-
Ostern
Wenn ich nach Nütterden oder zurück nach Hause fahre, höre ich im Auto Radio, erfahre einiges über Kultur und Weltgeschehen oder döse so weg, weil die Beiträge langweilig sind und die Musik ohnehin nicht meine Aufmerksamkeit beansprucht. In solchen Momenten versucht mein Gehirn Gedanken-Tetris zu spielen, das beschreibt es wohl ganz gut. Es sucht also nach Erinnerungen und Ansichten, die sich hübsch verschachteln lassen. Anlässe dazu finden sich in Zeit und Raum zur Genüge. Heute war es also Ostern, das mir die Bausteine zuspielte.
Chronologisch beginnen meine Ostererinnerungen wohl mit der Eiersuche am Ostermorgen im Garten, harte Konkurrenz mit meinen Geschwistern. Auch an die Eierfarben erinnere ich mich gut, manchmal gingen die bis unter die Schale. Auch das Ausblasen haben wir mal versucht, ist aber echt schwer, man glaubt es kaum.
Später habe ich mich auch für ausgefallene Methoden des Eierfärbens interessiert, das hat aber nie lange gedauert. So insgesamt sind mir bunte Eier eher gleichgültig geworden, nur heute habe ich ein Zehnerpack bei Penny gekauft, damit es hübsch aussieht auf Mutters Frühstückstisch.
An Ostermessen habe ich merkwürdigerweise keine frühen Erinnerungen, vermutlich blieb uns das erspart nach der Eiersuche. An Gottesdienste habe ich ohnehin keine guten Erinnerungen, langweilig, laaaangweilig, bestenfalls wurde mir schlecht vom Weihrauch und ich konnte mich verziehen, schlimmstenfalls habe ich mir das Gelaber angehört und den Sinn nicht verstanden. Ich kann den Priestersprech bis heute nicht ertragen, mache immer sofort das Radio aus, wenn sich sowas wie eine Andacht oder Messe ankündigt.
Eigentlich ist Ostern das höchste christliche Fest, was über dem ganzen Weihnachtstrubel immer vergessen wird. Ist dennoch vollkommen logisch, Kinder werden jeden Tag geboren, aber wie oft steht einer von den Toten auf. Einmal in 2000 Jahren, das muss gefeiert werden.
Dazwischen fällt ein kleines Tetris-Steinchen mit der Erinnerung, dass in Frankreich nicht der Osterhase die Eier brachte und die Eier ohnehin keine echten waren, sondern aus Schokolade.
Frankreich ist auch meine letzte Oster-Erinnerung, davor kommen aber noch zwei griechische. Osterferien auf Rhodos, wir sind in eine orthodoxe Kirche gegangen, um zu sehen, wie es da so abgeht. Irgendwie ging aber nichts ab. Ärgerlich fand ich, dass man Kerzen kaufte und anzündete, so lange dünne, die man in eine große Sandfläche steckte. Daraus wurde aber nie ein schönes Kerzenmeer, weil extra ein altes Weiblein dort angestellt war, die Kerzen ziemlich direkt wieder zu löschen, indem es die Flammen in den Sand drückte. Ich habe das so wenig verstanden wie alles andere, nur irgendwann zogen die Popen mit Pomp und Blumenaltären oder irgendwelchen Figuren nach draußen. Das war nett anzusehen und mein in allen christlichen Dingen unbeschlagener Begleiter nannte sie die ganze Zeit "petits papes", was ich auch ganz nett fand.
Meine zweite griechische Ostererinnerung ist noch nicht so lange her, ich habe eine alte Freundin in Athen besucht und das Osterfest fiel zufällig mit dem katholischen zusammen, so dass ich mir sogar mehrere dieser Popen-Umzüge ansehen konnte. In Athen liegen die Kirchen halt ziemlich nah beieinander.Vor zwei Jahren dann habe ich Ostern in Südfrankreich verbracht und meine liebste Freundin in die Ostermesse in Caromb begleitet. Wenigstens wurde da in einer schöner Sprache gesprochen und gesungen, aber so richtig genießen kann ich Messen auch dann nicht, wenn sie auf Französisch sind. Ansonsten war alles wie gehabt, inzwischen geben sich die Katholiken ja die Hand am Ende der Messe, sogar diese Unsitte gab es in Frankreich. Das hat sich im Moment dank Corona wohl erledigt.
Meine beste Ostererinnerung ist dann doch die Lektüre von Goethes Faust mit seinem Osterspaziergang, so bunt und fröhlich und dennoch so passend zur derzeitigen Pandemie.
Und dank Faust weiß ich auch, wie der Ostertermin bestimmt wird, es ist nämlich der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling.
Wollte Faust eigentlich noch lieber sterben und wünschte sich, der volle Mondenschein sähe zum letzten Mal auf seine Pein, so zogen die Osterglocken ihn doch wieder zurück ins Leben und er trank dann sein Gift nicht aus. Übrigens ist der ganze Monolog von Faust in der Osternacht eigentlich auch Gedanken-Tetris.
Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir!
Tags : Ostern, Frankreich, Griechenland, Faust
-
Commentaires
ach, hättest du doch
eine andere Feier noch
in Luxemburg verbracht!!
Eine reiche Osternacht
mit Geldgebimmel
und anderem Fimmel ...
Katholisch sind die ja wohl,
so wie früher der Kohl ! oder ... ?