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Die Pandemie nimmt gerade so richtig Fahrt auf, auch die Zahl der Toten nimmt zu, liegt heute erstmals über 10 000 in Deutschland, in anderen Ländern sieht es noch schlimmer aus. Am Montag beginnt in NRW die Schule wieder nach den Herbstferien, da ist noch Luft nach oben.
Eigentlich ist allen klar, dass es trotz allem keinen generellen Lockdown geben wird, weil wir uns das nicht mehr leisten können. Also warum beginnt anscheinend doch wieder das Hamstern und warum gerade Klopapier? Das Mysterium ist unerforschter als das Corona-Virus.
Möglicherweise ist es diesmal aber doch anders als im Frühjahr. Die Supermärkte haben entweder große Vorräte, die sie auch auslegen, wodurch der Hamsterreflex unterdrückt wird, oder sie begrenzen die Menge pro Einkaufswagen direkt auf zwei Pakete. Vielleicht sind aber auch die Bestände abhängig von Zeit und Ort, ab 11 Uhr leeren sich in größeren Städten die Regale rapide, am Niederrhein dagegen waren gestern gegen 20 Uhr die Regale noch (oder wieder?) voll.Interessant auch, dass die Niederländer zwar deutsche Kunden auffordern, zu Hause zu bleiben, selbst aber doch gern zum Einkaufen über die Grenze fahren. Vielleicht ist es auch die blanke Not und es gibt in NL kein Klopapier mehr? Jedenfalls konnte ich gestern zwei Holländer beobachten, die ihren Wagen hoch vollgepackt hatten mit Klopapier, aber nur eine Flasche Schnaps. Das ist sonst eher umgekehrt, Alkohol wird gern kistenweise eingekauft.
Was sich auch geändert hat, ist eine Art Strenge den Niederländern gegenüber. Ich habe in letzter Zeit häufiger die Aufforderung gehört, die Maske auch über die Nase zu ziehen oder Abstände einzuhalten. Der Penny in Kranenburg hat im Eingang ein Erklärschild aufgestellt, das sich an die "lieben Nachbarn" richtet. Dort hörte ich gestern, wie die immer freundliche Dame an der Kasse einem Pärchen ziemlich ausführlich die Abstandsregeln erklärte und den Vortrag mit der Bemerkung beendete, das sei inzwischen auch in Holland der Stand der Dinge.
Da bin ich mir nicht sicher, aber immerhin scheint doch die Erkenntnis angekommen zu sein, dass der kleine Grenzverkehr immer die unkontrollierte Einreise aus Risikogebieten bedeutet.
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Ich bin wirklich traurig. Heute hat die Frankfurter Buchmesse begonnen und ich habe Herbstferien. Eigentlich eine geniale Kombination. Auf jeden Fall wollte ich in diesem Jahr zur Buchmesse, weil Kanada das Gastland ist.
Und, was ist? Die Buchmesse fällt aus bzw. es gibt eine digitale Buchmesse und ein paar arme Lesungen irgendwo in der Stadt. Ja, ich bin traurig. Kanada kommt so schnell nicht wieder.
Nun tröste ich mich mit dem Gedanken, dass ich zumindest Frankreich als Gastland 2017 erleben konnte. Neben französischen Prodiumsdiskussionen und Buchständen hatte ich auch das besondere Vergnügen, an einem Stand mit Büchern von Georg Stefan Troller, den ich - ähnlich wie Juliette Gréco - seit meiner Jugend liebe, einer netten Dame sein gerade erschienenes Buch Ein Traum von Paris abzuschwatzen, obwohl sie eigentlich auf der Messe keine Bücher verkaufen sollte. Natürlich war Troller nicht vor Ort, er ist heute schon fast 99 Jahre alt, aber ich wünsche ihm noch viele schöne Jahre und dass er mir ein paar Bücher signiert. Ich weiß, das mit den Büchern wird nichts, zu schade.
Ich habe mich zwar lange im französischen Pavillon aufgehalten, konnte aber auch sonst noch ein paar Berühmtheiten aus nächster Nähe sehen, allen voran Richard David Precht, der gerade das Gebäude verlies, als ich ankam, und nach einen Taxi rief. So ein schöner Mann, leider erinnert er mich immer an einen anderen Schnösel, der sich auch wunderschön findet und dem er durchaus ein bisschen ähnelt.
Da ist mir doch Martin Sonneborn lieber, der redet auch nicht so verschwurbelt selbstverliebt. Ach ja, Klaus Staeck war auch da, noch so ein Kultmensch meiner Jugend.
Später begegnete ich noch Sebastian Fitzek und gegen Abend gab es draußen ein Konzert mit Udo Lindenberg, der wohl auch ein Buch veröffentlicht hatte.
So ein schöner Tag, den hätte ich so ähnlich gern wieder erlebt mit kanadischer Literatur, die eben nicht nur Margaret Atwood ist. Sagte ich schon, dass ich traurig bin?
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Herbstferien, Reisezeit, wunderbar, warme Länder besuchen ohne übertrieben zu schwitzen. Zwei Wochen, in denen mir die Welt gehört. Strand in Spanien oder Nordafrika? Café Crème und Rotwein in Frankreich oder doch Indian Summer in Nordamerika?
Ach so, ja, da war doch was. Nicht mal in die Niederlande kann ich jetzt fahren. Nicht dass ich das wollte, denn die Niederländer gehen seit dem Beginn der Pandemie für meinen Geschmack viel zu locker mit der Ansteckungsgefahr um. Nun ist das aber auch endlich aktenkundig, die lasche nordrhein-westfälische Landesregierung kann die Augen nicht weiterhin ganz fest verschließen, denn auch das Bundesaußenministerium schaut nun auf die Risikogebiete und lässt in NL nur noch eine ungefährliche Provinz übrig.Auch unsere Nachbarprovinz Gelderland ist ein Risikogebiet, also müsste man sich selbst nach einer kurzen Fahrt über die Grenze zwei Wochen in Quarantäne begeben. Und das würde dann auch für Niederländer gelten, da sie ja aus einem Risikogebiet einreisen. Das hatte die Zeitung De Telegraaf folgerichtig verkündet und alle aufgeschreckt, die sich regelmäßig mit billigem Benzin oder Kaffee versorgen, je nach Seite.
Zum 3. Oktober hatte es noch Aufforderungen aus den Niederlanden gegeben, am Feiertag nicht wie üblich zum Einkaufen über die Grenze zu fahren. War es nun Trotz oder Einsicht? Jedenfalls hielten die Deutschen sich weitgehend an die Ausladung, was wiederum zu Gejammer zum Beispiel bei Geschäftsleuten in Venlo führte. Sie befürchteten, dass die Deutschen nun ganz ausbleiben werden. Was ja inzwischen ohnehin sein müsste.
Aber zu früh gefreut, mit dem entspannten Einkauf in Kranenburg wird es wohl nichts, denn flugs hat man für NRW den kleinen Grenzverkehr erfunden. Nun kann man wieder ohne Quarantäne hin- und herfahren, wenn man nicht länger als 24 Stunden bleibt. Hauptsache, der Euro rollt.
Man sollte echt ab und zu mal niederländische Zeitungen lesen, das ist nicht so schwer und man bekommt doch einen guten Eindruck davon, wie unsere Nachbarn uns sehen. Dass Niederländer sich beim Gesundheitsamt melden müssen, wenn sie wegen Arbeit oder Familienbesuch nach Deutschland reisen, empfinden sie wohl als lästiges Getue:
Moet je voor werk of familiezaken naar Duitsland? Dan kan dat, maar moet je dit wel melden bij de plaatselijke Duitse gezondheidsdienst.
Wat een gedoe.
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Manche meinten ja, das neue Corona-Virus würde wie durch ein Wunder verschwinden, wenn es warm wird, nahmen die Krankheit nicht ernst oder misstrauten der Wissenschaft, die doch im Laufe der Zeit immer weitere Erkenntnisse gewann und vor einer erneuten Ausbreitung warnte. Genau da sind wir jetzt, weit über 2000 Neuinfektionen am Tag in Deutschland, beängstigende Zahlen in Frankreich und bisher mehr als 200 000 Tote in den USA.
Diese Zahlen beunruhigen die ganze Welt, aber im Moment schaut sie überwiegend auf den einen Infizierten, Donald Trump. Nächsten Monat finden die Präsidentschaftswahlen statt und seit einiger Zeit steigern sich die Enthüllungen über Trump von Woche zu Woche, er selbst tat seinen Teil dazu, vernunftbegabte Wähler abzuschrecken.
Nun ist er mit dem Virus infiziert und wohl auch erkrankt, will seine Amtsgeschäfte vom Krankenhaus aus wahrnehmen. Erstaunlich ist die Infektion nicht, schließlich hat er sich aktiv allen Vorsichtsmaßnahmen verweigert und andere Menschen angegriffen oder verspottet, wenn sie zum Beispiel Masken trugen. Jetzt schlägt die Realität zurück und es stellt sich heraus, dass doch relativ viele Menschen in seinem Umfeld infiziert sind.
Aber wie wird sich seine Krankheit auf den Wahlkampf auswirken? Kann man ihn nun überhaupt noch angreifen, egal wie sachlich berechtigt das wäre? Öffentliche Schadenfreude verbietet sich sowieso, das wäre nämlich genau der Stil von Trump. Staatsoberhäupter wünschen ihm rasche Genesung und Joe Biden hat für ihn gebetet. Das ist edelmütig und geschickt, Gott ins Spiel zu bringen. Sein Wille geschehe!
Auch die Aktienmärkte haben reagiert, ich muss mir das aber mal erklären lassen, warum die Kurse gefallen sind, ich hätte das Gegenteil erwartet.
In Deutschland dagegen dürfen wir heute die Korken knallen lassen, schließlich sind wir seit 30 Jahren wieder vereinigt, das auch mit der Zustimmung und Hilfe der USA und Russlands. Mit der Konstellation Trump und Putin hätte das vermutlich nicht geklappt. A propos Putin, der hat die Gefahr des Virus für sich selbst erkannt, verschanzt sich und lässt nur Menschen in seine Umgebung, die vorher eine 14tägige überwachte Quarantäne eingehalten haben. Seinem angeblichen Impfstoff vertraut er offensichtlich nicht, wohingegen Trump mit Remdesivir behandelt wird, was nur logisch ist, schließlich haben die USA fast den gesamten Bestand des Medikaments aufgekauft. Allerdings hat Remdesivir eventuell schwere Nebenwirkungen und soll nur in ernsten Fällen angewandt werden soll.
Honi soit qui mal y pense.
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In einem Karton mit alten Karten - ein Geschenk meines Bruders, der meine Liebe zu Post und Papier kennt - fand ich einen Brief des Kronprinzen Wilhelm von Preußen aus dem Jahr 1934, in dem er sich für Glückwünsche zu seinem Geburtstag bedankt. Das Dankschreiben ist auf prinzlich-elegantem Papier gedruckt und mit schwarzer Tinte unterschrieben.
Besonders interessant finde ich, dass der Gratulant sein Glückwunschschreiben wohl vorgeschrieben und dieses Konzeptblättchen mit dem Brief des Prinzen archiviert hat.
Brief und Karton kommen aus Bonn, wo Wilhelm von Preußen, ein Sohn von Wilhelm II, wie schon sein Vater Mitglied der schlagenden Verbindung Corps Borussia war. Schlimmer ist allerdings die unrühmliche Rolle der Herren Hohenzollern in der deutschen Geschichte.
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Am Montag nach der Kommunalwahl in NRW hörte ich bruchstückhaft das Gespräch zweier Männer an, in dem es offensichtlich um eine gutaussehende Kandidatin ging und um die Frage, ob man einer Frau beziehungsweise Politikerin Komplimente wegen ihres Aussehens machen könne. Also eines dieser öden Gespräche, bei denen ich normalerweise weghöre, allerdings war ich noch im Raum und mein Ohr erreichte die Aussage, die Frauen, die sich daran störten, seien in der Regel die Hässlichen.
Nun liegt Schönheit bekanntlich im Auge des Betrachters und selten hat man die Möglichkeit, seine Wahl nach ästhetischen Gesichtspunkten zu treffen. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dieses Kriterium bei männlichen Politikern ohnehin keine Rolle spielt. Andererseits erfreut der Anblick von Macron oder Trudeau auch mein Auge. Und wenn ich es recht bedenke, habe ich noch keinen hübschen Diktator oder auch nur Populisten gesehen. Auch oben ohne auf einem Pferd bringt Putin mein Blut nicht zum Kochen, aber er findet sich bestimmt fantastisch. Dieses Selbstbild teilt er mit einigen Männern, und so komme ich zur eigentlichen Frage. Beziehungsweise zu zwei Fragen.
Wieso kommt ein Kerl eigentlich auf die Idee, eine Frau würde es tatsächlich interessieren, dass er ihr Aussehen gecheckt und für gut befunden hat?
Und ist es nicht eigentlich so, dass die Freude am Kompliment im Wesentlichen von der Schönheit des Mannes, der es macht, abhängt? Wenn ein Kerl aussieht wie Rumpelstilzchen, ist es echt egal, ob er eine Frau schön findet. Und wenn sie ihm dennoch im Gegenzug keine ehrliche Expertise über sein Äußeres liefert, ist das meist Mitleid oder Höflichkeit vor dem Alter.
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Ich komme doch immer mehr zu dem Schluss, dass alle Menschen einen Knall haben, manche einen kleinen charmanten, andere einen monumental großen. Ich schließe mich da nicht aus und habe die Hoffnung, dass meiner nicht allzu schlimm ist und mit dem Alter nicht wächst. Heiliger Voltaire, bitte für uns!
Also heute war wieder so ein großer Tag für die Wutbürger, die in Berlin nach Verbot und gerichtlicher Aufhebung des Verbots eine Anti-Corona-Demo inszenierten. Die Aufhebung des Verbots hat die Leute gefreut, die Auflagen vielleicht weniger, jedenfalls waren sie ihnen egal. Sie hatten ohnehin nicht die Absicht, Abstände einzuhalten oder Masken zu tragen. Die Auflösung der Demonstration durch die Polizei ist zwar folgerichtig, aber folgenlos. Denn schließlich hatte man den großen Auftritt und die schönen Bilder bis dahin ja schon. A propos Bilder, eine Freundin meinte kürzlich, man müsste diese Leute sorgfältig fotografieren. Und wenn sie an Covid19 erkrankten, sollten sie selbstverständlich die beste Behandlung bekommen, aber alles aus eigener Tasche bezahlen müssen. Hübsches Gedankenspiel, ich spiele mal weiter. Wenn also eines von diesen Genies infiziert wird und erkrankt, was macht es dann? Krankheit verleugnen und nicht zum Arzt gehen? Oder zum Arzt gehen und Diagnose verleugnen? Lässt man sich dann behandeln oder stirbt man lieber an einem Virus, das es nicht gibt? Und läuft man in der Gegend herum und infiziert Fremde, Freunde, Familie?
Wogegen wird da übrigens demonstriert? Gegen das Virus? Na ja, das ist wohl nicht so leicht zu beeindrucken und marschiert ohnehin mit, es liebt Menschenaufläufe. Gegen die medizinische Meinung, es gäbe dieses Virus und die Krankheiten, die es auslöst? Kann man nochmal die Massengräber und die nächtlichen Leichentransporte in Bergamo zeigen? Gegen die Bemühungen, das Virus an der Verbreitung zu hindern? Ich finde auch nicht alle Maßnahmen sinnvoll oder ausreichend, würde dann aber lieber für sinnvollere Maßnahmen demonstrieren. Gegen die Suche nach einem Impfstoff? Regt euch ab, wenn es einen sicheren Impfstoff gibt, wird er ja definitiv nicht für die gesamte Menschheit reichen. Da sind wir doch froh um jeden Impfverweigerer. Man kann es auch auf einen einfachen Punkt bringen. Gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Wissenschaft, gegen die Demokratie, gegen die gewählte Regierung, gegen Rücksicht und Toleranz. Es ist eine Anti-Aufklärungs-Demo. Für Aberglauben, Unwissenheit und ein obskures Deutschland, in dem unsere schlechtesten Zeiten wieder aufleben.
Nochmal, heiliger Voltaire, steh uns bei!Ach ja, etwas nervig finde ich auch die Gutbürger. Sie nehmen jede Regelung mit Genugtuung zur Kenntnis und setzen sie zu 150 % um, auch wenn evident ist, dass die Maßnahme nur symbolischen Charakter hat oder die Regel sich ändert, sobald man die Grenze seines Kleinstaates überschreitet oder wenn die Regel lästig wird. Und sie regen sich über die auf, die ein Leben haben und gar nichts dafür können, wenn man sie deshalb zum Test zwingt. So empört sich die Rheinische Post darüber, dass die Testergebnisse einer Grundschule in Reichswalde nicht schnell genug vorlagen, weil das zuständige Labor auch für die Tests am Flughafen Weeze zuständig ist. Wie kommen Menschen dazu, einfach zu verreisen, während in den Schulen die Leute stundenlang in geschlossenen Räumen sitzen und sich vielleicht infizieren, während so ein Labor einfach nicht genug Kapazitäten hat? Tests für Urlauber und Masken für Schüler, das war offensichtlich noch nicht der Weisheit letzter Schluss, wird also bald gestrichen. In Asien messen sie ja überall erstmal kontaktlos das Fieber an der Stirn, aber mit so einfachen Vorsichtsmaßnahmen geben wir uns in Deutschland nicht ab. Das wäre ja wie ein Rauchmelder als Warnung vor Feuer.
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