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Non Violence
Über geniale Künstler, geisteskranke Mörder, dumpfe Politiker und kritische Geister
Im Juli 2000 war ich am Ende meines kanadischen Schuljahres ein paar Tage lang in New York. Mehr konnte ich mir kaum leisten, und das Hotel war schon sehr einfach. Aber es lag zentral in Manhattan und ich konnte ziemlich viel zu Fuß besichtigen. Zum Beispiel bei einem Spaziergang am Hudson das World Trade Center, dessen Eingangshalle mit den Palmen wunderschön war. Ein Datum wie heute lässt Erinnerungen aufleben an die Atmosphäre, die mich an dem Tag umgab. Es war Sonntag, die meisten Menschen waren nicht zum Arbeiten dort, sondern genossen die Sonne, nahmen ein Schiff auf dem Hudson, machten Picknick, waren freundlich und fröhlich. Wie ich überhaupt die New Yorker als erstaunlich freundlich empfand, ich kenne das sonst weniger von Großstadtbewohnern.
Am letzten Vormittag besuchte ich unter anderem den Sitz der Vereinten Nationen mit seinem Skulpturenpark. Dort steht seit 1988 das Werk "Non Violence" des schwedischen Künstlers Carl Fredrik Reuterswärd, ein Geschenk des Staates Luxemburg an die UNO. Es ist üblich, dass jedes Mitgliedsland der UNO ein Kunstwerk schenkt, so dass sich hier eine bedeutende Sammlung befindet, meist haben die Werke einen Bezug zum Thema Frieden. Ich weiß nicht, ob man heute noch so frei herumlaufen darf auf dem Gelände, ich konnte es jedenfalls und hatte ein Aha-Erlebnis nach dem anderen. So sah ich auch das Werk "Schwerter zu Pflugscharen" des sovietischen Künstlers Yevgeny Vuchetich, dessen Titel mich in meiner Jugend als Motto der Friedensbewegung begleitet hatte. "Non Violence" von Reuterswärd zeigt eine verknotete Pistole, deren Lauf nach oben gerichtet ist. Eine Kopie sah ich in diesen Sommer vor dem Mémorial de la Paix in Caen. Und wie ich jetzt gelesen habe, hat der Künstler auch Gerhard Schröder eine Replik geschenkt für seine Verweigerung des Irak-Kriegs. Die Skulptur steht im Garten hinter dem Kanzleramt in Berlin, ich frage mich, was Angela Merkel so denkt, wenn sie darauf sieht. Wenn sie überhaupt etwas denkt.
Womit ich bei dumpfen Politikern angekommen wäre. Und bei Volker Pispers, dessen Programm "Bis neulich" ich gestern mit einigen Kolleginnen und ihren Männern in der Stadthalle Borken gesehen habe. Ich hätte eigentlich erwartet, dass er auch auf den 11. September Bezug nimmt, denn dazu gibt es einen ziemlich guten Programmteil, das tat er aber genau nicht.
Er führte uns Angela Merkel in voller Schönheit mit allen leeren Worthülsen vor und zog ziemlich böse über die deutsche Gesellschaft und die katholische Kirche her, was im Publikum mitunter zu Unbehagen führte. Im katholischen Borken möchten eben auch kritische Geister nicht so gern von "Kinderfickern" hören.
Tags : 11. september, new york, caen, borken, pispers, merkel, vuchetich, reuterswärd
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