• Bisher kannte ich in München nur den Hauptbahnhof und den Flughafen, beide lediglich von innen und vom Umsteigen. Also habe ich mir mal ein paar Tage in der bayrischen Hauptstadt gegönnt und mich umgesehen. Da ich kürzlich Dresden entdeckt habe, drängte sich ein Vergleich auf. Und ganz ehrlich, Dresden ist schöner, aber München viel lebendiger. Wohnen möchte ich übrigens in beiden nicht.

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeAuf den ersten Blick erschien München mir gar nicht so bayrisch. Zwar gab es in auch bundesweit aktiven Kaufhäusern jeweils eine Dirndl-Abteilung, dennoch habe ich in freier Wildbahn keine Dirndl gesehen und auch nur eine Altherren-Trachtengruppe. Den nächsten Seppel bekam ich erst gestern beim Umsteigen in Wesel zu Gesicht, wo er sturzbetrunken am Bocholter, unserem Regionalbähnchen, herumwankte und mit allen Freundschaft schließen wollte. Im Zug saß er dann friedlich allein im Gang, weil alle Fahrgäste die Flucht ergriffen hatten. In Bocholt sah ich ihn noch auf einem Fahrrad davonradeln, erstaunlich zielsicher, obwohl er auf zwei Beinen kaum stehen konnte. Nun drängt sich mir die Frage auf, warum ein Bocholter sich ausgerechnet in Gamsbarttracht ausgerechnet in Wesel betrinkt, wo doch in Bocholt Kirmes ist, jenes Brauchtumsfest, das uns zur Vergabe flexibler Ferientage zwingt.

    Zurück zu München. Also nicht sooo bayrisch, die meisten Menschen sprachen sogar Hochdeutsch. Nun gut, beim Essen hört der Spaß auf. Brotzeit, Leberkäs und Brezn kennt man ja so nur vom Fernsehen, aber es gibt auch gute deutsche Restaurantketten wie McDonalds, Pizza Hut und Kaimug. Dort habe ich übrigens gut und günstig gegessen. Weißbier allerdings gibt es so ziemlich überall, sogar in der Eisdiele. 

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    Genial, die Bayern, haben sie für Vegetarier die Fleischplanze erfunden? Und welches Mischding ist ein Kalbskäse? Auch Wammerl und Surhaxerl sagt mir nichts, ich habe sie auch aus Sicherheitsgründen nicht probiert. 

     

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    Das bayrische Rauchverbot fand ich bisher ganz toll, aber nun erkenne ich die Schattenseiten. Keiner raucht mehr irgendwo drinnen, aber vor jedem Laden stehen Raucher; auf allen Straßen laufen Raucher lang, und wie manche Raucher halt so sind: wo die Kippe aufgeraucht ist, lässt man sie fallen. München ist gepflastert mit Zigarettenkippen.

    Ganz anders als erwartet sind auch die Kirchen. Ich war auf bunt-barock gefasst, musste mich aber immer wieder vergewissern, dass ich nicht etwa in einer evangelischen Kirche gelandet war. Schlichtes Weiß an den Wänden, sogar in der Theatiner-Kirche, die ansonsten mit prächtigem Stuck geschmückt ist.

    Mein erstes Fazit: München ist traditionsbewusst modern und prollig reich.

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeDank an Donna Bavaria, die mich über die Geheimnisse der bayrischen Küche und Mentalität aufklärt: "Gib einem Bayern "an Kant'n Brod und a Stückerl Wurscht", dann ist er glücklich.... As Keandlfuadda kost da b'hoit'n. Des mog da Bayer neda so." Das erklärt auch, warum der Bayer spezielle und recht teure Brotzeitmesser- und bretter kauft. Hier im öden schnöden NRW ist der Akt des Broteschmierens doch irgendwie profaner. Gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen Ess- und Wahlgewohnheiten? Die CSU eine Leberkäs-Partei?
    Noch eine Literaturempfehlung: Der Metzgerkalender 2011 der Fleischerinnung Nürnberg!


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  • An diesem Wochenende begeht man in Frankreich la Journée du patrimoine, und leider kann ich mir nichts aus den zahlreichen Vorschlagslisten ansehen, weil ich nicht dort bin. Ich bin aber sicher, dass Hildegard ein paar schöne Orte besuchen wird. Der Tag des offenen Denkmals war hier am letzten Sonntag, und diese Gelegenheit nutzte ich bei einem Besuch in Köln.
    Zunächst gabe es eine sehr schöne Amies et Amis - Freundinnen und FreundeMatinée im Café Libresso am Neumarkt mit Musik aus Nikolaus' CD "Lebenszeichen", die immer noch sehr aktuell ist, obwohl schon vor etwa 30 Jahren als Platte aufgenommen. Daneben gab es Literatur von Nikolaus und Evert Everts aus der neuen Anthologie "Wolkenland" des Autorenkreises Rhein-Erft. Besonders erheiterte das Publikum die skurrile Geschichte eines Mannes, der den sozialen Abstieg antritt, als er beginnt, sich mehr und mehr um seine geträumte Katze zu kümmern, für sie Futtervorräte anzulegen und sich mit Freundin und Vermieter zu entzweien.
    Ich freue mich auch sehr, dass ich die Anthologie von drei anwesenden SchriftstellerInnen und der Setzerin (Kornelia!), die außerdem eine Abbildung zur Katzengeschichte beisteuerte, signieren lassen konnte.

    Nach der gelungenen Veranstaltung blieben wir im Café zu einer kurzen Sitzung, denn außer mir war auch Sigrun aus Osnabrück zur Matinée angereist.

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeAm frühen Nachmittag fuhren wir mit der Straßenbahn zum Rathaus, wo sich die Archäologische Zone mit Ausgrabungen des römischen, mittelalterlichen und besonders jüdischen Kölns befindet. Im Grabungszelt nahmen wir an einer Führung durch die Fundamente und Überreste der mittelalterlichen Synagoge teil und besuchten danach noch das Praetorium, Sitz des römischen Statthalters in Niedergermanien. Nicht nur das Bauwerk ist imposant, sondern auch die Ausstellung im Museum. Außerdem konnte man von dort aus die römische Kanalisation betreten, wir begnügten uns jedoch damit, den Eingang zu bewundern.

      

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    Im Praetorium  Römische Graffiti Erdbebenrisse im römischen Gemäuer
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    Ein schöner Tag, den wir in Alice Schwarzers Stamm-Weinhaus beschlossen. Tatsächlich ein echt Kölsches Restaurant und Weinhaus, zum Glück mit guter Hintergrundmusik, denn beim Essen muss ich nicht unbedingt Viva Colonia hören. In der Nähe der Theke war ein Gästebuch ausgestellt mit dem Foto von Alice Schwarzer, daneben der Eintrag, in dem sie das Restaurant als ihr Stamm-Weinhaus bezeichnet.


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    Wo leben die ärmsten Menschen in NRW? Und wovon eigentlich?
    Das statistische Landesamt hat es an den Tag gebracht: Die Bewohner von Selfkant im Kreis Heinsberg haben ein Durchschnittseinkommen von 14 172 Euro im Jahr, nicht viel mehr haben die Bewohner  von Kranenburg im Kreis Kleve: 14 320 Euro. Dass die höchsten Einkommen in Attendorn erzielt werden, wundert mich allerdings. Dass Kranenburg durch seine Randlage und ländliche Struktur schon immer Schlusslicht war, wusste ich und fand es irgendwie skuril, denn die Ärmsten der Armen leben ja in schmucken Eigenheimen und nicht in ruinösen Industriearbeitersiedlungen. Aber ich hätte schon gedacht, dass sich etwas gebessert hat, da es inzwischen richtige Geschäfte und Schnellrestaurants gibt, die massenhaft Holländer anziehen. Na gut, vielleicht sind sie deshalb nun nur noch zweitletzte. Amies et Amis - Freundinnen und FreundeZwar fährt keine Bahn mehr nach Kleve oder in die Niederlande wie noch in meiner Jugend, aber dafür gibt es eine Draisine in beide Richtungen. Im alten Bahnhof ist ein Café und eine NABU-Naturschutzstation.  

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  • Normandie, 21. und 22. August 2010

    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeAuf meiner kleinen Reise in die Normandie wandelte ich bewusst und einmal unbewusst auf den Spuren von William dem Eroberer, Guillaume le conquérant, der 1066 die Schlacht bei Hastings gegen die Angelsachsen und seinen Widersacher Harold gewann. Weihnachten wurde es zum König von England gekrönt.

    Bevor William nach England übersetzte, wartete er in Saint Valery-sur-Somme auf günstigen Wind. Dieser kleine Ort ist wenig bekannt, aber ganz zauberhaft und sehr geschichtsträchtig. Ich entdeckte ihn mehr zufällig, als ich von Boulogne sur Mer nach Caen fuhr und mich zunächst abseits der großen Straßen an der Küste entlang bewegte.

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     Eglise de Saint Valery-sur-Somme

    Plage de Saint Valery - la mer plaît
    à tout le monde

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    Amies et Amis - Freundinnen und FreundeAußer Guillaume hatte auch Jeanne d’Arc einen unfreiwilligen Aufenthalt in Saint Valery-sur-Somme, bevor sie von den Engländern nach Rouen gebracht wurde.

    Mein Tagesziel war Caen, wo ich am nächsten Morgen außer dem Mémorial pour la Paix auch das Schloss von William dem Eroberer besuchte.

       

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    Nachmittags war ich dann in Bayeux und konnte endlich die Tapisserie bewundern, die die Eroberung Englands durch William zeigt und rechtfertigt. Das war ein großer Moment, denn seit der Mittelstufe war mir Ten sixty-six ein Begriff, den ich vor allem mit Abbildungen der Stickerei verband. Und ich wurde nicht enttäuscht, das Werk ist monumental, ca. 70 Meter lang und erzählt und kommentiert die Ereignisse auf drei Ebenen. Ich bin zweimal die Tapisserie entlang gegangen, wer weiß, wann ich in den nächsten Jahrzehnten wieder dazu komme. Auch Bayeux ist eine zauberhafte Stadt und bietet einiges mehr als die Stickerei, die übrigens zum Welterbe der UNESCO gehört.

    Dermaßen vom Geist der Geschichte beseelt, fuhr ich nach Granville, wo ich zweimal übernachtete.

     


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  • Amies et Amis - Freundinnen und FreundeDas ist krank. Am Samstag war Dackelwallfahrt in Kevelaer.

     

     

     

     

     

     

     

     

     

    http://www.rp-online.de/niederrheinnord/kevelaer/nachrichten/kevelaer/Ein-Segen-fuer-die-Schoepfung_aid_902579.htmlAmies et Amis - Freundinnen und Freunde

    Hoffentlich haben die Tierchen dafür gebetet, dass ihre Besitzer immer eine Plastiktüte dabei haben.

    Wie ein Kommentator richtig schreibt, müsste man folgerichtig die ganze Macht der Kirche auf Hunde anwenden, nicht nur segnen, sondern auch exkommunizieren. Ein paar Kandidaten wüsste ich da schon. Nein, nicht im Ernst, nicht mal Jenny, die im Lehrerzimmer einen Fleck auf dem Teppich hinterlassen hat.

    Aber das Thema hat doch mehr Hintergrund als man denkt. Von exkommunizierten Ratten und Parasiten ist in den Kommentaren schon die Rede. Dass die Kirche den Kampf gegen Ratten selbst in die Hand nehmen musste, liegt auch daran, dass sie die natürlichen Feinde der Ratten verteufelte und zum Teil ausrottete. Es gab Hexenprozesse, Folterungen und Hinrichtungen gegen Katzen. Kein Wunder, dass Katzen bis heute keine Wallfahrten nach Kevelaer machen. An der Stelle nochmal ein Dank an Hildegard von Bingen, die vom Verzehr von Katzenfleisch abriet.

    „Das also war des Pudels Kern!
    Ein fahrender Skolast?
    Der Kasus macht mich lachen.“
    (Faust I, Johann Wolfgang von Goethe)

    Natürlich kein Scholast, sondern der Herr der Ratten und der Mäuse, der Fliegen, Frösche, Wanzen, Läuse. Der Teufel halt.

    Beim Thema Pudel für mich unvergessen: Lyon, Hildegard und ich besichtigen eine Wohnung. Hildegard sieht den Pudel der Besitzerin an und verkündet: "Normalement, je n'aime pas les péniches." Das Gesicht von Sylvie ist ebenfalls unvergessen. (Anekdote für Insider)


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  • Kleve ist ein Herrenstuhl,
    Emmerich ein Entenpfuhl,
    Goch das ist noch watt,
    Kalkar ist ein Gatt (Loch).
    – Deutsche Romanzeitung, III, 42, 474; Hesekiel, 18.

    http://2fwww.zeno.org/Wander-1867/A/Kleve

    Journal - Tagebuch Journal - Tagebuch
    Rathaus Galerie und Gedenktafel Synagoge

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    Journal - Tagebuch
    Marktplatz Bach mit Mühle
    Journal - Tagebuch Journal - Tagebuch

    Kalkar? Ein Loch, aber ein weltbekanntes Loch, in dem sich 1977 rund 100 000 Menschen versammelten, um gegen den Schnellen Brüter zu demonstrieren. Kalkar wurde, wie Gorleben und Creys-Malville, ein Symbol für den Kampf gegen Atomkraft und führte zu einem Klima in der BRD, in dem die Partei der Grünen und viele Bürgerinitiativen gegründet wurden. Weitere Großdemonstrationen, z.B. gegen den NATO-Doppelbeschluss, folgten. Die 77er (wir!) ernteten die Saat der 68er. Oder ist das zu pathetisch? 77 habe ich Abitur gemacht und dann im Studium in Bonn an all den wunderbaren Demos teilgenommen.

    Unser stiller Niederrhein rückte ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit. Anfang der 90er Jahre wurde das Milliardengrab dann tatsächlich zur Ruine erklärt. Der Schnelle Brüter war nicht eine Minute lang am Netz, erklärte man bei den Führungen durch die Anlage, was ich kaum glauben konnte angesichts der seit 1985 voll funktionstüchtigen Gebäude und Technik. Und die Jungs durften nicht damit spielen? Nicht mal kurz ausprobieren, ob die Verwandlung von Stroh zu Gold tatsächlich funktioniert? Denn das Prinzip des Schnellen Brüters ist die Herstellung von mehr spaltbarem Material als er verbraucht. Journal - TagebuchMit Besuchern aus anderen Ländern habe ich diese gruselige Führung einige Male mitgemacht, dann war Schluss. 1995 kaufte der Holländer Hennie van der Most das Teil, um dort einen Vergnügungspark anzulegen, Kernwasser Wunderland, auch liebevoll Kernie‘s Wunderland genannt. Heute heißt es Wunderland Kalkar, aber Kernie treibt weiterhin sein verbales Unwesen in Kernie‘s Familienpark und Kernie‘s Kneipenstraße. Nur das Wort Kernwasser taucht überhaupt nicht mehr auf, nicht mal ein Kernwasser-Schwimmbad gibt es dort. Journal - TagebuchDer Kühlturm wurde mit einem Alpenpanorama bemalt und kann beklettert werden, innen soll es ein sehr schönes Echo geben. Da hat sich doch die Investition von 3,6 Milliarden Euro wirklich gelohnt. Gestern bin ich im Dunklen dort lang gefahren, der Kühlturm ist hübsch angestrahlt und wirkt bei Nacht wie ein riesiger Luftballon. Nein, ich habe kein Foto davon gemacht, diese Fotos hier sind von 2007. Der andere Teil des Kraftwerks ist eher langweilig kubisch und hat so gar nichtsVergnügungsparkmäßiges, es ist einfach zuviel Beton. Journal - Tagebuch

    Meine Mutter hat dort mal Geburtstag gefeiert, weil es so günstige Pauschalangebote gab mit Nutzung aller Spiel- und Sportanlagen. Das Ambiente war aber kalt und unpersönlich, hunderte von Menschen in einem riesigen Restaurant. Die Angebote sind inzwischen auch deutlich teurer und man buhlt verzweifelt um jede Klientel, seien es Schulklassen, Kegelclubs oder Firmen.


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