• Reformationstag

    Heute trifft sich die Crème de la Crème in Wittenberg, das übrigens ganz offiziell Lutherstadt Wittenberg heißt, wir hatten mal einen Studierenden, der dort geboren war und auf dessen Zeugnis das so stand.
    Nun haben wir wegen des Luther-Jubiläums ausnahmsweise einen deutschlandweiten Feiertag am Reformationstag. Und dann kommt direkt Allerheiligen, leider alles in den Herbstferien.
    AbweichlerGestern war im Lebensmitteleinzelhandel eine kleine Generalprobe fürs Weihnachtsgeschäft, allerdings in Bocholt noch ziemlich erträglich, da man ja problemlos in den nächsten Tagen die holländischen Supermärkte stürmen kann. Zwar sind die Niederländer überwiegend protestantisch, aber die Supermärkte sind dort auch Sonntags geöffnet und überhaupt hat man zwischen Pfingsten und Weihnachten keine gesetzlichen Feiertage. Ob wir sie wohl ausbremsen, weil die Lastwagen nicht fahren dürfen an unseren Tagen? Jetzt hatten sie bloß den Montag und müssen schon wieder zwei Tage pausieren.
    Ich habe kürzlich mal gelesen, wie schwierig es für LKW-Fahrer ist, für ihre gesetzlichen Pausen einen freien Rastplatz zu finden, es werden ja immer mehr. Ich konnte mir das nicht praktisch vorstellen, bis ich auf dem Weg von Nordfrankreich nach Hause an die deutsch-holländische Grenze hinter Venlo kam. Dort standen die LKW wie im Stau hintereinander auf einer kilometerlangen Spur. Auf dem nächsten Rastplatz in Deutschland wollte ich Pause machen, den Plan ließ ich aber direkt fallen und war froh, mich irgendwie zwischen den überall geparkten LKW durchschlängeln zu können, um überhaupt wieder rauszukommen. Sogar hinter dem Parkplatz standen noch welche auf dem Standstreifen, im Dunklen ist das echt beklemmend.

    Aber dafür kann Luther nichts. Ich würdige seine kreative Bedeutung für die deutsche Sprache, ansonsten ist er mir nicht einmal sympathisch. Auch Goethe machte sich über ihn lustig:

         Es war eine Ratt’ im Kellernest,
         Lebte nur von Fett und Butter,
         Hatte sich ein Ränzlein angemäst’t,
         Als wie der Doctor Luther.
         Die Köchin hatt’ ihr Gift gestellt;
         Da ward’s so eng’ ihr in der Welt,
         Als hätte sie Lieb’ im Leibe.

    Aldi in LaonNach diesem Feiertagsmarathon lässt der Einzelhandel denn auch alle Hemmungen fahren und läutet schamlos das Weihnachtsgeschäft ein. Über die seit September erhältlichen Stollen, Lebkuchen, Dominosteine und Schokoladensantas habe ich mich schon oft klagend ausgelassen, aber seit gestern (nach meiner Wahrnehmung, es kann aber auch schon früher passiert sein) wird in der Fernsehwerbung ganz frech behauptet, nun habe die Weihnachtszeit begonnen und man müsse sofort Geschenke kaufen. Die zu beschenkenden Kinder, Ehefrauen und -männer, Freunde und Verwandten können schon mal die Bleistifte spitzen und ihre Wunschzettel ausfüllen. An Ideen, welchen sinnlosen Schnickschnack man konsumieren könnte, fehlt es natürlich nicht. Was ich bisher nicht sehen konnte, war Werbung für Bücher. Gut, auf Werbekampagnen von Amazon und Thalia kann ich auch gern verzichten, ohnehin kaufe ich meine Bücher in lokalen Buchhandlungen, die leider auch nicht immer auf der Höhe der Zeit sind, so die Kranenburger Buchhändlerin Breuckmann, die ihre Poststelle mit Buchhandlung so attraktiv gestaltet hat wie eine Garage und auch nicht im Internet zu finden ist. Nur mit meinen Weihnachtsgeschenken wird sie wohl kaum überleben.

     

     

     


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