• Tunesien und die Deutschen

    In der RP online war Tunesien heute schon nur noch ein Thema am Rande, es wurde lediglich vermeldet, dass die letzten deutschen Touristen ausgeflogen sind. Allerdings haben viele in ihren Hotelanlagen gar nicht bemerkt, dass etwas los war und wurden beim Frühstück oder am Strand von der Aufforderung überrascht, ihre Koffer zu packen. Zum Beispiel Anneliese und Ernst Hünerbein aus Gescher im Münsterland, die der RP eine erste Kriegsberichterstattung und Schlagzeile liefern.
    reines BierUnd jetzt wird man auch schon kritischer gegen diese Jasmin-Revolution, haben doch junge Leute die Reisebusse der deutschen Senioren mit Steinen beworfen. Und dann mussten einige sogar in Düsseldorf übernachten, weil sie keinen Mietwagen bekamen und eigentlich sowieso woanders landen wollten, Kleingeld wurde gesucht zum Telefonieren, denn alles kam ja so überraschend, dass man seine Lieben nicht mehr benachrichtigen konnte. So sind sie, die deutschen Senioren. Kein Handy, kein Geld, keine Ahnung. Dagegen wirken die Probleme der Tunesier doch direkt viel unwichtiger. Friseur mit Sprachkenntnissen
    Wieso hat eigentlich keiner bemerkt, wie ungewöhnlich es ist, mitten in einer Revolution beim Frühstück oder Sonnenbad freundlich informiert und dann gefahrlos mit einem klimatisierten Reisebus aus dem Krisengebiet gebracht zu werden?
    Überhaupt gaben und geben die Tunesier sich verdammt viel Mühe mit den deutschen Touristen, lernen sogar ihre Sprache und backen ihre Kuchen. deutscher Kuchen im OrientNicht dass die tunesischen Kuchen nicht auch sehr lecker wären, in Frankreich weiß man tunesische Bäckereien sehr zu schätzen. Vermutlich wird Tunesien bald wieder zur Ruhe kommen und Geld brauchen für einen Neuanfang. Dann wäre es doch nett, mal ein bisschen Urlaub dort zu verbringen, aber nicht zu Dumpingpreisen, die Menschen sollten auch Gehälter bekommen, von denen sie leben können.
    Dafür bekommt man dann auch ein Bier, das nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde.

    AdventskalenderUnd was mögen Tunesier am meisten an den Deutschen? Sicher nicht ihre charmante Art und gute Küche. Nein, unsere Fahrzeuge überzeugen auch in Nordafrika. In Tunis fahren deutsche Straßenbahnen, hoffentlich hat niemand sie mit Steinen beworfen. Und deutsche Autos sind auch in höchsten Kreisen beliebt, Ben Ali bekommt vermutlich in Saudi Arabien einen Mercedes zur Verfügung gestellt. Mir gefällt allerdings ein VW als Dienstwagen deutlich besser.

    Passat in Tunis

    Nachtrag: Offensichtlich gibt es nicht nur Deutsche, die schnell weg möchten, sondern auch solche, die mitmischen wollen als ausländische Söldner. Bei diesen hier hat es nicht geklappt. Ich habe mir das Video angesehen und immer wieder gedacht, dass da ein Päckchen Papiertaschentücher von Aldi am Boden liegt. Einsichten in die Intimsphäre eines Hobbykillers? RP online hat den Text hinter dem Link geändert, es sind nun schwedische Jäger, die da mit ihren Gewehren unterwegs waren. Sag ich ja, Hobbykiller.

     


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  • Commentaires

    1
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 16 Janvier 2011 à 14:11

    Da ist sehr viel Wahres in deinem Kommentar, besonders zu den Preisen von Lebensmitteln und Dienstleistungen. Aber ich vermute, dass du noch nicht in Tunesien warst, sonst wüsstest du, dass die Leute, Männer eingeschlossen, auch so freundlich sind, selbst ohne finanziellen und sexuellen Absichten. Diese Zimmerschlüsselgeschichte glaube ich echt nicht, und ich war schon in vielen Hotels. Wozu auch, man kann ja sprechen. Trinkgelder sind bei KellnerInnen natürlich gern gesehen, aber dafür würde sich in Tunesien niemand prostituieren, so schlecht geht es keinem. Übrigens habe ich auch keine bettelnden Kinder gesehen, im Gegenteil, die Kinder sind dort richtig propper und zum Teil überbehütet. ich sag das, weil ich das aus Marokko kannte. Und das Bild von den notgeilen TouristInnen kann ich ebenfalls nicht bestätigen, klar gibt es Urlaubsflirts, aber die gibt es auch in deutschen Kurbädern. Im großen Ganzen wollen alleinreisende Frauen lieber nicht angebaggert werden. Noch ein anderes Vorurteil stimmt nicht: Die Hygiene ist hervorragend, man kann gefahrlos essen und trinken.

    2
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 16 Janvier 2011 à 14:52

    Ach, das kommt auch noch, dass man für seine Arbeitsstelle zahlen muss.




    Und ich erinnere mich gut an Bad Gelsenkirchen am Stein, wobei mich ja überwiegend dieser Geruch störte, jemand hatte in meinem Zimmer eine Flasche billigen Parfums ausgegossen, warum auch immer.


    3
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Dimanche 16 Janvier 2011 à 15:08

    Bei deiner Beschreibung fällt mir meine erste Reise nach Tunesien ein. ich wusste eigentlich nicht, was ich wollte, nur was neues sehen, stolperte ins Reisebüro und bekam ein Angebot für ein brandneues Hotel in Port Kantaoui. Aber direkt mit dem Hinweis, dass es 4 Sterne hätte, aber im Moment günstig sei, weil an einigen Ecken noch gebaut würde etc. Ok, ich bin ja wenig störanfällig, als wenn mich Baulärm am Schlafen hindern könnte! Also nahm ich das Angebot an und kam in eins der tollsten Hotels, die ich je sah. Vor allem das Essen war fantastisch. Übrigens war das auch meine erste Pauschalreise überhaupt. So, am ersten oder zweiten tag kam also der reiseleiter, auch dieses Prozedere war mir neu. Wir saßen mit etwa sieben deutschen Touristen zusammen, keiner wirkte so, als würde er in Deutschland das dicke Geld verdienen. Da meldete sich direkt ein blasses Jüngelchen aus Ostdeutschland zu Wort und monierte, dass der Strand nicht direkt am Hotel lag. (Stand im Prospekt, konnte man also wissen.) Seine ebenfalls blasse Freundin regte sich auf, dass man für den frischgepressten Saft beim Frühstück zahlen musste. Das hatte ich nicht bemerkt, weil ich irgendeinen Saft getrunken hatte, der umsonst war. Dann fragte ich nach dem Preis dieser Zumutung, es war ein Dinar. Da hätte ich kotzen können, und das haben sie auch gemerkt. Sie mäkelten dann noch ein bisschen am Buffet herum, und ehrlich, ich habe schon oft gut gegessen, aber dieses Buffet war der Burner. Richtig super fand ich dann aber den tunesischen Reiseleiter, der übrigens sehr gut Deutsch sprach. Er griff zum Handy und sagte nur ganz ruhig: "Ich kann Sie sofort in einem anderen Hotel unterbringen, kein Problem." Den beiden ging das Gesicht runter, denn die Vertreibung aus dem Paradies wollten sie dann doch nicht, nur ein bisschen nörgeln an den paradiesischen Zuständen. Und die Häme der anderen war ihnen gewiss.

    4
    Lundi 17 Janvier 2011 à 07:33

    Wie ich grade im Radio höre, sind zwei Deutsche, die Waffen trugen, von der Volksmenge angegriffen und entwaffnet worden - nein, es waren zwei Schweden - die waren mitten in dem Trubel auf Wildschweinjagd gegangen! "Mir bitte auch zwei!" (Obelix zu dem Wirt, bei dem Asterix zwei Wildscheine bestellt hatte)

    5
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Lundi 17 Janvier 2011 à 08:18

    Der Link auf Söldner führt jetzt zu einem veränderten Artikel, gestern stand da was von bewaffneten Ausländern, u.a. vier Deutschen, aber auch Schweden und Franzosen. Hörte sich sehr nach bezahlten Kriegschaoten an.

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    6
    Lundi 17 Janvier 2011 à 14:26

    Nee, der braucht sichtlich die Papiertaschentücher gegen das Nasenbluten. Gibt's überhaupt Wildschweine in dem Land? die sollen laut Wikipedia 1900 ausgestorben sein. Überlebende Exemplare werden wahrscheinlich von der muslimischen Bevölkerung in Ruhe gelassen oder stehen womöglich unter Naturschutz (Schonzeit?)... oder brauchten die Typen bloß diesen berühmten "Jagdschein" (§ 51)?

    7
    karinkornelia Profil de karinkornelia
    Lundi 17 Janvier 2011 à 14:54

    Klar sind Wildschweine für Moslems nicht akzeptabel, die Definition der essbaren Tiere erfolgt unter anderem über die Form der Füße, Klauen oder Hufe. Also eine Sippschaft mit Hausschweinen. Also jagt man sie wohl nicht, weil man sie eh nicht essen mag. Könnte natürlich zu einer Verbreitung führen. Und da auch Wildschweine sich über den Müll hermachen, könnten sie in der Großstadt Tunis zur Plage werden. Hab ich aber noch nie gehört, ich muss mal nachfragen.

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