• Führerscheine

    Die bewegende Geschichte meines Blogger-Freundes Petit Larousse hat mich dazu inspiriert, auch selbst ein bisschen über Führerscheine zu sinnieren.

    Permis de conduire

    Auch meine Zeit war abgelaufen und so musste ich eine glitzernde Scheckkarte beantragen. Dabei ist mein alter Führerschein weitaus jünger und moderner, zudem in ansprechendem Rosa gehalten, nicht in tristem Grau. Das liegt vor allem daran, dass ich eigentlich dachte, ich würde niemals ein Auto lenken, käme mit Fahrrad, Trampen und öffentlichen Verkehrsmitteln durchs Leben. Das erwies sich dann als schwierig, als ich meine Dreißiger erreichte, und so machte ich dann doch noch den Führerschein. Mein Foto ist entsprechend weniger jugendlich, aber ich hätte es doch ganz gern bis ans Ende meiner Tage vorgezeigt. 
    Schon lange nicht mehr gültigA propos Foto, da ich ein Jahr früher meine anderen Ausweise erneuern musste, hatte ich noch einen kleinen Vorrat von diesen Aufnahmen, auf denen man möglichst grimmig im Halbprofil in die Kamera schauen muss. Nur hatte ich die Jahresfrist ein bisschen überschritten, nicht bezüglich der Beantragung, aber bezüglich Auslieferung und Datum auf dem Perso. Den musste ich aber in Kopie beilegen, so dass ein aufmerksamer Beamter sehen konnte, dass das Foto identisch und damit über die Höchstgrenze von 365 Tagen hinaus war. Ich habe es trotzdem gewagt und den Antrag einfach in den Briefkasten der Behörde geworfen, damit vielleicht noch ein paar Zweifelstage herausgeholt. Und es hat tatsächlich geklappt.

    Nun ist es aber so ähnlich wie damals bei der Volkszählung von Augustus, ein jeder muss in seiner Heimatstadt bzw. in der Heimatstadt seines Führerscheins eine Bestätigung erwirken. Und obgleich viel über die fehlende Digitalisierung in Von wegen unbefristetDeutschland geschimpft wird, konnte ich auch dies aus der Ferne per Email erledigen. Von keiner der beiden Behörden bekam ich eine Eingangsbestätigung, aber auch das war bereits angekündigt worden mit der Bitte, nicht weiter nachzufragen.

    So erhielt ich eines Tages Post, mein Führerschein läge zur Abholung bereit. Aber wie in Köln, so ist auch in Bocholt das Rathaus in alle Winde verweht, weil das schmucke, moderne Gebäude einen größeren Wasserschaden hat. In Bocholt wird darum gestritten, ob ein Abriss nicht deutlich billiger wäre als eine Sanierung, keine Ahnung, wie der Streit ausging, aber anscheinend steht der Bau ja noch.

    Meinen neuen Pass musste ich damals im Gebäude eines Haushaltswarengeschäftes beantragen und abholen, den Führerschein dagegen bei Gigaset. Hatte ich den Briefkasten noch mühelos gefunden, so musste ich nun nach der obligatorischen Kontrolle durch den muskulösen Salafisten (siehe Petit Larousse) durch dunkle Gänge im Außen- und Innenbereich meinen Weg suchen, um dann in einem Vorraum zu landen, wo mir freundliche orientalische Autohändler, so vermute ich, zeigten, wo ich meinen Termincode einzugeben hätte. Sowas hatte ich aber nicht, in meinem Schreiben stand nur, ich sollte zu den Öffnungszeiten erscheinen. Ich öffnete also die Tür, um mich direkt am ersten Schalter zu erkundigen, was ich tun sollte. Ich wollte mich ja nicht vordrängen, aber so war es dann, der freundliche Herr meinte, ich hätte wohl einen alten Vordruck bekommen, und zack hatte er meinen neuen Führerschein aus einer Box gefischt. Mein hübsches pinkes Dokument bekam hässliche Stempel, ich musste am Automaten ca. 25 € abbuchen lassen, und dann konnte ich an den Autohändlern vorbei den Rückweg durch kalte Betongänge antreten.

    Den Termin in zehn Jahren habe ich sicherheitshalber schon mal im Kalender eingegeben, ab und zu wurde ich doch schon kontrolliert, allerdings nie grundlos, war halt ein bisschen zu schnell gefahren. Wirklich nur ein bisschen, mein Punktekonto ist blütenrein. Und soviel Glück wie meine Besta, die seit Jahrzehnten ohne gültigen Fahrausweis durch die Lande chauffiert, habe ich eben nicht. 
    Es ist nicht so, dass sie keinen Führerschein hätte, aber sie hat immer noch den grauen deutschen, obwohl sie schon lange im Ausland lebt. Nun kann sie sogar den nicht mehr lange vorweisen, in einem Jahr ist auch sie fällig. Wie ich nun erfuhr, lässt sich da aber nichts machen, da sie nicht mal weiß, wo ihre Erlaubnis zum Führen eines Verbrenners sich befindet. Zum Glück hat sie irgendwie auch einen internationalen Führerschein im Scheckkartenformat, wenn sie doch nur wüsste, wo der eigentlich ist. Ich zünde mal eine Kerze für sie an beim Hl. Christopherus, auf dass ihre Glückssträhne anhalte.

    PS: Ich hätte mich beeilen sollen mit der Kerze, auf der Heimfahrt wurde die Arme auf der A 42 geblitzt. Dabei schwimmt sie doch immer nur gemächlich im Strom mit und fährt überhaupt nicht schnell.


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  • Commentaires

    1
    Mercredi 2 Février 2022 à 15:56

    Ein echtes Star-Foto! Es sollte zur viralen Mode werden, alte Führerscheinporträts zu posten. Aber - ist für das Auffinden alter Dokumente ("ganz Deutschland sucht den Impfpass") nicht der Hl. Antonius zuständig?

      • Antonella
        Mardi 8 Février 2022 à 14:46

        Den Heiligen Antonius werde ich auch anrufen, der Heilige Christopherus, väterlicherseits geerbt, in rundem Blechformat, klebt magnetisch an der Waschmaschine. Hilft auch beim Schleudergang.

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    2
    Mercredi 2 Février 2022 à 23:10

    Ja, aber für eine unkontrollierte freie Fahrt doch eher der Christopherus. Steht so in der Legenda Aurea.

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