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Am 5. Mai vor 200 Jahren starb Napoléon recht jung mit 52 Jahren auf einer verregneten Insel im Atlantik, weit weg von der sonnigen Insel im Mittelmeer, auf der er geboren war. Ich stelle mir vor, dass er seinem eigenen Tod ganz unsentimental entgegensah, so wie ihn der Tod der Menschen, die durch seine Kriege starben, auch nicht berührte. Der Magenkrebs muss ihm höllische Schmerzen bereitet haben, das öde Longwood House auf der regnerischen Seite von St. Helena war letztlich ein Gefängnis, eine Rückkehr nach Europa ausgeschlossen.
Am Ende arbeitete er noch an der Marke Napoléon, die sich bis heute erhalten hat.Obwohl ich nicht viel übrig habe für Kriegsherren und Eroberer, finde ich diesen doch recht faszinierend in seiner ganzen Widersprüchlichkeit. In Frankreich war der 5. Mai ausdrücklich ein Gedenktag, kein Feiertag. Macron tat sich sicherlich schwer mit seiner Rede im Invalidendom, hin- und hergerissen zwischen dem aufgeklärten und dem rücksichtslosen Staatsmann, zwischen den kritischen Stimmen in Frankreich und den Vorwürfen LePens, Napoléon würde nicht ausreichend gewürdigt. Er legte einen Kranz am Grab ab, das durch seine schiere Monumentalität von der Legende Napoléon zeugt.
Meine Studierenden haben mich gefragt, ob es in Frankreich Denkmäler von Napoléon gäbe, natürlich gibt es die, ich habe selbst am Chemin des Dames ein ziemlich monumentales gesehen.
Ein bisschen kleiner ist mein Santon, eine typisch provençalische Figur, in Südfrankreich hergestellt und von Hand bemalt. Dieser Napoléon ist ein Geschenk meiner Freundin, die sich gern im Süden aufhält und mir immer nette, skurrile Geschenke mitbringt.
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Wenn ich nach Nütterden oder zurück nach Hause fahre, höre ich im Auto Radio, erfahre einiges über Kultur und Weltgeschehen oder döse so weg, weil die Beiträge langweilig sind und die Musik ohnehin nicht meine Aufmerksamkeit beansprucht. In solchen Momenten versucht mein Gehirn Gedanken-Tetris zu spielen, das beschreibt es wohl ganz gut. Es sucht also nach Erinnerungen und Ansichten, die sich hübsch verschachteln lassen. Anlässe dazu finden sich in Zeit und Raum zur Genüge. Heute war es also Ostern, das mir die Bausteine zuspielte.
Chronologisch beginnen meine Ostererinnerungen wohl mit der Eiersuche am Ostermorgen im Garten, harte Konkurrenz mit meinen Geschwistern. Auch an die Eierfarben erinnere ich mich gut, manchmal gingen die bis unter die Schale. Auch das Ausblasen haben wir mal versucht, ist aber echt schwer, man glaubt es kaum.
Später habe ich mich auch für ausgefallene Methoden des Eierfärbens interessiert, das hat aber nie lange gedauert. So insgesamt sind mir bunte Eier eher gleichgültig geworden, nur heute habe ich ein Zehnerpack bei Penny gekauft, damit es hübsch aussieht auf Mutters Frühstückstisch.
An Ostermessen habe ich merkwürdigerweise keine frühen Erinnerungen, vermutlich blieb uns das erspart nach der Eiersuche. An Gottesdienste habe ich ohnehin keine guten Erinnerungen, langweilig, laaaangweilig, bestenfalls wurde mir schlecht vom Weihrauch und ich konnte mich verziehen, schlimmstenfalls habe ich mir das Gelaber angehört und den Sinn nicht verstanden. Ich kann den Priestersprech bis heute nicht ertragen, mache immer sofort das Radio aus, wenn sich sowas wie eine Andacht oder Messe ankündigt.
Eigentlich ist Ostern das höchste christliche Fest, was über dem ganzen Weihnachtstrubel immer vergessen wird. Ist dennoch vollkommen logisch, Kinder werden jeden Tag geboren, aber wie oft steht einer von den Toten auf. Einmal in 2000 Jahren, das muss gefeiert werden.
Dazwischen fällt ein kleines Tetris-Steinchen mit der Erinnerung, dass in Frankreich nicht der Osterhase die Eier brachte und die Eier ohnehin keine echten waren, sondern aus Schokolade.
Frankreich ist auch meine letzte Oster-Erinnerung, davor kommen aber noch zwei griechische. Osterferien auf Rhodos, wir sind in eine orthodoxe Kirche gegangen, um zu sehen, wie es da so abgeht. Irgendwie ging aber nichts ab. Ärgerlich fand ich, dass man Kerzen kaufte und anzündete, so lange dünne, die man in eine große Sandfläche steckte. Daraus wurde aber nie ein schönes Kerzenmeer, weil extra ein altes Weiblein dort angestellt war, die Kerzen ziemlich direkt wieder zu löschen, indem es die Flammen in den Sand drückte. Ich habe das so wenig verstanden wie alles andere, nur irgendwann zogen die Popen mit Pomp und Blumenaltären oder irgendwelchen Figuren nach draußen. Das war nett anzusehen und mein in allen christlichen Dingen unbeschlagener Begleiter nannte sie die ganze Zeit "petits papes", was ich auch ganz nett fand.
Meine zweite griechische Ostererinnerung ist noch nicht so lange her, ich habe eine alte Freundin in Athen besucht und das Osterfest fiel zufällig mit dem katholischen zusammen, so dass ich mir sogar mehrere dieser Popen-Umzüge ansehen konnte. In Athen liegen die Kirchen halt ziemlich nah beieinander.Vor zwei Jahren dann habe ich Ostern in Südfrankreich verbracht und meine liebste Freundin in die Ostermesse in Caromb begleitet. Wenigstens wurde da in einer schöner Sprache gesprochen und gesungen, aber so richtig genießen kann ich Messen auch dann nicht, wenn sie auf Französisch sind. Ansonsten war alles wie gehabt, inzwischen geben sich die Katholiken ja die Hand am Ende der Messe, sogar diese Unsitte gab es in Frankreich. Das hat sich im Moment dank Corona wohl erledigt.
Meine beste Ostererinnerung ist dann doch die Lektüre von Goethes Faust mit seinem Osterspaziergang, so bunt und fröhlich und dennoch so passend zur derzeitigen Pandemie.
Und dank Faust weiß ich auch, wie der Ostertermin bestimmt wird, es ist nämlich der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling.
Wollte Faust eigentlich noch lieber sterben und wünschte sich, der volle Mondenschein sähe zum letzten Mal auf seine Pein, so zogen die Osterglocken ihn doch wieder zurück ins Leben und er trank dann sein Gift nicht aus. Übrigens ist der ganze Monolog von Faust in der Osternacht eigentlich auch Gedanken-Tetris.
Geschäftiger Geist, wie nah fühl ich mich dir!
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Das war doch ein netter Nachmittag auf CNN und NYT, nichts ist explodiert, keiner ist ausgeflippt, und man musste Donald Trump nicht mehr sehen. Allerdings waren auch nur ausgesuchte Gäste bei der hochgesicherten Inauguration von Joseph Biden und Kamala Harris, drei ehemalige Präsidenten mit ihren Frauen, aber nicht Melania und Donald Trump. Die hat sicher auch keiner vermisst. Und alle trugen Masken, das kannte man ja nicht unbedingt aus Washington.
Aber so war alles ganz harmonisch und stilvoll, auf den Elefanten im Raum gab es höchstens Anspielungen. Und ab jetzt hat der auch keine Bühne mehr, was aus humoristischer Sicht ein bisschen schade ist. Ich setze aber meine Hoffnung in die amerikanische Justiz, da ist schon noch Potential für interessante Entwicklungen.Ich erinnere mich noch deutlich, wie gruselig ich die Antrittsrede von Trump fand, es war so ein Schreckmoment, oh je, es kommt tatsächlich so schlimm, wie man befürchtet hatte. Dagegen war die Rede von Biden sehr zivilisiert, auch das mal wieder angenehm aus dem Munde eines amerikanischen Präsidenten.
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Nun hat die CDU also einen neuen Parteivorsitzenden und der kommt aus NRW. Das war total voraussehbar, nicht so sicher konnte man sich sein, ob womöglich der Finsterling Friedrich Merz gewählt würde. Nun ist es also der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet geworden, und auch da kann man nicht so sicher sein, ob das eine gute Wahl ist. Mir könnte das sowieso egal sein, aber man hat sich so daran gewöhnt, bei fremden Wahlen Partei zu ergreifen.
Was mich aber ein bisschen erstaunt, ist die Tatsache, dass die ganze Welt sich für diese Wahl interessiert. Le Monde berichtet darüber, genauso internationale Fernsehsender bis hin zu Al Jazeera. Einige handeln ihn auch schon als Merkels Nachfolger, andere sind da differenzierter und erklären der Welt, dass es auch noch andere Player wie Spahn und Söder gibt.
Zur Feier des Tages gab es dann auch noch Schnee in NRW.
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Stephen Colbert: Are We Great Again Yet?
Ich muss schon sagen, 2021 ist als Jahr noch ziemlich jung, hat aber schon eine Menge zu bieten, zum Beispiel gestern den Sturm auf das Kapitol in Washington, nachdem Trump seine fanatischen Anhänger dazu aufgefordert hatte. Eigentlich hatte er versprochen, mit ihnen zu gehen, aber entweder war er zu feige oder zu faul. Egal, es wurde auch so ein einschneidendes Ereignis.
Nun ist klar, dass auch zwölf Tage im Amt noch zu lang sind, wer weiß, was er noch anstellt, vielleicht mit dem Atomkoffer spielen.
Vermutlich wird man ihn jetzt nicht mehr los, ich persönlich glaube auch nicht, dass er am Ende da landet, wo er hingehört. Aber nun hat er doch die Höchststrafe bekommen: Twitter hat seinen Account endgültig gesperrt.
Facebook hat ihn bis zum Ende der Amtszeit geblockt, aber ich glaube, das tut nicht so weh wie Twitter.Wie mag sich das angefühlt haben, als er nur noch das böse leere Bild gesehen hat? So ein Schock kann einen alten Mann umbringen, aber der hat ja sogar Corona überlebt, keine Chance.
Muss er sich jetzt womöglich bei einem chinesischen Dienst anmelden?
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Es ist bemerkenswert, wie schnell sich der Wind drehen kann. Vor einiger Zeit meinte die Politik noch, gebetsmühlenartig versichern zu müssen, es werde keine Impfpflicht geben, jedoch müsse die Werbemaschinerie angeworfen werden, damit sich doch genügend Menschen impfen ließen.
Nun stellt sich aber heraus, dass die Krakeeler, die man beschwichtigen wollte, in keiner Weise die Realität abbilden. Denn in den ersten Altenheimen ließen sich jeweils mehr als 90 % der Menschen impfen, sowohl bei den Insassen als auch beim Personal. Und nun werden Regierung, Gesundheitsministerium und EU heftig kritisiert, weil sie nicht mehr von dem BioNtech-Pfizer Impfstoff geordert hat. Dafür gibt es gute Gründe, zum Beispiel eine gewisse Streuung, als man noch nicht wusste, wer zuerst fertig würde mit seinem Produkt. Aber angesichts vieler Länder weltweit, die sich teuren Stoff nicht leisten können, hätte man durchaus viel mehr ordern und notfalls an diese Länder verschenken können. Meine Meinung. Aber Geiz ist geil, und das ist einer der schlechten Gründe, warum noch nicht so umfangreich geimpft wird, wie es eigentlich möglich wäre.
In den Niederlanden zum Beispiel werden 175000 Impfdosen gelagert, aber nicht verimpft. Geplant ist ein symbolischer Impftag am 8. Januar, aber der wirkliche Impfbeginn ist der 18. Januar. Das erscheint absurd, liegt aber daran, dass die Niederlande auf den billigen Impfstoff von AstraZeneca gesetzt haben, den man im Kühlschrank aufbewahren kann. Deshalb haben sie überhaupt keine Logistik aufgebaut und wollten die Hausärzte das ganze wie bei der Grippeimpfung erledigen lassen. Was die Preise betrifft, so war ich positiv erstaunt, als ich die Grippeimpfung für meine Mutter in der Apotheke abholte: 22 €. Mit erschien das günstig. Nun habe ich gelesen, das der Corona-Impfstoff von Moderna 18 € kostet, der von BioNtech-Pfizer 12 € und der von AstraZeneca um die 4 €. So gesehen ist auch der teure Stoff noch günstig, aber anspruchsvoll in der Kühlung. Nur kann man ihn ja leider nicht auf eigene Kosten bekommen, da ist es schon ärgerlich, wenn der eigene Staat so kläglich versagt, zumal die Inzidenzzahlen in NL extrem hoch und die Krankenhäuser überlastet sind. Andererseits war der Schutz der Hochbetagten dort noch nie das Ziel der Politik.
Leider ist auch Frankreich der Pandemie nicht gewachsen, hat hohe Infektionszahlen, obwohl oder gerade weil die Zentralregierung ihre Bürger einsperrt, gängelt und infantilisiert. Aber wenigstens sollte das System der kurzen Wege doch zu schnellen Impfungen führen. Auch das klappt so gar nicht, zudem scheint es auch noch ein Gerangel in der EU gegeben zu haben, um die französischen Entwickler von Sanofi gebührend zu berücksichtigen. Blöderweise haben die immer noch keinen wirksamen Impfstoff.
In einem besonderen Dilemma steht gerade die AfD. Einerseits muss sie sich darüber erregen, dass ein in Deutschland entwickelter Impfstoff früher oder gleichzeitig in anderen Ländern verimpft wurde. Über den Migrationshintergrund der Entwickler muss sie dabei auch noch hinwegsehen. Andererseits verbietet es die Logik, nach Impfungen zu schreien, aber gleichzeitig vor Impfungen zu warnen, Masken zu verweigern und überhaupt die erhöhte Gefahr durch Covid19 zu negieren. Nur Logik ist offensichtlich nicht die Stärke der AfD.
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