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Couscous
Eigentlich könnte ich den letzten Eintrag über Essen noch lange fortführen, aber irgendwann merkt ja niemand mehr, dass es weitergeht. Also doch lieber neu ansetzen.
Ich habe mir überlegt, in den Ferien lauter alltägliches Zeug zu posten über Themen wie Essen, Autos, Toiletten, Katzen, Pflanzen, Briefkästen und so. Vielleicht finde ich auch noch banalere Themen, das kann ich gut.
Beim Essen gibt es ein faszinierendes Objekt: Couscous. Eine Geschichte voller Missverständnisse. Für mich keine Frage, wenn ich von Couscous spreche, meine ich ein Gericht, wie man es in Marokko und Algerien zubereitet, idealerweise in einer Couscoussière. Unten werden Fleisch und Gemüse gegart, darüber grober Weizengrieß gedämpft, also im Grunde eine Energiesparzubereitung. Dadurch wird der Grieß unglaublich locker und trocken, der Kontakt mit der Sauce erfolgt erst auf dem Couscous-Teller, wo Fleisch und Gemüse in der Mitte aufgetürmt werden, der Grieß drumherum immer noch weiß und locker liegt.
Da tut sich bereits der erste Konflikt auf, denn in Tunesien matscht man bereits vorher etwas Sauce unter den Grieß, damit er rot wird. Nein, nein, nochmals nein, Tunesien irrt, wozu denn die ganze Mühe mit dem Dämpfen? Aber letztendlich ist das ein geringes Problem, denn tunesisches Couscous schmeckt auch sehr gut.
Schlimmer ist es, wenn man im Restaurant Couscous bestellt und entweder eine Billigversion mit Kartoffeln bekommt oder eine vollkommen sinnlose Zusammenstellung und Zubereitung serviert wird.
Im letzten Herbst war ich in Marokko und habe in Marrakech und Fes mehrmals Couscous gegessen. Dabei haben wir immer die vegetarische Variante gewählt, weil den Kühlketten nicht unbedingt zu trauen ist und europäische Menschen mit gewissen Keimen nicht vertraut sind. Es war auch immer sehr lecker und gut zubereitet, außer auf dem Platz Jemaa el-Fna, der abends zu einem riesigen Freiluftgrillrestaurant mutiert. Hier geht es überwiegend um Fleisch, außerdem isst man dort eher wegen der Atmosphäre als wegen der Qualität. Aber mein "Couscous aux légumes" war eine Frechheit, Grieß mit Kartoffeln und ein paar Karottenstücken.
Noch frecher fand ich mein Couscous im Restaurant Karawane in Dinslaken, das für mich bisher eigentlich eine kulinarische Oase war. Allerdings war ich beim letzten Besuch extrem enttäuscht, die Vorspeisen waren nicht so gut wie sonst, komisches langweiliges Zeug lag auf den Tellerchen, und dann das Couscous, das wirklich den Namen nicht verdiente. Ein bisschen Grieß rund um den Teller, leider so nah an der sinnlosen Petersiliendeko, dass man kaum Grieß ohne Petersilie hatte, dazu Hähnchenstücke, die von einem getrennt gebratenen Stück abgeschnitten worden waren und auch nicht schmeckten. das Gemüse war einfach wahllos angehäuft, der Clou waren Rosmarinkartoffeln, Bohnen und Pilze. Also einfach irgendwas aus anderen Gerichten zusammengewürfelt, Grieß dazu, fertig. Weil ich mich beschwerte, bekamen wir einen Eistee aufs Haus, aber sogar der Tee war nicht mehr so gut wie früher, verwelkte Minze ist auch keine Augenweide im Glas.
Ein weiteres Missverständnis, mit dem ich zu leben gelernt habe, ist die Terminologie. Ich habe ja anfangs geschrieben, was ich unter Couscous verstehe. Mir ist bewusst, dass das Wort Couscous eigentlich den Grieß selbst bezeichnet. Ja, Weizengrieß, nicht irgendwelche komischen Getreideprodukte wie Hirse oder Bulgur, nur Weizengrieß! Aber das Gericht Couscous ist eben ein warmes Gericht. Und kalter Grieß mit Tomaten, Gurken, Minze etc. heißt Taboulé. Jedesmal, wenn mich Verzückung ergreift, weil mir kochende deutsche Freundinnen Couscous in Aussicht stellen, komme ich sofort auf den harten Boden der Tatsachen zurück, sie meinen immer Taboulé. Warum tut man mir das an? Und übrigens ist Taboulé ein veganes Gericht und wird kalt zubereitet.
Das beste Couscous habe ich eigentlich bisher in algerischen Restaurants in Frankreich und bei marokkanischen Familien zuhause gegessen.
Tags : Couscous, Marokko, Marrakech, Fes, Dinslaken, Karawane, Taboulé, Tunesien, Algerien, Laon
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