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Spinner aller Länder, vereinigt euch! Oder zumindest: Alle Spinner dieses Landes, versammelt euch!
Wenn es einem imaginären höheren Ziel dient, nämlich die Weltverschwörung der Virologen (wahlweise: der Aliens, Politiker, Juden, Echsen, Ausländer, Systemmedien, von Bill Gates, Angela Merkel, der WHO ...) zu bekämpfen, kommt auch mal zusammen, was nicht zusammengehört. Nun habe ich gerade von einem Medienwissenschaftler gehört, man solle nicht alle, die sich an diversen unhygienischen Hygienedemonstrationen beteiligen, unter dem Begriff "Spinner" subsumieren. Damit würde man diese Bürger erst recht radikalisieren. Nein, das wäre nicht gut, wissenschaftliche oder philosophische Aufklärung und sachliche Diskussion wären natürlich besser, aber eben nicht so schön bunt wie dieser wilde dystopische Mittelaltermarkt, auf dem sich Verschwörungsmystiker, Antisemiten, Faschisten, Impfgegner, Wissenschaftsverweigerer, Reichsbürger, FDP-Politiker, AfD-Anhänger, Homöopathiefreaks, mittelmäßige Sänger, vegane Köche, katholische Bischöfe, vorgebliche Demokratieverteidiger und angebliche Linke tummeln, gern auch in verschiedenen Kombinationen. Eigentlich nichts Neues, inzwischen braucht man auch keinen Alubommel, um diese Freidenker zu erkennen, nach fünf Minuten Konversation halten sie den inneren Druck nicht mehr aus und rücken mit irgendeiner kruden These heraus. Ganz besonders dann, wenn sie ein Mikro vor der Nase oder eine Tastatur unter den Fingern haben, denn dann soll auch die ganze Welt erfahren, welches Weltbild sie sich gestrickt haben. Nein, dagegen kommt die Realität einfach nicht an, die lässt sich schlicht verleugnen, selbst wenn sie einen einholt. Nur: warum?
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Am Donnerstag ging es in der Schule wieder los mit einer Informationskonferenz im Stehen wegen des gebührenden Abstands. Bisher klappt das mit dem Abstand insgesamt gut, es sind aber auch noch nicht viele Studierende zurück, sondern nur die Abschlussklassen. Sogar das Tragen von Masken war schon jetzt sehr verbreitet, eigenartigerweise scheint man mit Maske schlechter zu hören, das habe nicht nur ich so empfunden.
Im Gespräch mit jungen Kolleginnen, die die letzten Wochen zu Hause ihre eigenen Grundschulkinder betreuen, ertragen oder unterrichten mussten, tauschten wir unsere Wahrnehmungen zum Risikoverhalten älterer Menschen aus, die ja eigentlich besonders vorsichtig sein sollten. Ich kenne Beispiele von Ü80ern, die zwar theoretisch das Risiko kennen, aber trotzdem kein Problem mit Besuchern haben, die ihnen das Virus einschleppen könnten.
Eine jüngere Kollegin sagte, nach ihrer Erfahrung sei die leichtsinnigste Risikogruppe die der Leute um die 60. Ihre Schwiegereltern sähen es nicht ein, dass sie die Kinder bzw. Enkel nicht betreuen oder besuchen dürften und statt dessen ihr Sohn zu Hause bliebe. Ich finde das ganz einleuchtend, denn die meisten Menschen um 60 nehmen aktiv am wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben teil, fühlen sich deshalb eigentlich nicht alt.
Ich persönlich halte die Gruppe um die 80 für gefährdeter, zunächst wegen des wirklich hohen Alters und der Statistiken der Todesfälle, dann aber auch wegen zunehmender Uneinsichtigkeit. Ich habe da unglaublich viele Beispiele erlebt.
Meine Nachbarn haben sich zwar gefreut über mein Angebot, ihnen vom Einkauf etwas mitzubringen, das sei aber nicht nötig, weil ihre Putzhilfe regelmäßig käme und alles mitbrächte. Letzten Samstag hatten sie eine große Geburtstagsfeier im Garten, beide sind weit über 80, die Dame mindestens Asthmatikerin.
Als ich kürzlich nach dem Einkauf den Aldi verlassen wollte, stand direkt vor der Außentür ein alter Mann und wartete offensichtlich auf jemanden, vielleicht war er wegen der Infektionsgefahr nicht selbst hineingegangen. Durch die hohle Gasse von Einkaufswagen und Blumenregalen musste nun aber jeder ganz nah an ihm vorbei, er reagierte auch nicht auf Gesten oder Worte.Ein besonders tragischer Fall todesmutiger Senioren hat sich am Freitag in der Nähe von Bocholt ereignet, als ein Auto mit drei alten Menschen zwischen 75 und 81 an einem unbeschrankten Bahnübergang vom Bocholter, der Regionalbahn zwischen Bocholt und Wesel, erfasst wurde und alle drei Insassen starben. Nun mag es nicht ungewöhnlich erscheinen, dass an einem unbeschrankten Bahnübergang Unfälle geschehen, aber ich finde die Umstände doch bemerkenswert. Es musste schon einiges zusammenkommen, damit der Unfall zu diesem Zeitpunkt so geschehen konnte.
Zunächst einmal fährt der Bocholter nur maximal einmal in der Stunde, also kommt er genau zweimal pro Stunde an dieser Stelle vorbei. Wer in der Gegend wohnt wie die Senioren aus Voerde, könnte das wissen und sogar die Zeiten kennen, denn der Bocholter ist tatsächlich pünktlich. Dann ist der Zug auf dem platten Land weithin sichtbar, aber vor allem hörbar, denn er gibt regelmäßig laute Pfeifgeräusche von sich, seit er früher schon mal Kühe auf den Gleisen angetroffen hatte. Die Kühe kommen mit dem System wohl gut klar, da gibt es schon lange keine Zusammenstöße mehr. Wie man auf den Unfallfotos im Netz sehen kann, ist der Bahnübergang zwar nicht beschrankt, aber neben einem Andreaskreuz zusätzlich noch mit etlichen Verkehrsschildern angekündigt, die erlaubte Geschwindigkeit wird schrittweise auf 10 km/h heruntergesetzt. Nun bin ich nicht der Meinung, alte Leute sollten ihren Führerschein abgeben oder durch Überprüfungen drangsaliert werden, ich bin aber schon der Meinung, dass sie die Verkehrsregeln kennen und respektieren sollten. Und ich habe in der Fahrschule gelernt, dass man sogar an beschrankten Bahnübergängen langsam und vorsichtig fahren muss, selbst wenn die Schranke oben ist.
Nun kommt aber noch Corona ins Spiel. Offensichtlich kamen die Herrschaften von einem Besuch im Gartencenter zurück, denn das Auto soll voller Blumen gewesen sein. Eigentlich würden Menschen in diesem hohen Alter andere für sich einkaufen lassen, aber sich auch noch in Gefahr zu begeben, um Gartenkram zu kaufen, ist besonders überflüssig. Und natürlich war auch eine Person zuviel im Auto, selbst wenn es sich bei zweien um ein Ehepaar handeln sollte.
Hätten diese Menschen sich an Regeln und Empfehlungen gehalten, wäre ihnen nichts passiert. Andererseits hätten sie einen gemeinsamen Selbstmord nicht geschickter planen können, sogar die Stelle, an der der Zug den Wagen erwischt hat, ist exakt dort, wo sich die Sitze befinden. Nein, ich glaube nicht an Absicht, man kauft sich ja nicht vorher einen Haufen Pflanzen, außerdem reißt man nicht seinen Mercedes mit in den Tod. Aber ich bin beeindruckt von der Verkettung von Umständen, die zu diesem tragischen Ergebnis führten.
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Meist sind es doch Äußerlichkeiten, die unsere Entscheidungen beeinflussen, ohne das uns dies bewusst ist. Aber wenn es um Leben und Tod geht, sollte das Aussehen, die Klamotten oder der Klang des Namens keine Rolle spielen, rein theoretisch.
Blabla, wer ist denn nun unser Lieblingsvirologe bzw. -experte?
Womöglich dieser trockene Typ Wieler vom RKI, der nicht mal lächelt, wenn er die Zahlen der Toten und Infizierten auflistet? Ach nee, der macht einem Angst, wenn er immer noch behauptet, wir stünden am Anfang der Pandemie. Und dann ist der immer in Dunkelblau gekleidet, hat der nur einen Anzug?
Oder ist es Hendrik Streeck? Der ist doch klasse, jung, dynamisch, hat viele verschiedene Anzüge und Krawatten, kommt viel optimistischer rüber. Außerdem ist er Professor an der Uni Bonn, für mich ist das definitiv ein Pluspunkt. Ein Minuspunkt könnte leider sein, dass seine Heinsberg-Studie, obwohl oder weil sie wissenschaftlich angreifbar ist, von Laschet als Lockerungsübung genutzt wird.
Dann wäre da noch Alexander Kekulé, der ist super, hat auch den Mut zu rosa Hemden und Krawatten oder auch mal keiner Krawatte. Und dann der Name, er ist der Urenkel von August Kekulé, dem berühmten Chemiker der Universität Bonn, nach dem eine Straße in Bonn benannt ist, in der ich öfter eine Kommilitonin besuchte.
Last, not least, Christian Drosten, der Mann, dem auch die Kanzlerin vertraut. Keine Krawatten, oft ein weißer Kittel und wuschelige Haare, genau die richtige Mischung zwischen seriös und verwegen. Und dann der Name, der ja schon direkt an die Droste erinnert, aber er heißt mit vollem Namen Christian Heinrich Maria Drosten, das wiegt einen Kekulé auf, auch wenn der einen Accent aigu hat. Den Accent hat Drosten ja sowieso in Charité, außerdem war er vorher auch Professor in Bonn.
All die anderen Virologen, die auch mal ins Fernsehen wollten, kann man vergessen, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Virologinnen können sich ohnehin hinten anstellen, egal, wie toll sie aussehen oder wie früh sie sich zu Wort gemeldet haben. Erfreulich finde ich, dass die Chemikerin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim, die einen aufklärerischen Youtube-Kanal zu naturwissenschaftlichen Themen betreibt, inzwischen bekannt genug ist, um in den Tagesthemen mit einem Kommentar zur Herdenimmunität zu Wort zu kommen. Sie hat die drei Virologen auch verglichen, allerdings legt sie mehr Wert auf Kompetenz als auf gutes Aussehen, trotzdem nicht langweilig.
Schon klar, wer der Gewinner ist, oder? Die Bestätigung fand ich in der FAZ: Drosten ist der Schönste. Ich halte ihn auch für überaus kompetent, nicht nur wegen der Frisur. Und Bonn ist natürlich Sieger.Andere Länder, andere Virologen. In Frankreich löst Didier Raoult Kontroversen aus, auch er in Auftreten und Aussehen ein interessanter Typ. Neben anderen extravaganten Theorien vertritt er die Meinung, dass die afrikanischen Subsahara-Länder nicht viel zu befürchten hätten vom Corona-Virus, da viele Menschen schon von Kindesbeinen an Malariamittel schluckten.
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Nein, alles ist gut. Endlich, Corona ist praktisch kein Thema mehr. Armin Laschet ging übers Wasser, das sich spontan in Wein verwandelte und alle trunken vor Glück machte, weil endlich Schulen und Läden wieder öffnen. Und plötzlich hörte ich in den Radionachrichten statt unschöner Zahlen nur noch, welches Bundesland jetzt was erlaubt und wo man Masken tragen muss oder soll. Das scheint der Preis der Freiheit zu sein, aber was soll der Geiz, ein Tuch oder Schal reicht allemal. Nachdem ich von Stunde zu Stunde mehr der guten Nachrichten gehört hatte, kam es mir so vor, als hätten die Viren sich im Sonnenschein aufgelöst, wie es der andere große Prophet vorhergesagt hatte. Wenn bloß die Toten nicht wären, aber auch da gibt es gute Nachrichten: Bei Beerdigungen dürfen sich zum Beispiel in Brandenburg nun bis zu 20 Personen versammeln.
Hier doch noch mal das, was die Spaßverderber vom Robert-Koch-Institut schreiben. 647 Neuinfizierte seit gestern in NRW, 726 Todesfälle bisher.
COVID-19: Fallzahlen in Deutschland und weltweit
Fallzahlen in Deutschland
Stand: 17.4.2020, 00:00 Uhr (online aktualisiert um 08:00 Uhr)
Bundesland Elektronisch übermittelte Fälle Anzahl Differenz zum
VortagFälle/ 100.000 Einw. Todesfälle Baden-Württemberg 26.543 +662 240 872 Bayern 36.027 +885 276 1.137 Berlin 4.945 +97 132 84 Brandenburg 2.120 +62 84 60 Bremen 556 +49 81 22 Hamburg 4.005 +52 218 84 Hessen 6.705 +235 107 197 Mecklenburg-
Vorpommern634 +0 39 13 Niedersachsen 8.442 +254 106 274 Nordrhein-Westfalen 27.030 +647 151 726 Rheinland-Pfalz 5.211 +124 128 92 Saarland 2.254 +53 228 76 Sachsen 4.048 +93 99 95 Sachsen-Anhalt 1.279 +31 58 28 Schleswig-Holstein 2.349 +55 81 59 Thüringen 1.682 +81 78 49 Gesamt 133.830 +3.380 161 3.868
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"Wir brauchen einen Konsens der 16 Länder. Gerade in der Schulpolitik darf es keine Alleingänge geben." (Armin Laschet)
Seit dem 15. April ist ja nun alles klar.
Die Schulen bleiben bis zum 3. Mai geschlossen. ( Angela Merkel)
Schulöffnungen sind noch im April möglich.
(Malu Dreyer)„Die Entscheidung der Ministerpräsidenten zusammen mit der Bundeskanzlerin bieten eine verlässliche Grundlage für unseren Fahrplan, die Schulen nach den Osterferien schrittweise wieder zu öffnen." (Schul- und Bildungsministerin Yvonne Gebauer NRW / FDP)
Ach ja, die Abstandsregeln gelten natürlich weiter. Ich hielt das bisher für problematisch in der Schule, aber so dumm wie die Leute auf diesem Foto sind die Studierenden nicht.
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Ostern 2020 ist ja eher ein Flop, sogar wenn man sich trotz aller Warnungen auf die Reise macht. Weit kommt man nicht, und an allen halbwegs interessanten Orten werden ratzfatz die Zugänge gesperrt. Da kann ich auch gleich im Garten bleiben oder am Computer und dem Ostern vergangener Jahre nachtrauern.
Letztes Jahr war ich in der Provence, wo ich mit meiner liebsten Ildikoo in ihrem wunderschönen Haus in Caromb die Osterferien verbrachte.
Nun gehöre ich zu den Menschen, die gerne in Kirchen gehen, allerdings nur aus architektonischem und kunsthistorischem, manchmal auch morbidem Interesse. Echte Messen meide ich lieber, aber letztes Jahr habe ich zum ersten Mal eine vollständige französische Messe mitgemacht.
Ich gestehe, dass ich mich da genau so verloren fühle wie in einer deutschen Messe, es ist auch nicht mehr wie früher, wann habe die eigentlich damit angefangen, ihren Sitznachbarn die Hand zu schütteln? Egal, ich habe Ildikoo in die Ostermesse begleitet und Fotos gemacht, die ich jetzt aus gegebenem Anlass wieder hervorhole.
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So vorhersehbar Weihnachten jedes Jahr ist, so spannend kann Ostern sein, denn es findet jedes Jahr an einem anderen Tag statt. Goethes Faust verdanke ich meine Kenntnisse über die Datierung von Ostern. In seinem berühmten Anfangsmonolog wendet Faust sich in seiner geistigen Qual an den Mond, und zwar an den vollen Mond. Am Ende des Monologs will er sein Leben mit Gift beenden, setzt aber die Phiole ab, als er die Glocken hört, die den Ostermorgen einläuten.
Etwas später folgt dann der Osterspaziergang, von dem er dann einen Pudel mit nach Hause bringt. Wir alle wissen, was des Pudels Kern ist.
Diese Verbindung von Vollmond und Ostern hat Goethe geschickt und völlig korrekt eingesetzt, denn Ostern ist immer der Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling. Zu Goethes Zeit wusste das vermutlich noch jeder.O sähst du, voller Mondenschein,
Zum letztenmal auf meine Pein,
Den ich so manche Mitternacht
An diesem Pult herangewacht:
Dann über Büchern und Papier,
Trübsel'ger Freund, erschienst du mir!
Ach! könnt' ich doch auf Bergeshöhn
In deinem lieben Lichte gehn,
Um Bergeshöhle mit Geistern schweben,
Auf Wiesen in deinem Dämmer weben,
Von allem Wissensqualm entladen,
In deinem Tau gesund mich baden!Nun ist bald wieder Ostern, aber die Osterspaziergänge müssen weitgehend wegen Corona ausfallen. Von Bergeshöhen, Höhlen und Wiesen wird wegen der Infektionsgefahr abgeraten, in Frankreich zum Beispiel käme man nicht einmal soweit. Dafür ist der Vollmond in diesem Jahr ein Supermond, weil er der Erde besonders nahe kommt. Es könnte alles so schön sein, wenn es nicht so schrecklich wäre und wir uns nicht wie Faust in unseren Stuben eingesperrt fühlten. Oder eben ausgesperrt, denn letztes Jahr war ich Ostern in Caromb, im vorletzten Jahr in Athen, daran ist jetzt nicht zu denken.
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