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Olympia
Obwohl ich keine passionierte Betrachterin von Sportereignissen bin und mich Sport im Schnee noch weniger interessiert, sehe ich mir die Eröffnung der olympischen Winterspiele in Peking an. Ich finde es faszinierend, die vielen Länder zu sehen, die politischen Verrenkungen, die man bei manchen Ländern macht. Und natürlich sehe ich mir die Klamotten und überhaupt den Stil der Athleten an.
Da es nach einer Art chinesischem Alphabet geht, kommt Deutschland wohl spät, ich erwarte das Schlimmste, bestimmt haben wir absurd hässliche Jacken und Mützen. Ich lasse mich überraschen. Frankreich ist schon durch, ein Traum in Blau-Weiß-Rot, aber nicht wirklich schön für meinen Geschmack. Bei gleichen Farben gefallen mir die USA gerade besser. Und dann kommt ein Land, das auch diese schönen Farben in der Flagge hat, sich aber in Orange kleidet. Na ja. Bulgarien fand ich auch nicht schlecht, am besten gefiel mir bisher Kanada.
Und weil ich gerade allein am Schreibtisch sitze und der Fernseher neben mir läuft, also niemand hier ist, mit dem ich lästern könnte, weil meine Besta schon auf dem Weg nach Frankreich ist, muss ich meine unmaßgeblichen Meinungen wohl im Blog verbreiten.
14 Uhr
Gerade ein paar Athleten aus Kolumbien in langen Ponchos, vorhin gab es sogar einen halbnackten Fahnenträger. Irland in Grün, Erinnerungen an meinen alten Passat kommen auf. Auch nicht schön. Blau-Weiß-Rot ist eine beliebte Kombination, Tschechien schafft es tatsächlich, diese Kombi kunterbunt aussehen zu lassen. Slowenien dagegen hat sich gegen die Landesfarben entschieden und passatgrüne Handschuhe gewählt, was gar nicht schlecht aussieht.
Zur Performance der Athleten: Die meisten laufen brav geradeaus und winken, alle tragen Masken. Überraschenderweise hat bisher nur eine einzige Sportlerin ihre Maske vom Gesicht gezogen, die einzige Frau im Team Iran. Ist das eine Message?
Die Spanier tanzen aus der Reihe, im wahrsten Sinne des Wortes, sie tanzen. Auch Frankreich ändert die starre Formation und hat eine spielerische, vielleicht spontane Choreographie. Die Welt soll wohl sehen, was Flamenco und Savoir-Vivre sind.Rot-Weiß ist auch so eine Flaggen-Kombi. Die kanadischen und polnischen Anzüge gefielen mir noch ganz gut, aber so richtig hässlich fand ich Montenegro, Österreich und die Schweiz.
Neuseeland fast schwarz, sehr elegant. Mexiko mit Totenköpfen vor der Brust.
Ach, Deutschland, na ja. Es hätte schlimmer kommen können, aber mit den Farben kann man auch nicht viel machen. Ganz schwarz wäre schön. Elegant Monaco mit Hüten statt Mützen.
Oh Gott, der Hässlichkeitspokal geht an Italien. Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Blau-schwarze was auch immer, darüber eine weite Kutte in den Farben der Flagge. Die eleganten Italiener in unförmige Säcke gesteckt, ich fasse es nicht.
14.25 Uhr
Alle sind jetzt im Stadion, China erwartungsgemäß in viel Rot, aber auch Beige dabei, es wäre sonst wohl zu massiv geworden.
Die Moderation auch so ärgerlich wie immer, philosophisch-kritisch-banal-anekdotisch-patriotisch, alles wie gewollt und nicht gekonnt. Oh Mann, einfach mal den Mund halten. Bei seiner ausgedehnten Analyse der Schneeflocke verirrt der Moderator sich auch bisweilen und erkennt nicht das Offensichtliche.Ich könnte ja den Ton ausmachen, aber dann höre ich die Musik nicht, schöne klassische Musik aus Europa. Bei einer Melodie komme ich nicht darauf, was es ist, obwohl ich sie kenne, das macht mich verrückt.
14.41 Uhr
Eine Lobhudelei für China und seine großartige Führung ist vorbei, nun spricht Thomas Bach und lobhudelt weiter. Für mich überraschend, beginnt er auf Französisch, spricht dann in Englisch weiter. Aber klar, Französisch steht bei den olympischen Spielen immer an erster Stelle, weil die modernen Spiele ja von Pierre de Coubertin ausgingen.Faszinierend finde ich die jungen chinesischen Statisten am Rande, beim Einzug hüpfen sie die ganze Zeit auf und ab, wozu eigentlich? Während der Reden stehen Jungs im Hintergrund mit gefrorenem Lächeln, also gefletschten Zähnen. Aber süß sind die kleinen Mädchen, die die olympische Hymne auf Griechisch singen. Überhaupt setzt man bei der Inszenierung viel auf süße Kinder, die sich auf Eis und Schnee tummeln, singen und als Schneeflocken tanzen.
Ach ja, Thomas Bach als Friedensengel: Give peace a chance. Kleiner Reminder an Putin, nicht während der olymischen Spiele in der Ukraine einzufallen.
Tags : Olympia, China
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Commentaires
Ich denke zu sehr an die Olympiade in Berlin, leider. Olympia als Business und politisches Profilieren, internationale Anerkennung eines Diktators und seiner Bande, die eine Minorität vernichten und ihre Kultur auflösen will.
Was sagte Max Liebermann?