-
Oh, oh, Oma's Küche. Damit fängt es schon mal an, wer den Namen seines Restaurants mit einem Deppenapostroph versieht, lässt bei mir nicht direkt Lust aufkommen, mich dort an einem Tisch niederzulassen, eher beginnt mein Rotstift in der Tasche zu glühen. Mal abgesehen davon, dass Omas Küche so bräsig bratkartoffelig klingt, gar nicht appetitlich.
Aber dieses Restaurant in Binz auf Rügen macht gerade Schlagzeilen, weil es nach 17 Uhr keine Kinder mehr zulässt. OK, das ist ein Thema fürs Sommerloch, aber ich habe mir doch an den Kopf gefasst und mir deren Homepage angesehen. Es sieht innen auch aus wie bei Oma mit vielen Stehrümkes, außerdem ist der Ton auf der Seite zwanghaft pädagogisch: "In Oma´s Küche heißen wir Kinder herzlich willkommen und geben unser Bestes, um auch die jungen Gästen (sic) zu begeistern, dazu gibt es auch eine eigene Kinderkarte, aber weder Pommes noch Pizza." Ist Kartoffelbrei wirklich besser für Kinder oder geht es nur um die Deutschtümelei?
Das herzliche Willkommen hat sich ja nun erledigt, aber vorher hatte man bereits einen grenzwertigen Ansatz: "Aus diesem Grund bitten wir Eltern und Großeltern darauf zu achten, dass die lieben Kleinen sich auch entsprechend benehmen, artig mit ihrem Arsch am Tisch sitzen bleiben, nicht alles angrabbeln und weder andere Gäste noch Kellner nerven." Seine alten (antiken!) Kinderstühle hatte das Restaurant auch schon abgeschafft wegen böser EU-Normen. Echt jetzt, wieso sollten Kinderstühle denn sicher sein? Die Blagen müssen halt nur den Arsch still halten.
Die rüde Sprache kommt auch zum Einsatz, wenn der Chef auf Restaurantkritiken im Internet antwortet. Gut für ihn: Jetzt kann er alles den Reaktionen auf seine Anti-Kinder-Aktion anlasten, dabei scheint man in Oma's Küche auch mit Erwachsenen nicht immer freundlich umzuspringen. Hunde allerdings sind jederzeit willkommen und haben auch eine eigene Speisekarte.
Das ganze klingt für mich nach Speisegaststätte der guten alten DDR und AfD-Stammlokal. Läuft für Oma!
votre commentaire -
Wie schön, Ildikoo hat mir die Absolution erteilt, obwohl ich kein Indoor-Museum so richtig besucht habe. Hiermit erkläre ich Madeira also zum Freilicht-Museum. Den historischen Teil konnte ich mit den Denkmälern abdecken, aber es gibt durchaus auch ein Kunstmuseum. Gibt es wirklich, aber ich meine in dem Fall die alte Altstadt, die zu zerfallen drohte und droht. Zum Glück haben Künstler begonnen, sich der alten Häuser anzunehmen und die Türen von bewohnten und unbewohnten Häusern zu bemalen, besonders in der Rua de Santa Maria. Natürlich alles mit Genehmigung, da ist man ganz brav auf Madeira, ich habe kaum Graffiti gesehen. Heute ist dieser Teil der Altstadt sehr beliebt bei Touristen und Gastronomen. Das könnte ihn retten vor der Neubaumanie.
1 commentaire -
Denkmäler sind eine denkwürdige Sache, die so Geehrten können sich auch meist nicht wehren, genauso wie die Bewohner einer Stadt, die sich inhaltlich oder künstlerisch mit so einem Denkmal nicht anfreunden mögen. Ein Beispiel ist wohl die neue Marx-Statue in Trier. Auch die Büste von Ronaldo am Flughafen ist der zweite Versuch, nachdem die Welt sich über die erste Büste lustig machte und sie wieder entfernt wurde
Ich bin Denkmälern gegenüber skeptisch, muss sie mir aber doch meistens ansehen, wenn eines am Wege steht. Selten oder wahrscheinlich nie habe ich aber so viele Denkmäler gesehen wie in Madeira. Manche habe ich nicht verstanden, bei anderen habe ich den Bezug zu Madeira nicht verstanden. Zum Beispiel wurde im Sommer 2018 zu dessen hundertsten Geburtstag ein riesiges Monument für Nelson Mandela an der Meerespromenade in Funchal eingeweiht, aber die einzige Verbindung scheint zu sein, dass viele Menschen aus Madeira nach Südafrika ausgewandert sind. Das Denkmal ist allerdings wirklich sehr ansehnlich und keine kitschige Statue. Afrikaner werden übrigens mehrfach geehrt, da sich Madeira seiner Vergangenheit als Sklavenhalterregion bewusst ist.
Anders ergeht es der guten Sissi, die auch mal auf Madeira war und nun in einem Hotelgarten in der Nähe des Kasinos herumsteht, wo man ihr Blumen ansteckt und Selfies mit ihr macht. Auch der letzte Kaiser von Österreich, Karl I., den man nach dem ersten Weltkrieg ins Exil nach Madeira schickte und der hier starb, hat ein Denkmal neben der Kirche in Monte, wo sein Sarg steht.
Man ist hier eben sehr international. Zwei Polen habe ich gefunden, einmal den Papst Wojtyła neben der Kathedrale, dann Marschall Józef Piłsudski, von polnischen Touristen geschmückt mit rot-weißen Bändern. Anders als Karl I., der sich in Madeira eine Lungenkrankheit zuzog, weil ihm das Geld ausging und er in eine feucht-kalte Behausung umziehen musste, wurde der Marschall hier wieder gesund und feierte seinen Namenstag am 19. März, was die Post an den Rand ihrer Möglichkeiten brachte, als er mehr als eine Million Glückwunschbriefe und -karten bekam.
Cristoph Kolumbus hat mehrfach Rast gemacht auf Madeira, um auf dem Weg nach Amerika aufzutanken, das bringt ihm neben Straßennamen und einem Berufskolleg natürlich ein riesiges Standbild ein.
Von Winston Churchill, der auf Madeira seine Liebe zur Malerei entdeckte, habe ich allerdings kein Denkmal gesehen, nur eine Platte an einer Mauer in Câmara de Lobos , wo er meist mit seiner Staffelei gestanden hatte.
3 commentaires -
Wie schön, Ildikoo hat meinen ersten Blogeintrag von Madeira gelesen und kommentiert, sie will wissen, ob ich im Museum war. Ja, war ich, fast.
Übrigens stimmen die Datumsangaben nicht mit dem Datum des Eintrags überein, ich benutze lieber die Daten meines Aufenthaltes, sonst vergesse ich sie irgendwann.
Das erste, was ich von Madeira sah, während ich auf mein Gepäck wartete, war die Büste von Cristiano Ronaldo dos Santos Aveiro, dessen Namen jetzt sogar dem des Flughafens hinzugefügt wurde. Die Büste ist natürlich bekannt und lockt kleine und große Jungs an, die sich mit Ronaldo fotografieren lassen. Das gilt auch für die Statue im Hafen vor dem Museum, dass ich fast besucht habe.
Ich weiß, chère Ildikoo, ein Fast-Museumsbesuch zählt nicht, und dieses Museum zählt auch nicht so richtig, Cristiano Ronaldos Fußballmuseum CR7. Deshalb bin ich auch nicht reingegangen, um die Ansammlung von Pokalen zu bewundern. Ich finde, dass ich in der Eingangshalle schon alles gesehen habe. Aber ich habe mir am Automaten für zwei Euro eine Ronaldo-Gedenkmünze gezogen, nur damit auf meiner Kreditkartenabrechnung CR7 steht. Wer weiß, wen ich mit der Münze mal beglücken kann. Das Museum ist eigentlich eine Zugabe zum Hotel Pestana CR7, das ich zwar nur von außen gesehen habe, das aber wirklich nicht meinen Geschmack trifft. Vermutlich wohnen dort auch nur Fans von Ronaldo und reden den ganzen Tag über Fußball.
Ich weiß eigentlich nicht viel über Ronaldo, habe ihn zweimal bei einer Meisterschaft im Fernsehen gesehen und fand seine Art nicht sonderlich sympathisch. Aber auf Madeira, wo er geboren ist, wird er verehrt und tut wohl auch viel Gutes. Klar könnte er auch einfach seine Steuern korrekt bezahlen, aber das sieht man ihm nach. Wie ein junger Mann zu mir sagte: "Wollen wir nicht alle ein paar Millionen sparen?" Wohl wahr. Und wollen nicht alle sportlichen Jungs Fußballmillionär werden?
Ronaldos Statue ist aus Metall, und ihr passiert das, was allen Statuen aus Metall passiert, sie wird immer wieder an bestimmten Stellen angefasst, die dann ganz glänzend erscheinen im Gegensatz zum Rest. Interessant finde ich dann immer, welche Stellen angefasst werden. Klar, bei Ronaldo sind es die Füße, allerdings deutlich mehr der linke Fuß.
Dann aber auch die Hände, das kann doch nicht gut sein, Handspiel? Der Kopf ist gänzlich unberührt, dem scheint man nicht so viel zuzutrauen. Ja, und dann fassen sie dem Cristiano auch noch gern in den Schritt. Die zukünftigen Fußballmillionäre sind halt noch mehrheitlich in der Pubertät.
3 commentaires -
Während Ildikoo sich endlich den Traum erfüllte, nach Emden und an die Nordsee zu fahren, den Pilsumer Leuchtturm zu besuchen und in ostfriesischer Gemütlichkeit zu schwelgen, hatte ich mich für eine Insel im Atlantik entschieden im festen Glauben, dort würde es deutlich kühler sein als in Deutschland, wo dieser Sommer regenlos zwischen 30 und 40 Grad verharrt. Na ja, vielleicht war es ein bisschen kühler und es wehte zuweilen ein Lüftchen, aber eigentlich war es auch auf Madeira heiß. Allerdings war es dort grün und abends zogen Wolken über den Bergen auf, die sich dann während der Nacht in die Levadas ergossen, das ausgeklügelte traditionelle Bewässerungssystem der Insel.
Jetzt hat die gute Idikoo sogar ihren Blog mit Bildern aus Ostfriesland versorgt und verlangt von mir, dass ich auch etwas über meine Reise schreibe. Nun denn.
Mein Hotel in Funchal war ein altes Herrenhaus, die Quinta Perestrello, zehn Fußminuten vom Stadtzentrum entfernt und zur anderen Seite hin an der Estrada Monumental, wo sich zahlreiche Läden und Restaurants befinden. Dort liegt auch das Hole in One, das zu meinem Lieblingspub wurde, weil es dort so wunderbaren Cider gab.
Mein erster Abendspaziergang führte die Estrada Monumental hinunter, zuerst an einem kleinen Supermarkt vorbei, der Postkarten für 25 Cent verkaufte, aber auch Champagner für 179,95 Euro. Natürlich gab es auch Madeirawein in diversen Preisklassen und Perrier, die beiden wichtigsten Bedürfnisse konnten also jederzeit gestillt werden. Postkarten und Sprudelwasser, was sonst.
Danach sah ich noch diverse nette Restaurants, in einem gab es Folkloretanz und ich bemerkte zum ersten Mal die traditionellen Trachten mit den eigenartigen Mützen, die aussehen wie bestickte Aluhüte.
Dort entdeckte ich auch den Laden, in dem Korktaschen und -täschchen im Angebot waren, leider habe ich mich beherrscht und keine Taschen gekauft, auch später nicht. Am Schluss blieb ich dann beim Cider im Pub hängen. Voilà ma chère, Funchal versus Emden, Atlantik versus Nordsee, Pool versus Watt, Ronaldo versus Otto, il n'y a pas de gagnante.
1 commentaire -
Alle Jahre wieder werden Abiturreden gehalten und Geschenke an LehrerInnen verteilt, beides nicht selten mit einer Message versehen, wie man von den Klassen wahrgenommen wird. Allerdings können es ganz alltägliche Dinge sein, die den Studierenden auffallen, nur selten werden da Kritikpunkte thematisiert.
Ich erinnere mich, dass bei meiner eigenen Abiturfeier eine Lehrerin, die ich allerdings während meiner ganzen Schulzeit nie im Unterricht hatte und daher auch nicht kannte, einen roten Faden bekam. Das fand ich schon etwas böse, aber ich konnte ja nicht beurteilen, wie groß das Bedürfnis war, ihr diese Kante zu verpassen.
Ich erinnere mich auch, dass sich ein Kollege mal sehr über sein Geschenk geärgert hat, wobei ich mich nicht mehr an das Geschenk selbst erinnere, so böse kann es also nicht gewesen sein.
Was mich betrifft, so waren meine Haare häufiger mal Thema, weil ich sie morgens nicht föhne. Aber nasse Haare trocknen im Laufe der ersten Stunde, während eine Charaktereigenschaft nicht so leicht verschwindet.
Ich habe das auch schon mal auf meinem Schulblog geschrieben und mich gewundert und gefreut, dass nicht der Blog selbst thematisiert wurde. Prompt zog im nächsten Jahr die Rednerin über meinen Blog her, in dem ich angeblich schadenfroh und sarkastisch über Studierende schreibe. Ich persönlich sehe das natürlich nicht so und habe auch den Eindruck, dass die Studierenden, die erwähnt werden, das durchaus mögen. Allerdings glaube ich auch, dass ausgerechnet diese Rednerin den Blog nie gelesen hat, warum auch, sie kam niemals vor. Ich bin da vorsichtig und schreibe nicht über Studierende, die ich für völlig humorlos halte.
Trotzdem hat sie womöglich Recht, denn die Selbst- und die Fremdwahrnehmung driften häufig auseinander. Interessant wird es, wenn jemand eine recht harmlose Fremdwahrnehmung ganz anders interpretiert und sich davon getroffen fühlt.
Was tun, wenn man die Wahrnehmung für falsch hält? Na ja, entweder gar nichts, weil es einem piepegal ist, oder man muss sich wehren. Oder rächen, was allerdings nach dem Abitur nicht mehr klappt. Schmollen geht auch, ist aber nur schlecht für einen selbst.
Was nun, wenn man die Wahrnehmung zwar für ärgerlich, aber richtig hält, vielleicht sogar aus diesem Grund selbst erst etwas in eine harmlose Aussage hineininterpretiert hat?
Entweder hält man diese seine Eigenschaft für richtig und nötig, dann sollte man auch selbstbewusst dazu stehen. Oder man mag die Eigenschaft nicht, dann sollte man versuchen, sie abzulegen. Das klappt nicht unbedingt, dann muss man damit leben. Aber eines geht nicht, nämlich von anderen zu verlangen, dass sie diese Eigenschaft nicht mehr wahrnehmen sollen oder zumindest so tun sollen, als würden sie sie nicht bemerken. Obwohl die meisten Menschen das schon von sich aus so machen und man selbst auch ganz gern ein Tuch über den Spiegel hängt.
votre commentaire -
Ach, ich freu mich, Frankreich ist noch immer im Rennen und wird gegen Belgien antreten, das nennt man wohl ein Derby. Da hätten sie sich auch in Lille treffen können. Gerade spielen Russland und Kroatien, 1:1, da geht noch vieles. Ich hatte ja schon am Anfang Russland auf der Favoritenliste. Stellt sich jetzt nur noch die Frage, wer im Endspiel gegen Frankreich verliert.
Das Elfmeterschießen ging dann glücklich aus für Kroatien, auch schön. Ich mochte den russischen Trainer, der wirkte immer so abgeklärt.
votre commentaire