, ausreichende Warenmengen anzubieten. Gestern wirkte der Laden mal wieder leergefegt, dabei war gar nicht so viel los. Aber man ist zumindest sprachlich vorbereitet, an den Tomaten der Hinweis in niederländischer Sprache, die gäbe es nur in der Kiste zu kaufen, auch das Pfandsystem wird so angekündigt. Und Brotautomat und Kassenankündigung sind sowieso zweisprachig.
    Mich fasziniert immer wieder, dass Niederländer in Kranenburg Gouda und holländische Tomaten kaufen, aber nach meinen letzten Erfahrungen in Dinxperlo bleibe ich auch dabei, in Deutschland ist es einfach günstiger.

    Mein gestriges Erlebnis dreht sich aber mal nicht um Holländer, sondern um einen jungen Mann, ca. 30 Jahre alt, der mit einem Gutschein vom Sozialamt einkaufen wollte. Er fiel mir schon beim Reinkommen auf, als er zwei Mitarbeiter mit der Frage beschäftigte, ob er den kompletten Warenwert ausschöpfen müsse oder heute nur Toast, Margarine und Käse holen könnte und später andere Waren. Die Antwort schien kompetent und ausführlich gewesen zu sein, denn an der Kasse stellte sich später heraus, dass er das System verstanden und in seinem Sinne genutzt hatte. Anders als der Kassierer, der da keinen kompetenten Eindruck machte.

    Mir fiel er aber eher wegen seiner Ausstrahlung auf, er war so der passiv-aggressive Ich-fick-die-Gesellschaft-Typ, der weder ein Lächeln noch ein Danke im Repertoire hatte, sich aber ziemlich elaboriert ausdrücken konnte und die wirklich bemühten Mitarbeiter spüren ließ, was er für punktgenaue Fragen und Antworten hielt. Man hat ja nicht den ganzen Tag Zeit, anders als das Verkaufspersonal. Warum er dann aber nicht einfach den Text auf seinem Gutschein las, blieb sein Geheimnis.

    Später stand er dann zufällig vor mir an der Kasse, was meinerseits schlecht gepokert war, denn nun ging das Spiel mit dem Gutschein von vorn los, aber so hatte ich doch ein paar unterhaltsame Minuten. Mit unbewegter Miene reichte er dem Kassierer seinen Gutschein über 50 € für einen Einkauf von 45,20 €. Der seinerseits hatte offensichtlich keine ausführliche Info bekommen und kam auch nicht auf die Idee, den Text zu lesen, außerdem war er weder sprachlich noch mathematisch und schon gar nicht verhaltenstechnisch auf gleicher Höhe mit seinem Kontrahänden. Zunächst klingelte er nach Hilfe und entschuldigte sich damit, dies sei sein erstes Mal. Dann kam jemand, las ihm vor, was auf dem Zettel stand, nämlich, dass er 10 % der Summe in bar rausgeben könnte. Verzweifelter Blick, dann die Erklärung, wieviel 10 % von 50 € sind und dass die Summe ziemlich genau stimmte. Der junge Mann hatte also durchaus verstanden und während des Einkaufs nachgerechnet.

    Der Vorgesetzte schärfte ihm noch ein, er dürfte den Kassenbeleg nicht wegwerfen und müsste sich eine Unterschrift geben lassen. Danach ging es nur noch bergab, denn der Verkäufer begann zu meiner Überraschung, den Mann freundlich zu duzen. So, da ist dein Wechselgeld, jetzt musst du noch hier unterschreiben.

    Der verzog keine Miene, unterschrieb und verlangte dann seinerseits einen Kassenbon. "Den kann ich dir gleich kopieren. Stellt dich doch eben dahin, ich geh gleich kopieren." Natürlich war die Kasse hinter mir bereits geschlossen worden, so dass es eigentlich auch nicht lange dauerte. Der junge Mann vertrieb sich die Wartezeit mit einem berechtigten Einwurf, der meiner Meinung nach aber etwas spät kam. "Wird hier jeder geduzt, der nicht bar bezahlt?" Der Verkäufer spielte den Erstaunten, obwohl ich diese Beobachtung auch bestätigen konnte. "Das ist mir gar nicht aufgefallen." Komisch, mich hat er nicht aus Versehen geduzt.

    Er lief dann los zum Kopierer, kaum war er aber weg, benachrichtigte der junge Mann die Dame an der Nachbarkasse: "Ich geh jetzt, sagen Sie Ihrem Kollegen, dass er sich seine Kopie sonst wohin stecken kann."
    Man hat es halt eilig und die Höflichkeit gebietet, dass man nicht einfach wortlos geht. Sekunden später war der andere Kassierer mit der Kopie da und erhielt die Information: "Die brauchst du nicht. Ich soll dir ausrichten, die kannst du dir hinstecken, wo keine Sonne scheint." Das Zitat war nicht ganz wörtlich wiedergegeben, führte aber doch zu erheblicher Belustigung bei Kunden und Personal. Das hätte dem jungen Mann sicher nicht gefallen, zeigt es doch deutlich, dass die verfickte Gesellschaft einen nicht ernstnimmt.

     


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