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Ich war schon häufiger am Mont-Saint-Michel, zum ersten Mal mit 14 Jahren, als ich meine Ferien bei Familie Briand verbrachte und dort richtig Englisch lernte, allerdings mit französischem Akzent. Meine Englischlehrerin war auch Französischlehrerin und fand das soweit in Ordnung, der Akzent verschwand dann auch wieder. Leider hatte ich vorher noch kein Französisch auf der Schule gehabt, sondern Latein, sonst hätte ich von diesen Ferien vielleicht noch mehr profitiert. Aber was sind schon ein paar Sprachkenntnisse gegen eine lebenslange Freundschaft.
So begann auch meine lebenslange Freundschaft zum Mont-Saint-Michel, zur Bretagne und zur französischen Atlantikküste.
Ich habe den Mont in sehr verschiedenen Variationen gesehen, mal mit wenigen Touristen wegen der Jahreszeit, des Wetters oder des kalten Krieges und der Grenzen in Europa, mal mit vielen Touristen wegen des wunderbaren Wetters, der Globalisierung und reiselustiger Asiaten und Amerikaner. In diesem Jahr dann also die Corona-Variante, keine Touristen von anderen Kontinenten, kein Gedränge und Geschiebe, aber voll war es dennoch. Die meisten Touristen kamen aus Frankreich, Deutschland, den Niederlanden, auch ein paar Briten, Spanier und Italiener.Ich habe auch verschiedene Varianten von Parkplätzen am Mont gesehen, früher parkte man vor den Mauern im Wattenmeer, sehr unangenehm bei Regen, aber auch tödlich für die Natur. Seit einigen Jahren liegen die Parkplätze weit draußen, das Wattenmeer wird renaturiert und Touristen gelangen vom Informationszentrum mit dem Shuttlebus zum Mont, der auf einem neuen Wall fährt. Der Preis für den Bus ist im Parkschein enthalten, man kann aber auch kostenpflichtig mit dem Pferdefuhrwerk zum Ziel gelangen. Am Tag meines Besuches allerdings war ein langer Spaziergang die beste Option, weil die Warteschlange für den Shuttlebus unerwartet lang war. Man läuft ca. 40 Minuten, hat aber die ganze Zeit das schöne Bild des Mont vor Augen und nicht nur den Hinterkopf des Vordermannes. Eine Gruppe, die sich getrennt hatte, stellte fest, dass beide Teile fast gleichzeitig ankamen.
Wegen Terror und Corona waren die Sicherheitsmaßnahmen hoch, Maskenpflicht innerhalb der Mauern, Zugangsbeschränkungen in Läden und Restaurants, Sicherheitskräfte aller Art am Informationszentrum, am und im Mont. Die Anwesenheit von bewaffneten Soldaten hatte direkt positive Auswirkungen auf die Disziplin in der Kloschlange, obwohl die eigentlich nur den Eingang ihrer Kaserne bewachten, glaube ich.
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Eigentlich sollten mich die Infektionszahlen im Kreis Borken vorrangig interessieren, weil ich dort wohne und arbeite, aber im Grunde habe ich dort alle menschlichen Kontakte auf ein Minimum reduziert, was im Lockdown und während der Ferien hervorragend funktionierte. Jetzt hat die Schule wieder begonnen mit vollbesetzten Klassen, da ist es auch schon egal. Wir spielen russisches Roulette und tun so, als könnte ein Tuch vor der Mündung die Kugel bremsen.
Mich persönlich interessiert überwiegend die Entwicklung im Kreis Kleve und besonders in der Gemeinde Kranenburg, weil dort meine Mutter wohnt, die schon allein altersbedingt eine Risikoperson ist. Ich gehe regelmäßig für sie einkaufen und erledige dabei auch meine eigenen Einkäufe. Zudem versuche ich, ihre Umgebung coronafrei zu halten, bisher hat es zum Glück gut geklappt.
Mitte März habe ich begonnen, die Zahlen von der Seite des Klever Gesundheitsamtes für den Kreis Kleve zu archivieren. So habe ich einen Überblick über die Entwicklung des Infektionsgeschehens, Dunkelziffern ausgenommen. Nach dieser Statistik trat der erste bekannte Fall in der Gemeinde Kranenburg am 25. März 2020 auf:
Am heutigen Mittwoch, 25. März 2020, 15.30 Uhr, liegen dem Kreisgesundheitsamt insgesamt 162 bestätigte Corona-Infektionen vor. Davon sind 13 in Bedburg-Hau, 5 in Emmerich am Rhein, 18 in Geldern, 5 in Goch, 20 in Issum, 13 in Kalkar, 16 in Kerken, 15 in der Wallfahrtsstadt Kevelaer, 7 in Kleve, 1 in Kranenburg, 12 in Rees, 3 in Rheurdt, 17 in Straelen, 2 in Uedem, 4 in Wachtendonk und 4 in Weeze. In Klärung befinden sich 7 Meldungen. Von den insgesamt 162 bestätigten Corona-Fällen befinden sich 5 Personen im Krankenhaus. Leider muss mit dieser Mitteilung auch der erste Todesfall einer mit Covid-19 infizierten Person aus dem Kreis Kleve bekanntgegeben werden. Es handelt sich um einen 72-jährigen Mann aus Goch.
Im März noch beängstigend, erscheinen einem die Zahlen heute geradezu niedrig. Inzwischen sind im Kreis Kleve 37 Menschen gestorben, in der Gemeinde Kranenburg stieg die Zahl der Infizierten auf 12 an, wo sie sich lange hielt, bis an diesem Donnerstag auf einmal 14 genannt wurden. Eigentlich müssten es 15 sein, wie ich gerade bei der Lektüre der Rheinischen Post feststelle, aber vermutlich ist der letzte Fall erst nach Freitag festgestellt worden. Am Wochenende gibt es keine Zahlen.
Diese neuen Zahlen betreffen nicht nur Kranenburg, sondern ganz konkret unser Dorf Nütterden. Eine Mutter mit sechs Kindern hat bisher zwei ihrer Schulkinder angesteckt, die dann am Mittwoch nach Kleve in die Gesamtschule bzw. Realschule gingen. Drei andere Kinder besuchen in Nütterden die Grundschule und den Lebensquelle-Kindergarten, inzwischen wurde eines der kleinen Kinder auch positiv getestet und die Kita vorerst geschlossen.
Da Nütterden ein Dorf ist, werden dort wohl auch alle wissen, um wen es sich handelt. Ich bin nicht ins Dorfgeschehen eingebunden und tratsche auch nicht mit den Nachbarn, damit sollte ich aber dringend anfangen, es könnte interessant sein.
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Es täuscht ein bisschen, der Spaziergang am Abend war ländlich und schön, die Fotoausbeute reichhaltig, aber der Mont war doch noch ziemlich weit entfernt. Das wurde mir am nächsten Morgen so richtig bewusst, als ich vom Parkplatz aus zur Abbaye lief. Sie schien so nah und war doch fast eine Dreiviertelstunde entfernt. Aber das Warten auf den Shuttlebus hätte auch so lange gedauert und ich hätte keine Fotos bekommen.
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Nun sind die Sommerferien fast vorbei, der Sommer legt aber gerade so richtig los. Das wird ein großer Spaß, alle SchülerInnen in NRW müssen ab Mittwoch auch im Unterricht Masken tragen, LehrerInnen können sich alle zwei Wochen testen lassen. Über die Logik bin ich mir noch nicht ganz im Klaren, aber ich komm noch drauf. Das ist der Stand vom 6. August, erfahrungsgemäß wächst jetzt die Hektik im Ministerium und man weiß nicht, was noch kommt.
Aber im Moment kann ich den Sommer genießen und mich an schöne Tage in Frankreich erinnern. Ja, eigentlich wollte ich nach Griechenland, aber irgendwie wurden die auch komisch mit ihren Voranmeldungen, außerdem ist ein Flug mit Maske in einem vollen Flieger auch nicht das Wahre, unangenehm und vermutlich sinnlos, denn die Läppchen vorm Gesicht sind für niemanden ein Schutz. Sagt das Bundesministerium für Gesundheit. Netter Witz. Es handelt sich um Bekleidungsstücke, modische Textilien. Wer sie verkauft, sollte tunlichst das Wort Schutz vermeiden, sonst kommt der Abmahnanwalt. Trotzdem wird in NRW ein Bußgeld für Maskenverweigerer fällig, ob das wohl jemand vor Gericht durchficht? Bestimmt, wir sind doch in Deutschland. Ich bin nicht gegen Masken, sondern für Masken, die etwas bewirken, oder meinetwegen auch für diese Läppchen, wenn einem bewusst bleibt, dass sie die Abstandsregeln nicht aufheben können.
Um also nicht stundenlang in Bahn oder Flugzeug mit einer Maske zu sitzen, bin ich dann doch mit dem Auto nach Frankreich gefahren, obwohl ich deren Maßnahmen auf der Höhe der Corona-Krise nicht sinnvoll fand. Und offensichtlich auch nicht effizient, obwohl extrem streng, denn es gab ca. dreimal so viele Tote wie in Deutschland. Aber mit dem Auto hatte ich die Möglichkeit, mich schnell vom Acker zu machen, wenn die Staatsmacht wieder zuschlagen sollte. Und in der Tat gibt es jetzt wieder Verschärfungen, zwar kann man die Leute nicht zu Hause einsperren, weil die Hälfte der Franzosen gar nicht zu Hause ist, aber immer mehr Orte haben nun die Maskenpflicht im Freien eingeführt. Viele Menschen tragen die Maske auch von sich aus draußen, es gibt keine Demonstrationen von Idioten, die die Existenz des Virus leugnen oder einfach keine Maßnahmen wollen. Nur weil wir in Deutschland einmal Glück hatten, sollten wir nicht übermütig werden, gestern gab es hier über 1000 Neuinfektionen. Jeder hat so sein eigenes Bündel geschnürt, welche Tatsachen und Maßnahmen richtig sind. 82 Millionen Bündel, alles zwischen Leichtsinn und Paranoia, Wegsperren der Alten oder der Jungen, Party oder Depression. Ich habe natürlich mein eigenes Bündel, aber so ein bisschen Außensicht tut auch mal ganz gut.
Also bin ich in den Norden Frankreichs gefahren, Le Nord, La Normandie, La Bretagne. Am Anfang noch Regen, aber dann knallte die Sonne. Es war wunderschön und erstaunlich günstig, die Hotels haben offensichtlich Mühe, alle Zimmer zu füllen. Keine asiatischen und amerikanischen Touristen, das macht in Frankreich einen großen Unterschied. Während sich also an den deutschen Küsten die Leute knubbelten und die Preise ins Unverschämte stiegen, konnte ich entspannt kurzfristig und günstig buchen und mir Landschaften und Strände aussuchen, an denen es nicht so voll war und man auf Sicherheit achtete.
Ich hatte lange gezögert, aber es war definitiv die richtige Entscheidung.
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Heute ist der französische Nationalfeiertag, den ich wirklich sehr mag und mit Ferien und Sommer verbinde.
Man feiert den Sturm auf die Bastille, also den Beginn der Französischen Revolution. Dazu gehören in Paris auch Demonstrationen der militärischen Stärke, allerdings fällt in diesem Jahr zum ersten Mal die Militärparade aus, dafür stehen echte HeldInnen der Coronakrise im Rampenlicht, zum Beispiel medizinisches Personal, BriefträgerInnen und KassiererInnen. Nur den Flug über die Champs-Elysée mit in den Himmel gesprühter Tricolore hat man sich nicht verkniffen, auch nicht die pathetische Rede des Präsidenten.
Das allerdings ist nicht mein Quatorze Juillet, ich verbinde damit die wunderbaren Abende mit Tanz, Musik, Essen, Trinken und Minikirmes in kleinen Orten, am liebsten am Atlantik. Die Franzosen wissen zu feiern und brauchen dazu auch keinen nationalen Pomp, also spart euch das auch in Zukunft, feiert lieber wie heute die normalen Leute, denn die waren es auch, die die Bastille gestürmt haben.An meine liebe Ildikoo, die heute nach Fécamp fährt: Bien fait, bon voyage et bonne fête! Amuse-toi bien et pense à la liberté guidant le peuple. C'est une femme, tu sais.
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Ich habe zunehmend den Eindruck, dass aus politischer Korrektheit oder Furcht vor Shitstorms die Geschichte begradigt werden soll; was nicht gefällt, wird aus dem kollektiven Gedächtnis getilgt. Das betrifft Denkmäler, Straßennamen, Filme, aber auch Wörter. Für mich ein zwiespältiges Ding, denn ich bin dafür, auch bzw. gerade die schlimmsten Erinnerungen wachzuhalten, es geht um Information über und Lernen aus der Vergangenheit.
Andererseits gibt es einfach sinnlos beleidigende oder gedankenlose Ärgernisse. Schwierig wird es bei der Bezeichnung von Dingen und Menschen durch Sprache. Sollte Sprache tatsächlich gesäubert werden, damit alles politisch korrekt bezeichnet wird? Und wer am lautesten schreit, entscheidet, welche Begriffe gerade benutzt werden dürfen?
Neger bedeutet schwarz, Mohr kommt von Maure, sind das womöglich harmlose Wörter, eigentlich nur dann Schimpfwörter, wenn man die Menschen mit dieser Hautfarbe verachtet? Allerdings fühlen sich Schwarze von den Wörtern tatsächlich beleidigt, was wohl auch der Intention derer entspricht, die sie benutzen. Kein Wunder, dass sich manche Worthelden der AfD über Schoko- oder Schaumküsse aufregen, offensichtlich gehören Negerküsse für sie zum deutschen Kulturgut. Laut Duden ist das Wort veraltend.
In einem Museum in Las Palmas, ich glaube, es war das Columbus-Haus, sah ich eine Reihe von Gemälden, die die damaligen spanischen Bezeichnungen für Kinder von Menschen verschiedener Herkunft illustrierten, häufig wurden dazu auch Tiernamen verwendet. Das Kind eines Schwarzen mit einer Indiofrau zum Beispiel hieß Wolf. Obwohl das übelste Rassenideologie ist, sind die Menschen auf den Bildern sehr würdevoll und als liebevolle Eltern dargestellt. Außerdem beweist die Vielzahl dieser Bilder, dass Lust und Liebe sich nicht um Kategorien wie Hautfarbe und Herkunft scheren.
Die Mohrenstraße samt zugehöriger U-Bahn-Station in Berlin soll nun umbenannt werden, der Name hat auch keinen gesicherten historischen Hintergrund, vielleicht wohnten im 18. Jahrhundert dort in einem Gasthaus oder in einer Kaserne ein paar Afrikaner, die im Zuge des preußischen Versuchs, auch eine Kolonialmacht zu werden, dort gelandet waren. Sicher ist nur, dass die Firma Sarotti ihr Logo von der Adresse abgeleitet hat. Gibt es den Sarotti-Mohr wirklich noch? Ich weiß es nicht, weil ich am liebsten Milka esse.
Für die Mohrenstraße gab es schon mal einen Vorschlag, der die Sache schnell, billig und witzig erledigen könnte. Einfach auf jedes O zwei Punkte setzen und mit Hilfe des Umlauts aus der Mohrenstraße eine Möhrenstraße machen.In Zukunft sollen die Reisgerichte von Uncle Ben's auch anders benannt werden, bestimmt auch ein anderes Logo bekommen. Nun ist der Reisanbau in den USA tatsächlich eine große Sache, allerdings kommen modernste Techniken zum Einsatz, so dass Uncle Ben schon lange im Ruhestand und das Logo ohnehin verlogen ist. Uncle Ben erinnert auch zu sehr an Uncle Tom, ich bin sehr gespannt, wie die Firma es schaffen will, Namen und Loge zu ändern und dabei doch den Wiedererkennungswert zu behalten. Noch gibt es die Produkte zu kaufen, aber vielleicht ist das schon der Ausverkauf.
Anders bei der Verfilmung von Margaret Mitchells Roman "Gone with the Wind", dessen deutsche Neuübersetzung schon ein E verloren hatte: Vom Wind verweht. Klingt nicht so harmonisch, aber der Vorwurf an den Film ist ja auch die harmonisierende Darstellung der Sklaverei im Film. Und zack war der Film nicht mehr zu haben oder zu streamen. Angeblich wurde er noch kurz ein Verkaufsschlager bei Amazon, aber ich kann bestätigen, dass er einfach nicht mehr verkäuflich ist. Ich habe kaum noch eine Erinnerung an den Film, aber nun wollte ich ihn mir doch noch einmal ansehen. Zwar finde ich die alte Übersetzung noch in der elterlichen Bibliothek, aber den Film bekam ich nicht, auch nicht bei Thalia, die meine Bestellung doch noch aufgenommen hatten. Natürlich wird der Film irgendwann in Überarbeiteter Fassung wieder auftauchen, ich hoffe aber, es wird nur eine kommentierte, nicht etwa eine geschnittene Fassung sein. Es ist letztlich auch ein Zeitdokument.
Im Italienischen heißt schwarz "nero" oder "moro", allerdings gibt es auch das verächtliche "negro" in Bezug auf Menschen. Da sei der Begriff der Wahl "uomo di colore". Über das uomo will ich mich hier mal nicht aufregen, interessant finde ich allerdings die erboste Reaktion von Schwarzen in den USA auf Ellen DeGeneres Tweet darüber, dass "people of color" in den USA schon zu lange Ungerechtigkeiten ausgesetzt seien. Als ob ihnen die echten Rassisten ausgingen.Eine kleine Anekdote aus meiner persönlichen Erfahrung. Ich war in den USA in Columbus* / Ohio mit einer dort lebenden Freundin im Auto unterwegs. Sie ist übrigens eine echte Maura und stammt aus dem einzig wahren Morocco. An der Ampel hielt neben uns ein Wagen und sie befahl mir, auf keinen Fall in diese Richtung zu schauen. In dem Auto saßen zwei junge schwarze Männer und meine Freundin meinte, die würden nur darauf warten, sich provoziert zu fühlen und Stunk zu machen. Ja, es ist kompliziert, und dieses Thema wird bestimmt noch vielschichtiger mit der Zeit.
*Wird die Stadt Columbus sich wohl auch umbenennen, wo doch jetzt die Denkmäler von Columbus gestürzt werden?
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